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Wenn der Aufzug stecken bleibt

Viele überkommt bereits beim bloßen Anblick eines Aufzugs ein ungutes Gefühl: Kribbeln in der Magengegend, schweißnasse Hände oder Herzrasen. Nicht wenige Menschen erklimmen lieber zwölf Stockwerke zu Fuß, als sich einer Fahrt mit dem Aufzug auszusetzen.

Aufzugskabine aus Stahl
Nichts für Leute mit Platzangst: eine Aufzugskabine. | Bild: WDR

Dabei sind Aufzüge laut Statistik nicht nur das meistbenutzte sondern auch das sicherste Transportmittel der Welt. Dass trotzdem Aufzüge bei vielen Menschen Ängste auslösen, liegt an unter anderem an der Enge in der Fahrsuhlkabine, der Höhe – und nicht zuletzt an Hollywoodfilmen, die mit den Ängsten spielen.

Steckenbleiben im Aufzug – der Test

Aber wie sicher sind Aufzüge wirklich? Und was passiert, wenn ein Fahrstuhl stecken bleibt? Um das herauszufinden, haben wir den Test in einem Hamburger Hochhaus gemacht. Und herausgefunden: Eine halbe Stunde mag anderswo keine besonders lange Zeit sein – in einer engen Aufzugskabine kann sie trotzdem ganz schön lang werden.

Können Aufzüge abstürzen?

Die am weitesten verbreitete Furcht ist, mit dem Aufzug abzustürzen. Grund dazu gibt es nicht. Die Aufzugskabine hängt nicht nur an einem Seil, sondern an mehreren: In der Regel sind es drei bis zehn parallel laufende Tragseile. Jedes einzelne dieser Seile muss laut Aufzugsverordnung das Zwölffache des zulässigen Gewichts der Kabine halten können. Außerdem sind die Seile so konstruiert, dass der Bruch eines Seiles nicht zum Bruch aller Seile führen kann.

Für den unwahrscheinlichen Fall, dass trotzdem sämtliche Stricke reißen, gibt es eine zusätzliche Sicherheitsvorkehrung, den sogenannten Geschwindigkeitsbegrenzer. Wenn der Fahrkorb die zugelassene Höchstgeschwindigkeit überschreitet, löst der Geschwindigkeitsbegrenzer automatisch eine Fangvorrichtung aus. Der Fahrkorb wird durch Bremsbacken an den Führungsschienen festgeklemmt und so zum Stillstand gebracht.

Was passiert, wenn man stecken bleibt?

Mit dem Aufzug abzustürzen, ist also unwahrscheinlich. Aber es gibt noch ein weiteres Angst-Szenario: im Aufzug stecken zu bleiben – nicht nur für Klaustrophobiker eine unangenehme Vorstellung. Die Aufzugsverordnung regelt, dass jeder Aufzug ein elektronisches Notrufsystem haben muss, das mit einer ständig besetzten Notrufzentrale verbunden ist. Innerhalb von 30 Minuten sollte der Notdienstmonteur vor Ort sein: meistens Techniker der Wartungsfirma oder der Aufzugswärter des Gebäudes, in seltenen Fällen die Feuerwehr.

Die Retter bringen den Fahrkorb in eine Position, von der sich die Aufzugtüren von außen öffnen lassen. Auf keinen Fall sollte man versuchen, sich selbst zu befreien: Gerade bei solchen Ausstiegsversuchen zwischen den Etagen kam es schon häufig zu schweren Unfällen.

Ruhe bewahren

Aber auch wenn beim Warten die Luft in der Kabine recht dick werden kann: Im Aufzug zu ersticken ist unmöglich, da sich in den Türen und an der Decke des Fahrkorbs Lüftungsöffnungen zum Aufzugsschacht befinden – und der hat immer eine Öffnung ins Freie.

Massentransportmittel Aufzug

Allein in Europa werden laut TÜV jeden Tag 825 Millionen Aufzugsfahrten absolviert. New York, Welthauptstadt der Wolkenkratzer, ist gleichzeitig auch Weltmetropole der Aufzüge: Insgesamt 54.000 Aufzüge sind hier in Betrieb, die es auf täglich 27 Millionen Fahrten bringen. Im Verhältnis dazu ist die Zahl der Unfälle in Aufzügen eher gering.

Hohe Sicherheitsstandards

In Deutschland kam es laut TÜV im Jahr 2007 zu acht tödlichen Verletzungen im Zusammenhang mit Aufzügen, insgesamt wurden 33 Unfälle und zu 19 Schadensfälle ohne Personenschaden gemeldet. Bei 700.000 Aufzügen in Deutschland eine verhältnismäßig kleine Zahl. Das liegt vor allem an den strengen Sicherheitsvorschriften. In Deutschland müssen Aufzugsanlagen alle zwei Jahre durch eine zugelassene Überwachungsstelle überprüft werden. Zu diesen so genannten "wiederkehrenden" Prüfungen kommen noch einige Nebenprüfungen, so dass Aufzüge etwa alle 12 Monate überprüft werden.

Die häufigsten Ursachen für Aufzugs-Unfälle

Trotz dieser strengen Sicherheitsbestimmungen kommt es zu Unfällen. Das hat verschiedene Ursachen: Die meisten Unfälle ereignen sich beim Betreten oder Verlassen des Aufzugs – meist liegt es daran, dass der Aufzug nicht bündig, also entweder zu hoch oder zu tief zum Stehen gekommen ist: für Ältere und Kranke ein hohes Verletzungsrisiko. Eine weitere Verletzungsquelle sind nicht funktionierende Lichtschranken oder Schließmechanismen an Fahrkorb- oder Schacht-Türen.

Menschliche Fehlverhalten wie Missbrauch, Manipulation oder Überlastung des Aufzugs sind weitere häufige Ursachen von Unfällen. Trotz sorgfältiger Überprüfung und Überwachung kommt es hin und wieder zu Unfällen durch technische Defekte, wie Verschleiß, Alterung oder Korrosion.

Autor: Jakob Kneser

Stand: 11.05.2012 13:05 Uhr

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