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007 - Lizenz zum Tricksen

Bond, James Bond, Agent 007 des britischen Geheimdienstes, hat die Lizenz zu töten und jede Menge Tricks fürs Überleben. Auch im neuesten Streifen "Quantum of Solace".

Seit 1962 besteht Bond halsbrecherische Abenteuer. Dabei strapaziert er oft genug die Gesetze der Physik. Das jedenfalls meint Tolan, Metin Tolan, Professor für experimentelle Physik an der TU-Dortmund und großer James Bond Fan. Welche Agenten-Tricks sind machbar und welche schlicht unmöglich?

Laserwaffen

Der Wissenschaftler nähert sich dieser Frage mit Augenzwinkern und physikalischer Gründlichkeit. Laser etwa sind eine beliebte Waffe in vielen Bond-Filmen, zum Beispiel in "Der Hauch des Todes". Im Film zerlegt 007 die Karosserie eines Polizeiwagens mit einem Laser, eingebaut in die Radnabe seines Aston Martin. Klingt abenteuerlich. Aber schon mit einem Laserpointer, demonstriert Tolan, kann man zum Beispiel einen Luftballon zum Platzen bringen. Moderne Industrielaser durchtrennen mühelos sogar vier Millimeter dicken Stahl. Der Laser in Bond's Aston Martin könnte also mit Hilfe einer starken Autobatterie tatsächlich funktionieren.

Der Film "Diamantenfieber" setzt noch eins drauf. Dort zerstört ein Laser-Satellit sogar Raketen und U-Boote. Geht das etwa auch? "Wohl nicht", meint Prof. Tolan, "Wenn man eine Atomrakete zerstören möchte, dann braucht man die Leistung von einem Gigawatt. Das ist soviel wie die Leistung eines ganzen Kernkraftwerkes. Für ein Atom-U-Boot bräuchte man sogar einhundert Gigawatt an Leistung, also einhundert Kernkraftwerke. Und das Ganze im All. Das erscheint schon ein bisschen schwierig zu realisieren."

Seilwinde in der Uhr

Und wie sieht es mit der körperlichen Belastbarkeit von 007 aus, wenn er sich aus einer prekären Lage befreien muss? Legendär ist die Armbanduhr mit eingebauter Seilwinde in "Die Welt ist nicht genug". Bond schießt einen Widerhaken mit Seil in einen Stahlträger und zieht sich damit aus seinem Gefängnis in die Höhe. Eine Höchstleistung für Mensch und Maschine. "Das funktioniert natürlich nicht mit jeder Uhr", meint der Physiker schmunzelnd. Dazu müsste sie mindestens zwölf Zentimeter Durchmesser haben, und zum Betreiben der Seilwinde bräuchte man die Energie aus 2.700 Knopfzellen.

Und selbst wenn das funktionieren würde, hätte Bond noch ein ganz anderes Problem: Metin Tolan hat ausgerechnet, dass in Wirklichkeit ziemlich rückartig mit 1200 Newton, also einem Gewicht von 120 Kilogramm, an Bond's Arm gezogen würde. Gut möglich, so Tolan, dass sich der Arm dabei alleine nach oben bewegt.

Flugzeug im freien Fall überholen

Doch Bond ist eben ein Tausendsassa. In "Golden Eye" stürzt er einem führerlosen Flugzeug hinterher, um einzusteigen und das Flugzeug abzufangen. Theoretisch ist das sogar machbar, obwohl 007 im Film erst zwei Sekunden nach dem Flugzeug über die Klippe geht. Er muss sich dazu besonders windschlüpfrig machen und im Kopf komplizierte Differentialgleichungen lösen, um die Flugbahn zu berechnen.

Doch das ist für den physikalisch hervorragend gebildeten Bond natürlich kein Problem. Physiker Tolan hat allerdings berechnet, dass die Flugkurven von Flugzeug und Agent günstigstenfalls so verlaufen, dass Bond mit mindestens 85 Kilometer pro Stunde auf das Flugzeug prallen würde. Das wäre ziemlich ungesund. Im Film steigt Bond jedoch relativ gemütlich ein.

Geschüttelt – nicht gerührt

Wer sich dermaßen verausgabt, will auch genießen. Das führt zur Frage aller Fragen: Warum muss der Wodka-Martini geschüttelt und nicht gerührt sein? Schuld sei der "Paranuss-Effekt", sagt Metin Tolan. Den Effekt gibt es wirklich. Demnach konzentrieren sich in einem Gemisch mit Teilen unterschiedlicher Größe die großen Teile oben und die kleinen unten, wenn das Ganze geschüttelt wird. Gut zu beobachten bei Müsli-Mischungen mit Haselnüssen.

Die Geschmacksmoleküle im Wodka Martini sind groß, die Alkoholmoleküle klein. Schüttelt man dieses Gemisch, wandern die großen Geschmacksmoleküle an die Oberfläche. Das macht auch Sinn, denn Bond hat bei seinen Abenteuern selten Zeit das Glas leer zu trinken. Meist reicht es nur für einen Schluck - und der soll dann wenigstens schmecken. Deswegen trinkt Bond seinen Martini geschüttelt und nicht gerührt. Der Beweis für diese Theorie muss allerdings erst noch erbracht werden.

Autor: Harald Brenner

Literatur

Geschüttelt, nicht gerührt

Autoren: Metin Tolan, Joachim Stolze
Verlag: Piper, 2008
ISBN 13: 978-3-492-05082-1

Metin Tolan, Professor für Experimentelle Physik an der TU-Dortmund, Kollegen und Studenten haben das Buch der Bond-Physik verfasst. Dabei fühlen sie Technik-Spielereien auf den Zahn und nehmen Verfolgungsjagden, Röntgenbrillen und Raketenanzüge unter die Lupe. Das Ganze mit Augenzwinkern und viel Ironie, aber auch mit seriöser, physikalischer Gründlichkeit.

Und alles für einen guten Zweck: Die Autoren bekommen selbst kein Honorar sondern stiften die Einnahmen aus dem Buch zur Anschaffung von Fachbüchern und Lernmaterialien für die Studenten.

Stand: 11.05.2012 13:06 Uhr

Sendetermin

So., 02.11.08 | 17:03 Uhr
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