So., 09.12.07 | 17:03 Uhr
Das Erste
Invasion der Käfer
Niptus hololeucus, der Messingkäfer ist einer von den Eindringlingen, die versuchen in den letzten warmen Tagen vor der kommenden Kälte in die warme Behausung von Homo Sapiens zu fliehen.
Durch Vögel und über Lebensmittel- und Tiernahrungstransporte der globalisierten Industriegesellschaft hat er sich in ganz Europa verbreitet. Auch wenn er selbst auch nicht fliegen kann – er ist ausdauernd! Einmal im Haus sucht der Eindringling ein Versteck.
Der Messingkäfer ist ein Materialschädling. Organische Dämmstoffe sind eine Delikatesse genauso wie Rosshaarpolster, Leder, sogar Matratzen.
Winterunterkünfte sind stark umkämpft
Ein anderer weitgereister Untermieter ist der australische Teppichkäfer. Er nistet sich gerne in Teppichen ein. Warum er in seiner Heimat von Blütenpollen lebt, bei uns aber alle Stoffe und Leder frisst, ist ein noch ungeklärtes Rätsel.
Exotische Invasoren wie Messing- und Teppichkäfer sind kaum aufzuhalten. Reinigungsmittel – auch wenn sie stark desinfizierend wirken, erzeugen vermutlich bei Ihnen nicht einmal Übelkeit. Derzeit gibt es nichts was die beiden Weitgereisten aufhält:
Keine Lockstoffe, keine Fallen, nicht einmal Chemie verspricht 100%gen Erfolg. Auch ein Staubsauger wird dem Messingkäfer nicht gefährlich. Der Chitinpanzer des Messingkäfers ist extrem stabil. Im Staubsaugerbeutel kann er wochenlang überleben. Und wehe die Einsaugverschlüsse sind undicht...
Exot aus Ägypten
In Heizungsräumen und -Kellern macht sich wegen der Wärme der Rohre noch ein anderer Exot breit: Monomorium pharaonis, die Pharaoameise ist dank der Klimaerwärmung überall auf dem Vormarsch. Angeblich kam sie im vorigen Jahrhundert beim Transport einer Mumie nach Europa – daher ihr Name. Die Pharaoameise frisst alles: Speisereste, Abfälle und Exkremente. Durch dabei aufgesammelte Keime wird sie zu einem extrem gefährlichen Krankheitsüberträger.
Denn sie kommt häufig mit menschlicher Nahrung in Kontakt. Sie verfügt über ein ausgefeiltes Kommunikationssystem. Ähnlich wie die Biene kann sie Richtung und Ort der Nahrungsquelle übermitteln. Pharaoameisenvölker haben nicht nur eine Königin, wie die meisten einheimischen Ameisenarten, sondern bis zu 200!
Wird eine getötet, ist das Volk nicht gefährdet - es ist immer Ersatz vorhanden. Entlang der Heizungs und Fernwärmerohre und über Risse im Mauerwerk kann sich EIN Volk über ganze Wohnblöcke ausbreiten – trotz deutscher Kälte.
Bekämpfung zwecklos
Es mag möglich sein einzelne Invasoren zu töten. Sie wieder ganz loszuwerden, ist schwierig, denn überall gibt es Verstecke, an die Homo sapiens nicht im Traum denken würde. Homo Sapiens ist ahnungslos während Technisierung, Globalisierung und Klimaerwärmung die Invasion der exotischen Untermieter fördert.
Autor: Florian Guthknecht
Stand: 22.03.2013 11:59 Uhr