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Identifizierung nach Jahrzehnten

Anfang November 2009 in Vossenack, wenige Kilometer östlich von Aachen: Heute ist das eine ganz normale Kleinstadt – vor genau 65 Jahren war das hier die Hölle. Seit dem 2. November 1944 rennt das 112. Infanterieregiment im Verband der 28th Infanteriedivision der US Armee gegen deutsche Truppen an. Im Hürtgenwald wird dieser Angriff bei Vossenack zu einem blutigen Gemetzel.

Museum Hürtgenwaldschlacht

Museum Hürtgenwaldschlacht
Ausstellung im Museum Hürtgenwaldschlacht | Bild: SWR

Dieter Heckmann betreibt ein kleines Museum zur Schlacht im Hürtgenwald. Es erinnert an die Tausenden von Toten auf beiden Seiten. Besonders für die amerikanische Armee wird „Hürtgenwald“ zum Sinnbild für Tod und Verderben. Aus Westen kommend geht das 112. Regiment über die Höhen von Vossenack, um Schmidt auf der anderen Seite des Kalltals zu erreichen.

Fünf Monate wird es im Hürtgenwald dauern, bis die Amerikaner das geschafft haben. Wie viele US Soldaten in diesem Wald umkommen, ist bis heute nicht geklärt. Von den Soldaten des 112. Regiments überleben nur wenige die Hölle von Vossenack.

Die Familie von Private James Turner, US Army

James W. Turner
James W. Turner | Bild: SWR

Yuma im US Bundesstaat Arizona: Hier lebt die Familie Turner. Marie ist heute 88 Jahre alt. Ihr Bruder James war damals dabei. Nur ein paar Fotos blieben der Familie von ihm. Zuletzt gesehen hat seine Schwester ihn in Oklahoma im Oktober 1944. „Er ist von Oklahoma City im Oktober weggefahren“, sagt Marie, „und im November war er vermisst. Und das ist das einzige, was wir überhaupt erfahren haben, über die ganzen 60 Jahre. Wir haben zwar vermutet, dass er getötet worden ist oder gefangen genommen. Aber wir haben nichts erfahren.“

Über 60 Jahre bleibt unklar, ob James Turner in der Schlacht von Vossenack umgekommen ist. Er wurde nie gefunden, nie beerdigt. Gerade von seiner Einheit werden viele am Anfang der Schlacht getötet.

... 2005 gefunden

Auf einem Feld, nur wenige Kilometer von Vossenack entfernt, werden 2005 die Gebeine eines US Soldaten gefunden. Ein Fall für das JPAC, einer speziellen Ermittlungs-Einheit der amerikanischen Streitkräfte. Ob im Dschungel von Vietnam, in Korea oder eben auch in Deutschland: Überall, wo US-Soldaten im Einsatz waren, wird nach Vermissten gesucht - nach dem Grundsatz, niemanden zurückzulassen, auch keine Gefallenen. Nach amerikanischer Tradition werden die Gebeine des Gefallenen ins JPAC Labor nach Hawaii geschickt.

JPAC Labor Hawaii

Auf Hawaii betreibt das JPAC dafür das größte anthropologisch-forensische Labor der Welt. In Datenbanken liegen bereits alle bekannten Merkmale vermisster Soldaten vor – zum Beispiel der Zahnstatus oder andere unverwechselbare Kennzeichen wie Krankheiten. Das biologische Material des Vermissten wird zum Schluss mit der genetischen Datenbank von heute lebenden Verwandten abgeglichen. Erst wenn hundertprozentige Sicherheit über die Identität des Soldaten besteht, wird die Familie benachrichtigt.

James kehrt heim

Beerdigung von James W. Turner
Beerdigung von James W. Turner | Bild: SWR

2008 bekommt Familie Turner von JPAC einen Bericht zu den Todesumständen von James. Darin sind auch seine persönlichen Sachen, zum Beispiel seine Kampfstiefel, die mit seinen Gebeinen so lange im Boden lagen, aufgelistet.

Im September 2008 reist die Familie nach Washington. Private James Turner wird auf dem Nationalfriedhof Arlington zu Grabe zu tragen, über 60 Jahre nach seinem Tod in Deutschland.

Adressen & Links

Das Museum Hürtgenheim, in dem an die verheerende Schlacht von 1944 erinnert wird:
www.huertgenwald.de

Autoren: Michael Hänel, Dagmar Hovestädt (SWR)

Stand: 17.09.2015 14:17 Uhr

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So., 22.11.09 | 17:03 Uhr
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