So., 06.04.08 | 17:03 Uhr
Das Erste
Die spektakulärsten Sinne der Tiere
Wie kommt eine Spinne, die keine Netze weben kann, an Beute? Wieso ist es schier unmöglich, eine Kakerlake zu erschlagen?
Und wie ortet eine Klapperschlange ihre Opfer in der Nacht bei völliger Dunkelheit? Sinnesleistungen, von denen der Mensch nur träumen kann, helfen diesen Tieren, ihre überlebenswichtigen Herausforderungen zu meistern.
Eine Spinne ohne Netz
Die Springspinne kann keine Netze bauen und deshalb ihre Beute auch nicht fesseln. Ihre Beute jedoch kann blitzschnell flüchten wie beispielsweise eine Fliege.
Die Springspinne muss also ihre Beute auf eine andere Weise fangen: Sie springt ihre Beute an. Dank einer Spezialhydraulik in ihren Beinen überspringt sie aus dem Stand das bis zu Zwanzigfache ihrer Körperlänge.
Augen für die Weit- und Nahsicht
Damit die Spinne ihre Beute auch aus weiten Entfernungen zielgenau anspringen kann, müssen ihre Augen auf eine besondere Weise konstruiert sein. So bilden ihre insgesamt acht Augen einen einzigartigen Sehapparat: Die zwei großen Augen in der Mitte arbeiten als Teleobjektive. Sie erkennen Beute auf zwanzig Zentimeter gestochen scharf und in Farbe.
Die Netzhäute sind dank kleiner Muskeln beweglich, so kann die Spinne auch Beute, die sich rasch bewegt, im Blick behalten, ohne sich zu rühren.
Die beiden seitlich davon sitzenden Augen und die vier weiter oben gelegenen Augen sind wie Weitwinkelobjektive: Ihr riesiges Sehfeld überlappt sich mit dem der Teleaugen. Auf diese Weise hat die Spinne auch das weite Umfeld der Beute bestens im Blick und kann zum einen ihre Beute ganz genau orten und sich gleichzeitig für den Sprung so orientieren, dass sie genau weiß, wohin sie springt.
Flink wie eine Kakerlake
Die Kakerlake hat andere Sorgen: Futter findet sie beim Menschen im Überfluss, aber der ist auch ihr ärgster Feind. Weil sie eine Schwäche für alles Verrottende und Faule hat, verteilt sie Krankheitskeime und Schimmelsporen überall dort, wo sie geht und steht.
Dem Menschen ist sie deshalb verhasst und er versucht ihr den Garaus zu machen, wenn er sie erblickt – vorzugsweise durch Erschlagen oder Kaputttreten.
Empfindliche Fühler für kleinste Luftbewegungen
Dagegen hat die Schabe einen "7. Sinn" entwickelt: Seitlich an ihrem Hinterende hat sie zwei dornenartige Fortsätze, die so genannten Cerci. Dort sitzen jeweils über 200 Sinneshärchen, die blitzschnell die winzigste Luftbewegung registrieren. Jedes Härchen hat eine bevorzugte Richtung, in die es ausgelenkt werden kann.
So misst die Kakerlake, woher der Lufthauch kommt und wie stark er ist. Außerdem nimmt sie wahr, wie stark sich die Luft bewegt. Deshalb flieht sie auch nicht bei einem normalen Luftzug. Nur bei einem plötzlichen Angriff mit einem Pantoffel, einer Zeitung oder ähnlichem, schießt sie davon, bevor irgendetwas sie berühren kann.
Die rasselnde Giftschlange
Vor ihren Feinden hat die Waldklapperschlange dank ihrer Giftzähne und ihrer Rassel wenig Angst. Aber bei der Jagd hat sie ein Problem. Im heißen Sommer kann sie nur nachts jagen. Ihre Augen sind da keine Hilfe. Mit ihrem Wärmedetektor und ihrem Geruchssinn spürt sie ihre Beute auf. Mit ihrer Zunge sammelt sie die Duftmoleküle aus der Luft und streift sie in ihrem Gaumendach im so genannten Jacobsonschen Organ ab.
Geruch in Stereo
Dort werden die Gerüche weiter analysiert und der Reiz ans Gehirn weitergeleitet. Waldklapperschlangen bevorzugen Nager und Vögel als Beute, und die sind wieselflink. Die Schlange hat also nur eine Chance, wenn sie haargenau weiß, wohin sie zustoßen muss. Sie meistert dies mit einem besonderen Trick: mit der gespaltenen Zunge. Auf den beiden Zungenhälften treffen die Duftmoleküle leicht zeitversetzt auf – die Schlange kann dadurch sozusagen in Stereo riechen. So kann sie präzise orten, wo die Beute sitzt und treffsicher zustoßen.
Autorin: Ismeni Walter
Stand: 29.07.2013 10:47 Uhr