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Aus Diamanten zum Brillanten

Antwerpener Schleifer verwandeln durch ihre Kunst Rohdiamanten in funkelnde Schmuckstücke für die Ewigkeit.

Ein guter Schliff kann einen Diamanten um 100.000 Euro aufwerten und der Antwerpen-Schliff ist immer noch der beste Diamantenschliff der Welt, trotz Billigkonkurrenz aus Indien und China. „Cut in Antwerp“ gilt weltweit als wertvolles Prädikat. Wie bringen Schleifer aus Antwerpen einen Diamanten zum Funkeln?

Antwerpen ist die Stadt der Diamanten

Mann am Schreibtisch kontrolliert unter einer Lampe einen Rohdiamant
Diamanten-Einkäufer Matthias Uyttendaele prüft penibel die Rohdiamanten. | Bild: SWR

Und damit Zentrum eines globalen Milliardengeschäfts. In einigen engen Nebenstraßen werden die edlen Steine nicht nur gehandelt. In unzähligen Werkstätten werden die Rohdiamanten zu wertvollen Brillanten geschliffen.

Eine der modernsten Schleiferei der Stadt

Mann an Werktisch mit Biokel im Auge und schleift einen Diamant
Schleifer wie Eddie Van Hooydonck sind spezialisiert auf einzelne Schleifvorgänge. | Bild: SWR

Anfang steht ein eher unscheinbarer Rohdiamant. Die Schleiferei Diamcad ist eine der modernsten der Stadt. Matthias Uyttendaele ist für den Einkauf zuständig. Penibel untersucht er Stein für Stein.

Der Preis eines Rohlings hängt ab von seiner Größe, Farbe und Reinheit. Matthias Uyttendaele erklärt, warum der Schliff so wichtig ist. "Der Schliff ist das Einzige, was wir noch in der Produktion beeinflussen können. Farbe oder Unreinheiten lassen sich nicht ändern. Der Schliff aber kann einen Preisunterschied von ein paar Prozenten ausmachen." Diese paar Prozente machen schnell fünfzig Tausend Euro oder mehr pro Stein aus.

Mit Computerunterstützung - wenig Abfall

Computermodell eines Diamanten
Der Computer hilft heutzutage, den Rohdiamant für den Schliff vorzubereiten. | Bild: SWR

Wie viele Brillanten stecken im milchigen Rohstein? Bei der Analyse hilft heute der Computer. Er scannt den Rohling und schafft sein exaktes virtuelles Ebenbild - samt allen inneren Unreinheiten. Der Rechner schlägt auch verschiedene Varianten vor, in wie viele Teile der Stein optimal zersägt werden könnte. Das Ziel: Ideal geformte Steine und möglichst wenig Abfall.

Aber wie zersägt man das härteste Material der Welt? Nur mit einem Laserstrahl lassen sich Diamanten sauber in alle Richtungen schneiden.

Monatelanges Schleifen auf Tausendstel Millimeter genau

Geschliffener Diamant in den Finger eines Schleifers
Fertig: Der Diamant wurde zum Brillanten | Bild: SWR

Dann prüfen Experten das Resultat und erstellen einen exakten Plan, wie jeder einzelne Stein zu schleifen ist. Zunächst wird der kantige Rohling perfekt rund geschliffen.

Dann durchwandert er die Schleiferei. Jeder Schleifer hat sich auf nur eine oder zwei Facetten spezialisiert. Eddie Van Hooydonk schleift, kontrolliert, schleift. Und so entstehen in seinen Händen die schönsten Brillanten der Welt, auf einen Tausendstel Millimeter exakt geschliffen. Das schafft keine Maschine der Welt.

Eddie Van Hooydonck schleift nach Gefühl: "Es ist Gefühl. Ich muss immer wieder mit der Lupe sehr genau kontrollieren, wie die Facetten sich in der Größe verändern, bis es stimmt."

Falsch geschliffen funkelt nicht

Computergrafik:  Wie das Licht in einem geschliffenen Diamanten gebrochen wird.
Werden Winkel und Proportionen nicht exakt geschliffen, verliert der Brillant an brillanz. | Bild: SWR

Ein Brillant ist acht-symmetrisch und besitzt mindestens siebenundfünfzig Facetten.
Sie reflektieren fast das gesamte Licht, das in den Diamanten eintritt - so entsteht das innere Leuchten.

Diamanten haben die höchste optische Brechkraft aller Edelsteine, und die sorgt auch für das farbige Funkeln - das weiße Licht wird wie ein Prisma in alle Farben zerlegt. Alle Winkel und Proportionen des Brillanten müssen dafür exakt stimmen. Schon kleinste Abweichungen von der idealen Geometrie des Brillantschliffs verschlechtern das Ergebnis. Werden zum Beispiel die unteren Facetten etwas verflacht, verliert der Stein in seiner Mitte an Glanz.

Autor: Dirk Beppler

Stand: 11.05.2012 13:02 Uhr

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