So., 09.12.07 | 17:03 Uhr
Das Erste
Hausstaubmilben
So fleißig wir auch wischen, nach einer Woche ist er doch wieder da, der Staub. Hinter unseren Türen und in den Ecken tanzen die Flusen fröhlich übers Parkett.
Aber die sind nicht nur lästig und erwecken den Anschein, als seien wir zu faul zum Putzen, sondern sie können sogar gefährlich sein. Denn ein Großteil dieses Staubes ist der Kot der Hausstaubmilbe.
Die Hausstaubmilbe liebt es kuschelig warm
Dermatophagoides: Ein Mitbewohner, der zu Millionen unsere Häuser und Wohnungen bevölkert. Und er ist uns ausgerechnet da besonders nah, wo wir eigentlich in Ruhe gelassen werden möchten: Wo es kuschelig warm und weich ist – im Bett, in den Kissen, in Polstermöbel. Millionen leben hier zusammen. Denn da gibt es ihre Lieblingsmahlzeit, Hautschuppen. Etwa 2 Gramm verliert der Mensch pro Tag, und davon kann sich 1 Million Milben satt fressen.
Der Morgen lässt das Milbenreich erbeben
Doch jeden Morgen erschüttert ein Erdbeben die Ruhe der Großfamilie. Der Mensch hat ihr den Kampf angesagt, er hat Angst vor ihr. Denn sie hat eine ungenehme Nebeneigenschaft: Die Hausstaubmilbe produziert Kot, etwa 20 Kügelchen pro Tag. Die verteilen sich als feiner Staub in unseren Betten, Staub, den wir die ganze Nacht lang einatmen, und der Allergien auslösen kann.
Tränende Augen und Atemnot beim Schlafen sind erste Warnzeichen. Ein Teelöffel voll Schlafzimmerstaub enthält im Schnitt fast 1000 Milben und 250.000 winzigster Kotkügelchen. Dieser Kot enthält allergieauslösende Bestandteile, diese verteilen sich als feiner Staub, werden eingeatmet und können Allergien und Atemwegserkrankungen hervorrufen.
Unruhe, Kälte und Nässe – nix für die Milbe
Also: Weg mit dem Dreck. Allerdings beeindruckt der Staubsauger die Milbe nicht besonders, nur wenige Zentimeter tief reicht seine Wirkung. Feucht durchwischen stört sie schon eher, denn Nässe mag sie gar nicht. Genauso wenig wie Kälte, Frischluft und immer diese Unruhe, wenn die Bettwäsche ausgeschüttelt wird.
Gebährfreudig
Aber die Milbe hat sich auf ihren ungastlichen Vermieter bestens eingestellt. Mit einem extrem kurzen Reproduktionszyklus. Nach nur drei Wochen sind die Tiere geschlechtsreif, die Weibchen legen dann bis zu 50 Eier, ein explodierendes Bevölkerungswachstum in unseren Betten. Ein Kopfkissen, das jahrelang nicht gereinigt wurde, enthält abermillionen Milben, tote Milben und Milbenkot.
Überlebenskünstler
Da hilft nur heiß Waschen: wöchentlich bei 90 Grad. Und dennoch: Eine halbe Stunde bei 90 Grad in der Waschmaschine überleben bis zu zehntausend Milben! Außerdem sind Milben nicht auf unser Bett angewiesen. Auch in unseren Teppichen finden sie ein gemütliches Zuhause. Milben lauern Allergikern in allem auf, es muss nur aus Stoff und sein und Zimmertemperatur haben.
Und: Milben sind mobil. An Bord unserer Pantoffeln und Socken können sie sich immer wieder neue Lebensräume im ganzen Haus erschließen.
Anti-Baby-Spray
Und doch gibt es da vielleicht etwas, was den Überlebenskünstlern zum Verhängnis werden könnte. Milbenspray aus dem Öl einer indischen Pflanze, dem Neem-Baum. Die wissenschaftlichen Untersuchungen sind noch widersprüchlich: manchmal wird das Öl als sehr hilfreich, manchmal als wirkungslos bezeichnet. Es wirkt wie eine Anti-Baby-Pille bei der Milbe: Ihre Reproduktion wird unterbrochen.
Sie ist ein recht anhänglicher Mitbewohner, die Hausstaubmilbe. Was uns trösten sollte: Eine milbenfreie Wohnung gibt es nicht, und es ist kein Zeichen von mangelnder Sauberkeit, wenn wir diese kleinen Monster so massenhaft beherbergen.
Autorin: Doris Tromballa
Stand: 11.05.2012 13:02 Uhr