So., 06.09.09 | 17:03 Uhr
Das Erste
Heimische Haie in Gefahr
Heimische Haie
Der Dornhai ist nur eine von ungefähr zehn Hai-Arten, die in der Nordsee und anderen nordeuropäischen Gewässern zu Hause sind. Sie heißen Katzenhai, Fleckhai, Fuchs,- Herings- oder Riesenhai. Unterwasserfilmer Florian Graner kennt sie fast alle und hat Aufnahmen von den seltenen Fischen gemacht. Das ist die Belohnung für seine wochenlangen Tauchexpeditionen in norwegischen Fjorden, vor den Küsten Englands und Schottlands oder vor Deutschlands einziger Hochseeinsel Helgoland.
Der Katzenhai
Zusammen mit seiner Tauchpartnerin ging Florian Graner vor Helgoland auf Taucherpirsch, auf der Suche nach dem Katzenhai. Von fischereiwirtschaftlicher Bedeutung ist er nicht. Er kommt selten auf den Teller. Meistens landet er als Beifang in Schleppnetzen oder am Haken von Sportanglern. Tage und Wochen verbringen die Meeresbiologen im Riff für die seltenen und besonderen Begegnungen mit Haien. Vor Helgoland findet der Katzenhai genug Nahrung und auch für die Eiablage ist dieser Lebensraum perfekt.
Das Weibchen des kleingefleckten Katzenhais legt jedes Jahr etwa 20 Eier in Algenwälder ab. Sobald die langen Kapselfäden mit Pflanzen in Berührung kommen, schnurren sie spiralig zusammen und verankern so die Eikapsel. Nahrung bekommt der Embryo über den großen Dottersack. Acht bis neun Monate dauert seine Entwicklung, eine sehr lange Zeit für einen Fisch. Der Katzenhai wird erst spät geschlechtsreif.
Schillerlocke und Seeaal – Produkte vom Dornhai
Seinen Namen verdankt der Dornhai den kräftigen Dornen in seinen beiden Rückenflossen. Squalus acanthias, der gemeine Dornhai, schmeckt uns am besten. Die meisten kennen ihn aus der Fischräucherei. Seine Bauchlappen werden gesalzen und geräuchert und kommen als Schillerlocken in den Handel. Das Rückenfilet des Dornhais wird ebenfalls geräuchert und landet dann als Seeaal auf dem Teller. Ein sehr begehrter Speisefisch, nicht nur in Deutschland. 14.000 Tonnen Dornhaifleisch kommen jedes Jahr auf den europäischen Markt. Denn der Dornhai liefert auch den Fisch für das bei den Engländern beliebte Gericht Fish and Chips.
Dornhaibestände schrumpfen
Weil der Dornhai so ein beliebter Speisefisch ist, verschwindet er weltweit aus den Meeren. Außerdem kommt diese Haiart ebenfalls erst sehr spät ins fortpflanzungsfähige Alter: Erst nach 23 Jahren sind die lebend gebärenden Weibchen geschlechtsreif. Sie bringen nach etwa 20 Monaten Tragezeit vier bis acht Junge zur Welt. Der Bestand kann sich deshalb nicht schnell genug wieder erholen. Laut Welternährungsorganisation FAO wurden in den Hauptfanggründen vor Norwegen von 1960 bis Mitte der 80er Jahre bis zu 50.000 Tonnen Dornhaie gefangen. Heute sind es nur noch 8.000 Tonnen. Ein klarer Hinweis darauf, das der Bestand dezimiert ist. Versuche, ihn auf die Liste des Washingtoner Artenschutzabkommens zu setzen, scheiterten.
Gefahr beim Genuss – Hoffnung für den Hai?
Der massenhafte Konsum von Schillerlocken ist gefährlich. Sie enthalten große Mengen Methylquecksilber, fand Toxikologe Hermann Kruse von der Universität Kiel heraus. Er untersuchte etliche Schillerlocken verschiedenster Herkunft und analysierte darin Methylquecksilber. Der Durchschnittswert lang bei 500 Mikrogramm Methylquecksilber pro Kilogramm verzehrfrische Schillerlocken. Mit der Mahlzeit von circa 200 Gramm Schillerlocken nehmen Fischesser 100 Mikrogramm des Giftes auf. Dieser Wert liegt etwa 20mal über den von Toxikologen und auch von der Europäischen Union hergeleiteten Toleranzwerten.
Methylquecksilber im Haifleisch hat es immer schon gegeben. Das anorganische Quecksilber ist natürlich in der Erdkruste enthalten und damit auch im Sediment der Flüsse der Meere. Dort wird das anorganische Quecksilber von Mikroorganismen umgewandelt in organisches Methylquecksilber. Zusätzlich gelangt durch menschliche Einflüsse Quecksilber in die Flüsse. Methylquecksilber gelangt so in die Nahrungskette. Erst ins Plankton, dann in die Fische. Es reichert sich an, je höher das Tier in der Nahrungspyramide positioniert ist. Am Ende steht der Hai. Je älter das Tier, desto giftiger sein Fleisch, besonders das vom Dornhai. Er kann bis zu 65 Jahre alt werden. Toxikologe Hermann Kruse rät vor allem Schwangeren vom Schillerlocken- und Seeaalverzehr ab. Aus zahlreichen Studien ist bekannt, dass das Gift bei den Nachkommen zu allgemeinen Entwicklungsstörungen führt.
Der Beitrag ist entstanden mit freundlicher Unterstützung des Tierpark Hagenbeck in Hamburg und des Meereszentrums auf Fehmarn.
Adressen & Links
Die Homepage des Meereszentrums auf Fehmarn, in dem Besucher die verschiedensten einheimischen Haiarten erleben können:
www.meereszentrum.de
Autorin: Britta Kunft (NDR)
Stand: 10.11.2015 14:32 Uhr