So., 18.11.07 | 17:03 Uhr
Das Erste
Alfred Wegener – ein Portrait
Er war 27 Jahre alt. Alfred Wegener, ein Forscher voller Tatendrang, schloss sich 1907 einer dänischen Polarexpedition an.
Zum ersten Mal sah er die Eisberge vor der Küste Grönlands. Ruhig und mächtig, durch nichts aufzuhalten. Was wäre, dachte der Siebenundzwanzigjährige, wenn die Kontinente sich ähnlich verhalten? Wenn sie einfach auf dem schweren, magmatischen Untergrund schwimmen, weil sie leichter sind?
Eine Idee bekommt Konturen
Zuhause ließ ihn dieser Gedanke nicht mehr los. Ein Freund schenkte ihm einen Atlas. Er betrachtete darin stundenlang eine Weltkarte: Warum passen Afrika und Südamerika so gut zusammen? Diese Frage haben sich Gelehrte schon vor ihm gestellt. Doch auf den Gedanken, dass die Kontinente sich bewegen, kam keiner. Alfred Wegener entwickelte eine Theorie: Es gab vor Urzeiten nur einen riesigen Kontinent. Dieser Superkontinent brach auseinander, die Erdteile driften seither voneinander weg.
Wissenschaftler und Abenteurer
Alfred Wegener wurde am 1. November 1880 als jüngstes von fünf Kindern in Berlin geboren. Sein Vater unterrichtete Religion und alte Sprachen an einem Gymnasium. Alfred Wegener studierte Physik, Meteorologie und Astronomie und promovierte mit 25 Jahren in Berlin. Alfred Wegener stellte zusammen mit seinem Bruder Kurt 1906 einen Weltrekord auf – ein 52 Stunden langer Ballonflug.
Der Universalgelehrte
Doch Alfred Wegener hat immer über den Tellerrand seiner Studienfächer geschaut und die ungelösten Rätsel der Geologie haben es ihm besonders angetan: 1912 – mit 32 Jahren – veröffentlichte Alfred Wegener seine Theorie über die Kontinentalverschiebung – vor der Jahreshauptversammlung der geologischen Vereinigung.
Drei Jahre später wurde sein Hauptwerk "Die Entstehung der Kontinente und Ozeane" veröffentlicht.
Der Außenseiter
Die geologische Fachwelt hatte nicht mehr als Hohn, Spott und Ablehnung für die Theorie des Meteorologen übrig. Zehn Jahre lang versuchte er immer wieder, die Experten zu überzeugen, doch das überwiegende Urteil der geologischen Elite blieb vernichtend.
Der Polarforscher
Wegener wandte sich wieder der Polarforschung zu. Die Dicke des grönländischen Inlandeises wollte Wegener bestimmen – genau in der Mitte des riesigen Landes. Es war keineswegs Frustration, die Wegener zu der gefährlichen Forschungsreise trieb. Schwierige Bedingungen, körperliche Anstrengung in extremer Umgebung, das war ganz nach Wegeners Geschmack, ein Tagebucheintrag:
"Hier draußen gibt es Arbeit, die des Mannes wert ist, hier gewinnt das Leben Inhalt. Mögen Schwächlinge daheim bleiben und alle Theorien der Welt auswendig lernen, hier draußen Auge in Auge der Natur gegenüber zu stehen und seinen Scharfsinn an ihren Rätseln zu erproben, das gibt dem Leben einen ganz ungeahnten Inhalt."
Tödliche Fehleinschätzung
Seine Expedition 1929 ins Grönlandeis ist tatsächlich nichts für Schwächlinge. Die neuen, propellerbetriebenen Motorschlitten erweisen sich als nahezu untauglich. Die Gruppe kommt viel langsamer voran als geplant, die körperliche Erschöpfung ist brutal. Sie schaffen es trotzdem, drei Eisstationen zu errichten, allerdings mit gehöriger Verspätung.
Dadurch verschob sich Wegeners Folgeexpedition im darauf folgenden Jahr um sechs Wochen – mit schlimmen Folgen: 1930 kam der arktische Winter sehr früh, das Versorgungsschiff kam nicht mehr durch das Eis. Alfred Wegener und ein einheimischer Helfer versuchten bei Minus 50 Grad noch bis zur Küste vorzudringen, beide starben im Eis.
Autor: Uwe Leiterer
Literatur
Die Entstehung der Kontinente und Ozeane
von Alfred L. Wegener
Gebundene Ausgabe: 481 Seiten
Verlag: Borntraeger;
Auflage: N.-A., Nachdrucke (November 2005)
ISBN-10: 3443010563
ISBN-13: 978-3443010560
Alfred Wegener.Polarforscher und Entdecker der Kontinentaldrift
von Christine Reinke-Kunze
Gebundene Ausgabe: 188 Seiten
Verlag: Birkhäuser Verlag (1994)
ISBN-10: 3764329467
ISBN-13: 978-3764329464
Alfred Wegener, Erforscher der wandernden Kontinente
von Klaus Rohrbach
Verlag: Freies Geistesleben, Stuttgart 1993.
ISBN 3-7725-1103-1
Alfred Wegener und die Drift der Kontinente
von Martin Schwarzbach:
Verlag: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1980
ISBN 3-8047-0582-0
Stand: 24.09.2012 11:35 Uhr