So., 30.11.08 | 17:03 Uhr
Das Erste
Das Salz der Wässer
Wasser ist das wichtigste Lebensmittel. Etwa zwei bis drei Liter Flüssigkeit sollen Erwachsene täglich trinken. Je nach dem, wie groß jemand ist oder wie viel Flüssigkeit ein Mensch etwa durch Schweiß verliert.
Wasser ist in allen Getränken – außer hochprozentigem Schnaps – der Hauptbestandteil. Und meist wird es sogar pur genossen. Obwohl das Leitungswasser in Deutschland Trinkwasserqualität hat, wird hier sehr viel Mineralwasser getrunken. Und dabei ist der Deutsche sehr wählerisch. Und in den Getränkemärkten oder im Supermarkt sind die Regale voll mit Mineralwässern unterschiedlicher Herkunft und Sorte.
Die Angaben auf der Flasche
Doch zwischen den verschiedenen Kästen fangen die Probleme an. Denn Mineralwässer haben in Deutschland eins gemeinsam: Auf den Etiketten sind die wichtigsten enthaltenen Mineralsstoffe in kryptischen Zahlen aufgeführt.
Doch wofür die Mineralstoffe gut oder schlecht sind, bleibt verborgen. Der Ernährungswissenschaftler Günter Walter kennt sich bei den Inhaltsstoffen des Wassers aus. Er arbeitet in Bad Nauheim am Institut für Sporternährung und schwört auf Mineralwasser. Schließlich sei Mineralwasser ein Naturprodukt.
Flüssiger Zeuge aus dem Untergrund
Mineralwasser stammt aus abgeschlossenen Reservoirs in der Tiefe. Einst sickerte das Mineralwasser als Regenwasser in die Tiefen des Gesteins. Über Jahrhunderte und Jahrtausende nahm das Wasser, die Mineralstoffe, aus dem umgebenden Gestein auf. Gelangt nun das Wasser an die Erdoberfläche, geben ihm die gelösten Mineralstoffe einen bestimmten Fingerabdruck, der seine Herkunft bezeugt.
Natriumreiches Wasser nur für Ausdauersportler
So stammt das Wasser der Bad Nauheimer Heilquellen aus einem Salzreichen Gestein. Deshalb hat es einen hohen Natriumgehalt. Normale Mineralwässer sind wesentlich ärmer an Natrium. Doch wofür ist Natrium gut? Günter Wagner: "Für sportlich aktive Menschen. Insbesondere für Ausdauersportler ist Natrium ein ganz wichtiger Mineralstoff. Natrium sorgt dafür, dass das Wasser im Körper gehalten werden kann und physiologisch genutzt werden kann." Gerade wer viel schwitzt, verliert nicht nur Wasser, sondern auch Natrium. Beides muss wieder rein. Da ist ein natriumreiches Mineralwasser besonders praktisch.
Doch Wagner warnt, das gelte nicht für alle Menschen: "Im Rahmen der Säuglings- und Kinderernährung ist es sinnvoll natriumarme Mineralwässer zu bevorzugen. Für die Zubereitung von Babynahrung ist natriumarmes Wasser notwendig. Aber sobald die Kinder in der Kindertagesstätte sind, sind es keine Babys mehr und da ist es wichtig dieses Wasser im Körper zu halten. Und hierfür ist Natrium unbedingt notwendig." Mineralwasser ist natürlich nicht die einzige Quelle für Natrium. In der Regel ist unser Essen nämlich ausreichend gesalzen. Nur müssen Eltern und Erzieher bei Kleinkindern nicht mehr darauf achten, dass sie natriumarmes Mineralwasser trinken. Denn, sind die Kleinen gesund, regelt ihre Niere einen Überschuss.
Calcium für den Knochenaufbau
Wichtig das Körperwachstum bei Kleinkindern ist ein anderer Mineralstoff: das Calcium. "Calcium brauchen wir beispielsweise für den Knochenaufbau. Es ist verantwortlich, dass die Knochen stark und fest werden. Aber auch für jede Muskelkontraktion wird Calcium benötigt. Für die Blutgerinnung wird Calcium benötigt", erklärt Wagner, "Calcium ist in Mineralwasser in einer sehr hohen Bioverfügbarkeit enthalten. Das heißt der Körper kann das Calcium aus Mineralwasser richtig gut verwerten."
Wer seinen täglichen Calciumbedarf nur mit Mineralwasser decken möchte, muss fünf bis zehn Liter täglich trinken. Er riskiert womöglich eine Wasservergiftung. Wer allerdings eines der calciumreichen Mineralwässer trinkt, kann mit ein bis zwei Litern seinen Calciumbedarf decken. Eleganter sind aber die klassischen Calciumlieferanten wie Milch oder Käse.
Magnesium – Balsam für die Muskeln
Magnesium nimmt eine wichtige Schlüsselfunktion im Körper wahr, so der Sportmediziner: "Über 300 Reaktionen im Körper können nur ablaufen, wenn ausreichend Magnesium vorhanden ist. Magnesium aus Mineralwasser kann vom Körper ideal verwertet werden. 80 Prozent des Magnesium kann der Körper effizient nutzen." Gerade für Sportler sei Magnesium wichtig, so Wagner. Es halte die Muskeln geschmeidig und beuge einem Muskelkater und Zerrungen vor. Der Tagesbedarf an Magnesium sollte auch nur mit magnesiumreichen Mineralwässern und einem ausgewogenen Speiseplan gedeckt werden.
Sulfat gegen Magen-Darm-Erkrankungen
Ein anderer Stoff, der oft auf den Etiketten der Mineralwasserflaschen ausgewiesen wird, ist das Sulfat. "Sulfat bewirkt, dass die Verdauungsvorgänge gefördert werden", erläutert Wagner, "Sulfat bindet im Magen Darm Trakt Wasser und falls jemand an Verdauungsproblem leidet ist ein Sulfatreiches Wasser ein perfekte Lösung." Man müsse aber keine Angst vor Durchfall haben. Schließlich gilt auch hier, nur die sulfatreichsten Mineral- und Heilwässer können therapeutisch eingesetzt werden. Überhaupt ist der Mineralstoffgehalt im Großteil der über 500 Mineralwässer in Deutschland nicht hoch genug, um mehr zu bieten, als eine Ergänzung zur täglichen Ernährung. Sulfat ist in jedem Mineralwasser enthalten.
Und wer den Segen der Mineralstoffe aus Mineralwasser nutzen möchte, kann sich nun im Getränkemarkt sein gewünschten Mineralwasser aussuchen. Aber eines ist noch wichtig: schmecken sollte es auch.
Autor: Hilmar Liebsch
Bearbeitung: Sebastian M. Krämer
Stand: 05.08.2015 11:20 Uhr