So., 05.10.08 | 17:03 Uhr
Das Erste
Insektensommer
In Deutschland werden die Sommer immer wärmer. Davon profitieren Insekten, die besonders bei Wärme gut gedeihen – alt eingesessene, aber auch Zuwanderer oder eingeschleppte Arten aus südlichen Breiten.
Genauso wichtig wie die warmen Sommer aber sind die milderen Winter, die ihnen hier zurzeit ein Überleben sichern. Das Nachsehen haben vor allem Arten, die es kühler mögen oder zum Überwintern knackigen Frost brauchen.
Eichenprozessionsspinner
Einige der Nutznießer der neuen Wärme sind Schadinsekten: Beispielsweise galt der Eichenprozessionsspinner bis 1995 hierzulande als selten. Aber seit Mitte der 1990iger Jahre ist er wieder auf dem Vormarsch. Vor allem seit dem sehr heißen Sommer 2003 befallen seine Raupen fast jedes Jahr massenweise die Eichen in Südwest-, Süd- und Nordostdeutschland. Ihre Härchen sind giftig und können Hautallergien und Asthma hervorrufen.
Neue Ameisenart
Gerade frisch eingetroffen ist in Deutschland eine neue Ameisenart aus dem Mittelmeerraum – so neu, dass sie noch keinen deutschen Namen hat. Sie gehört zur Gattung der Urameisen und gelangte durch die Erde importierter Zierpflanzen hierher. Im vergangenem Jahr haben Biologen diese Ameisenart erstmals im Freiland entdeckt: Auf einer Abraumhalde bei Dinslaken im Ruhrgebiet. Die winzigen gelbbraunen Tiere sind kaum 3 mm lang. Im Boden bilden sie kleine Nester von weniger als 200 Tieren und jagen dort winzige Bodenorganismen. Ob sie hier heimisch werden, ist noch offen.
Europäische Gottesanbeterin
Bereits alt eingesessen ist die Europäische Gottesanbeterin. Allerdings fand man sie bis vor kurzem nur selten, und im Dreiländereck (Breisgau) und vereinzelt an Rhein und Mosel. Seit Anfang der 1990iger breitet sie sich am Oberrhein aus. Einzelne Populationen sind in Bayern und sogar in Leipzig und Berlin aufgetaucht. Ihr eigentliches Hauptverbreitungsgebiet ist hauptsächlich der Mittelmeerraum. Hierzulande leben die erwachsenen Tiere meist nur einen Sommer lang, aber ihre Eier überwintern.
Feuerlibelle
Neu eingewandert ist die auffällige Feuerlibelle. Sie kommt ursprünglich aus Südeuropa und Afrika. Seit Mitte der 1980er Jahre breitet sie sich von Südwesten her aus und ist inzwischen in ganz Deutschland heimisch.
Die Art profitiert ebenfalls von den wärmeren Sommern: Der Wasserstand in den Teichen sinkt stärker als früher und die Ufer haben wenig Bewuchs oder sind kahl – das mag die Feuerlibelle. Tierarten, die randvolle Gewässer brauchen oder in Mooren leben, gehen stattdessen zurück. Die Feuerlibelle verdrängt keine dieser Arten aktiv – sie profitiert lediglich von den veränderten Umweltbedingungen.
Admiral
Die schönsten Profiteure des warmen Wetters gibt es bei den Schmetterlingen: der Admiral. Er gehört zu den Wanderfaltern und ist früher immer erst im Frühling aus Südeuropa nach Deutschland eingeflogen. Die Folgegeneration kehrte im Herbst wieder dorthin zurück. Inzwischen ist es hier so mild, dass die Falter bei uns überwintern. Sie fliegen bis in den Spätherbst und bringen es auf bis zu vier Generationen in einem Jahr.
So sehr die wärmeliebenden Arten von der gegenwärtigen Klimasituation profitieren: Es ist nicht gesagt, die dass Veränderungen in der hiesigen Insektenwelt von Dauer sind. Ein oder zwei Winter mit strengem Frost – und viele der sechsbeinigen Klimaprofiteure werden wieder stark dezimiert oder verschwunden sein.
Autorin: Ismeni Walter
Stand: 06.11.2015 09:30 Uhr