SENDETERMIN So., 21.12.08 | 17:03 Uhr | Das Erste

Folterkammer für Kuscheltiere

Weihnachten steht vor der Tür und wie alle Jahre wieder werden auch in diesem Jahr Teddys und Puppen, Spielzeugautos und Holzeisenbahnen die Herzen der Kinder erfreuen.

Nicht nur die Kinder freuen sich: Weihnachten beschert auch dem Einzelhandel ein lukratives Geschäft. Über 80 Prozent der Spielsachen kommen inzwischen aus China. Und immer wieder sind es chinesische Produkte, die negativ auffallen.

Die Spezialisten der Landesgewerbeanstalt in Nürnberg, Europas größtem Spielzeug-Prüfinstitut, kennen sich mit Spielsachen aus. Sie wissen, wo bei Kuscheltier und Baby-Doll, Weihnachtshund und High-Tech-Auto, die Tücke im Detail steckt. Und kaum einer weiß besser, dass Qualität auch bei Spielzeug eine Frage des Preises ist.

Der Alptraum vieler Kuscheltiere

Teddy
Streckbank für den Teddy: Hält das Auge dem Ziehen und Zerren von Kinderhänden stand? | Bild: WDR

Verborgen in den Gängen in Europas größtem Spielzeugprüfinstitut wird dem Teddy und der Puppe auf den Zahn gefühlt. Zahlreiche Tests müssen sie über sich ergehen lassen, damit sie sich mit dem LGA-Prüfsiegel schmücken dürfen. Einer dieser Kuscheltier-Quälapparate ist eine mechanische Streckbank: Teddys erste Prüfung. Er wird an Armen, Beinen eingespannt, das Auge fest in einer Zwinge verankert. Dann muss er neun Newton Zugkraft aushalten – alles unter kontrollierten Bedingungen. Der Bär muss beweisen, dass ihm ein Kind weder Nase noch Augen abreißen kann, die es verschlucken könnte.

Feuer unterm Hintern

Teddys Leidensweg ist längst noch nicht beendet. Er muss auch beweisen, dass er nicht sofort Feuer fängt, wenn unvorsichtige Kinderhände ihn über einer Kerze halten. Deshalb macht ihm Rainer Weiskirchen Feuer unterm Hintern – alles kontrolliert, versteht sich: Sitzposition, Brennpunkt und Brenndauer sind in EU- und DIN-Normen exakt vorgegeben.

Spielzeug zum Kuscheln?

Im Labor fahnden die Forscher nach Gefahrenstoffen wie Schwermetalle, Chemikalien oder Weichmachern. Überall riecht es hier nach Lösungsmitteln. In Bechern mit Salzsäure schwimmen Farbsplitter von Plastikspielzeug. So simulieren die Spielzeugspezialisten, ob der Plüschteddy einem Kind gefährlich werden kann, wenn es an ihm nuckeln oder ihn mit schweißnassen Händen liebkosen würde. Puppen werden dort auf chemische Weichmacher getestet.

Diese Weichmacher dienen dazu, Produkte aus Gummi elastisch zu halten, können aber Krebs auslösen und sogar das Erbgut schädigen.

Technik, die nicht immer begeistert

Selbst der Weihnachtshund, der im Kaufhaus Groß und Klein mit seinem "Jingle Bells" erheitert entkommt nicht den kritischen Augen der Prüfer. Ganz im Gegenteil: Er kann singen und tanzen – also hat er ein elektronisches Innenleben. Deswegen wird er auf elektromagnetische Verträglichkeit getestet. Ein Schicksal, das er mit dem ferngesteuerten Auto und der miauenden Katze teilt. Die Technik muss einwandfrei und ungefährlich für die Kinder sein. Außerdem dürfen die elektronischen Spielsachen andere technische Geräte wie Fernseher oder Radio in einem Haushalt nicht beeinträchtigen.

Autorin: Iris Rietdorf
Bearbeitung: Sebastian M. Krämer

Stand: 11.05.2012 13:02 Uhr

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