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Der explodierende Weihnachtsbaum

Der geschmückte Christbaum gehört einfach zum Weihnachtsfest. Und richtig besinnlich wird es, wenn man echte Kerzen aufsteckt. Doch das ist nicht ganz ungefährlich.

Brennender Tannenbaum in einer Stahlbox, Scheinwerfer, Kamera und drei Menschen
Der Versuchsaufbau | Bild: Ulrich Grünewald

Jedes Jahr entstehen mehrere Millionen Euro Schaden durch abgebrannte Weihnachtsbäume. Dabei kommen auch immer wieder Menschen zu Schaden. Warum der Baum zur Feuerfalle wird, das lässt sich mit einer speziellen Wärmebildkamera und einer Zeitlupenkamera beobachten.

Ätherische Öle als Brandbeschleuniger

Das Gefährliche am Weihnachtsbaum ist nicht das Holz in Stamm und Ästen, es sind die Nadeln. Zum einen haben sie eine besonders große Oberfläche, zum anderen enthalten sie eine große Menge ätherischer Öle. Darum riecht es auch so gut, wenn man mal eine einzelne Nadel verbrennt. Solang die Nadeln noch frisch sind, brennen sie allerdings schlecht. Der Wasseranteil in den Nadeln ist dann noch sehr groß.

Sobald der Baum jedoch geschlagen wurde, beginnt er auszutrocknen – vor allem, wenn er nicht umgehend ins Wasser gestellt wird. Auch die warme und trockene Luft in der Wohnung macht dem Baum zu schaffen. Wenn die Feuchtigkeit im Baum unter 50 Prozent sinkt, kann man aus Unvorsichtigkeit, den Baum mit einer Kerze oder einem Streichholz leicht in Brand stecken. Sinkt die Feuchtigkeit unter zwanzig Prozent, dann kann der ganze Baum, wenn er mit Feuer in Berührung kommt, innerhalb weniger Sekunden in Flammen stehen.

Kettenreaktion aus Miniexplosionen

Um zu verstehen, warum das so schnell geht, muss man sich die Nadeln genauer anschauen. Die sind so stabil gebaut, dass sie kaum schrumpfen, wenn sie austrocknen. Der Raum in den Zellen, in dem vorher Wasser war, füllt sich daher mit Luft. Gleichzeitig sind aber noch die leicht brennbaren ätherischen Öle in der Nadel enthalten. Wird die Nadel erwärmt, vermischen sich Öle und Luft zu einem explosiven Gemisch. Wird die Nadeln noch weiter erhitzt, steigt zudem der Druck in der Nadel.

Schließlich reißt die Außenhaut an einer Stelle auf und das heiße Gas wird herauskatapultiert. Es entzündet sich und erzeugt einen winzigen Feuerball. So können die Nadeln regelrecht "explodieren". Dabei entstehtzso viel Hitze, dass auch die benachbarten Nadeln in Flammen aufgehen. In einer Kettenreaktion setzen sich diese Gasexplosionen dann über den ganzen Baum fort. Bei rund 400.000 Nadeln an einem typischen Weihnachtsbaum ist das eine gefährliche Angelegenheit.

600 Grad Celsius in 25 Sekunden

Bei den Versuchen hat es meist keine zehn Sekunden gedauert, bis der komplette Baum in Flammen stand. Dabei erreichte er nach knapp 25 Sekunden eine Temperatur von mehr als 600 Grad Celsius. Nach rund zwei Minuten war dann nur noch ein qualmender Rest vorhanden.

Allerdings verlief der Versuch nur deshalb so glimpflich, weil der Baum ganz alleine in einer Ecke einer speziellen Brandhalle stand und nichts Brennbares in der Nähe war. Im Normalfall steht ein Weihnachtsbaum aber meistens in einer Ecke des Wohnzimmers und entzündet daher innerhalb kürzester Zeit die Möbelstücke in der Umgebung.

Wassereimer neben dem Tannenbaum

Wenn neben dem Weihnachtsbaum ein Eimer Wasser oder ein Feuerlöscher steht, kann man das Feuer unter Umständen in den ersten Sekunden in den Griff bekommen. Ansonsten heißt es so schnell wie möglich raus und die Feuerwehr alarmieren. Denn schon alleine der Qualm ist lebensgefährlich.

Autor: Ulrich Grünewald

Stand: 11.05.2012 13:03 Uhr

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