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Gefährliche Ratten

Es sind Bilder aus längst vergangenen Zeiten, als die Welt noch mystisch und unerklärlich war. Als eine Strafe von Gott galten Krankheiten, gesandt als Fluch des Herrn. Heilung von Seuchen sollte nur der erhalten, der fromm und gottesfürchtig Abbitte leistet.

Doch davor half kein Flehen: Dem schwarzen Tod, der Pest. Im vierzehnten Jahrhundert fiel ihr ein Drittel der europäischen Bevölkerung zum Opfer.

Ratte in der Nacht
Ratten suchen die Nähe zum Menschen. | Bild: BR

An einer Brücke in München erinnert ein steinernes Kreuz an die Jahrtausendseuche. Gebracht von den Ratten. Millionen von Ihnen lebten damals unter den Menschen und tun es noch heute. Angezogen von den Abfällen sind sie die heimlichen Herrscher.

Im Mittelalter ging die Pest um

Rot erleuchteter Kirchturm und Jesuskreus
Finstere Zeit: Das Mittelalter war beherrscht von der Pest-Epidemie | Bild: BR

Schon im Mittelalter wussten die Menschen, die Pest ist in der Stadt, wenn die erste tote Ratte gefunden wird. Dabei kann die Ratte nur bedingt etwas für die große Pestepidemie. Ratten sind lediglich Träger von Parasiten wie Flöhen, Läusen und Milben. Und diese Läuse und Flöhe können die Pesterreger, die eigentlich krankmachenden Bakterien, auf den Menschen übertragen, wenn die Ratten sehr eng mit den Menschen leben.

Heutzutage sind Kanalarbeiter gefährdet

Kanalarbeiter im Kanalsystem
Kanalarbeiter leiden häufig an Leptospirose. Die Krankheit kommt von Baterien, die von Ratten übertragen wird. | Bild: BR

Ratten lieben die Nähe zu Menschen, denn sie bieten ihnen paradiesische Lebensräume, gerade in der Stadt. Hier ist man nie weiter als 7 Meter von einer Ratte entfernt, schätzen Wissenschaftler. Im Untergrund des Kanalsystems ist ihre liebste Zuflucht, wo es feucht und dunkel ist. Wie viele Ratten in den Schächten leben, weiß niemand, nur, dass sie den Menschen sehr gefährlich werden können, die hier arbeiten.

Denn Ratten übertragen ein lebensgefährliches Fieber über ihre Exkremente, die Leptospirose. Die Bakterien sind nur einen Millimeter groß und in den Kanälen inzwischen so verbreitet, dass Leptospirose eine anerkannte Berufskrankheit bei Kanalarbeitern ist. Sie kann sehr harmlos verlaufen, ein bisschen Schnupfen und Erschöpfungszuständen, sie kann aber auch sehr stark mit sehr hohem Fieber und Leberveränderungen, also Gelbsucht einhergehen – die Betroffenen werden schwerkrank.

Ratten bringen immer wieder neue Parasiten

rot gesprenkelter Oberarm
Ein Münchner Medizinstudent entdeckte an sich einen merkwürdigen Hautausschlag | Bild: BR

Seit Jahrhunderten bekämpfen die Menschen die Ratten, ohne wirklichen Erfolg. Und die Ratten schleppen immer neue Krankheiten zu uns. Für Aufsehen sorgte vor wenigen Jahren der Fall eines Münchner Medizinstudenten. Nächtelang kam er nicht zur Ruhe, gepeinigt von schrecklichem Jucken war kein Schlaf zu finden. Ein rätselhafter Hautausschlag, auch der Besuch beim Arzt brachte keine Erkenntnis.

Während eines Arbeitstages im Labor plötzlich eine Entdeckung: Auf dem weißen Kittel zuckt ein kleiner schwarzer Punkt. Mit einem Stück Klebefilm fängt er das winzige Insekt.

Die Forscher im Parasitologischen Institut staunen: Eine tropische Rattenmilbe. Nach einer Rattenkämpfung in der Nähe seiner Wohnung hatten sich die Parasiten in einen Kanalschacht geflüchtet und Monate später den Studenten befallen. Die tropische Rattenmilbe kann bis etwa zweieinhalb Monate überleben, ohne dass sie an einem Wirt, also einer Ratte oder auch einem Menschen Nahrung aufnehmen muss. Sie saugt Blut oder Lymphe, Gewebsflüssigkeit.

Unzählige Parasiten fühlen sich im Fell der Ratte wohl – mehr als drei Dutzend schwere Krankheiten können sie so übertragen.

Autorin: Doris Tromballa

Stand: 11.05.2012 13:01 Uhr

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