So., 02.12.07 | 17:03 Uhr
Das Erste
Vom Ökobäcker zum Heizungsbauer
Öko-Brötchen backt Michael Schwarzmaier schon lange. Doch herkömmliche Bäckeröfen wie er sie bis vor kurzem benutzte, verbrennen Öl und Gas, produzieren Unmengen des Treibhausgases Kohlendioxid.
Dies möchte Schwarzmaier ändern, statt Erdöl sollten es Holzpellets aus dem nahen Wald sein. Als ein Neubau ansteht, möchte Schwarzmaier endlich eine wirklich ökologische Backstube. Mit seiner Idee betritt Schwarzmaier technisches Neuland. Er muss selbst nach einer Lösung suchen, nach Ofen, Brenner und der passenden Steuerung dazu. Das kostet Lehrgeld.
Ein Pilotprojekt wird geboren
In Bayern findet er keine Unterstützung, doch das Bundesumweltministerium lässt sich für seine Idee begeistern, unterstützt ihn mit Geld, macht seine Backstube sogar zum Pilotprojekt. Denn den Beamten ist klar: Bei 16000 Bäckereien in Deutschland lässt sich auf diese Weise viel Energie und CO2 einsparen.
Es gibt keine fertigen Bäckerei-Öfen mit Holzpellet-Beheizung zu kaufen. Auch keine angepasste elektronische Steuerung und die Wärmetauscher um die Abwärme für das Wohnhaus nutzen zu können.
Schwarzmaier muss daher aus verschiedenen handelsüblichen Bausteinen ein kompliziertes System zusammenstellen.
Europaweite Suche nach Herstellern
In Italien findet er nach langer Suche einen Hersteller eines extrem energiesparenden Backofens, in den sich ein anderer Brenner einbauen lässt. Ein österreichischer Hersteller von Holzpellet-Heizungen für Wohnhäuser liefert einen Brenner und die Steuerung kommt von einem deutschen Ingenieurbüro.
Schwierige Anfangsphase
Die Anfangszeit ist schwierig. Es dauert lange bis alles reibungslos funktioniert. Im ersten Winter fällt die Heizung gleich mehrere Wochen aus. Notgedrungen wird Schwarzmaier zum Experten. Muss lernen, die Anlage selbst zu reparieren. Wenn sein Backofen etwa in der Nacht streikt, darf sein Betrieb nicht still stehen. Er kann nicht bis zum Morgen auf einen Techniker warten.
Doch seit die anfänglichen Probleme gelöst sind, ist Schwarzmaier von seiner Lösung überzeugt. Er backt seine Brötchen mit Holzenergie und heizt Haus und Warmwasser mit der Abwärme.
Nur noch sieben Prozent der des Kohlendioxids einer herkömmlichen Bäckerei produziert er heute, spart soviel Kohlendioxid ein wie 25 Einfamilienhäuser erzeugen. Für Warmwasser und Heizung seines Wohnhauses wird gar kein Kohlendioxids erzeugt. Dafür nutzt er ja die Abwärme der Backstube.
Der selbstentwickelte Brenner
Als ihm andere Bäcker folgen wollen, taucht ein unerwartetes Problem auf. Der österreichische Hersteller des Brenners verkauft keine einzelnen Brenner mehr, nur noch ganze Heizanlagen. Doch auch hierfür findet Schwarzmaier eine Lösung.
Zusammen mit einem Schlosser konstruiert er einen neuen, leistungsstarken Holzpellets-Brenner für die Backöfen, der sogar nachträglich eingebaut werden kann. Er bringt dabei seine ganzen Erfahrungen und Ideen ein. Wird dadurch selbst zum Hersteller von Holzpelletbrennern, die er anderen Bäckern anbietet.
Komplettes Heizungssystem für Bäckereien
Zusammen mit der passenden Steuerung gibt es jetzt ein ökologisches System für Backstuben. Und es ist so günstig, dass es sich durch die Energieeinsparung schnell amortisiert. Jetzt haben auch andere Bäcker die Möglichkeit, genau wie Schwarzmaier, mit jedem Kilo Mehl mehr als ein Kilo Kohlendioxid einzusparen. Brötchen für Brötchen, Brot für Brot.
Autor: Vladimir Rydl
Stand: 03.04.2014 11:35 Uhr