SENDETERMIN So., 21.06.09 | 17:03 Uhr | Das Erste

Ist da wer? – Die Suche nach bewohnbaren Welten

Die exotische Suche nach bewohnbaren Welten

Ein Teleskop
Ein Teleskop. | Bild: WDR

Die Suche nach Planeten mit Bedingungen für Leben, wie wir es kennen, in den Tiefen unserer Milchstraße – das war bislang für Astronomen ein großer Wunsch, aber Zukunftsmusik. Diese sogenannten Exoplaneten sind zu weit entfernt und selbst für die lichtstärksten Teleskope nicht direkt wahrnehmbar. Dennoch hat man schon über 300 Kandidaten gefunden.

Die Astronomie steht an einem Wendepunkt. Endlich kommt sie einem Traum greifbar nah. Einem Traum, der bis vor einem Jahrzehnt absolut unmöglich schien. Mit ihren immer leistungsstärkeren Teleskopen suchen die Astronomen weltweit, Nacht für Nacht den Sternenhimmel ab. Sie haben alle ein Ziel: Planeten zu finden, die unserer Erde ähnlich sind, sogenannte Exoplaneten. Inseln im All, auf denen Leben existieren könnte - und das außerhalb unseres Planetensystems, aber in unserer Milchstraße.

In La Silla in Chile, der Europäischen Südsternwarte ESO, ist der Planetenforscher Michel Mayor aus Genf auf Sternenjagd, jede Nacht. „Wir suchen nach dem Heiligen Gral,” so Mayor, „nach erdähnlichen Planeten – in der richtigen Distanz von ihrer Sonne im Zentrum und mit Wasser auf der Oberfläche. Wir nennen das die bewohnbare Zone. Das ist unglaublich schwierig, denn ein Planet wie unsere Erde ist äußerst klein.”

Wie man Planeten außerhalb unseres Sonnensystems finden kann...

Spektograph "HARPS"
Spektograph "HARPS". | Bild: WDR

Doch wie findet man Objekte, die nur von ihren Zentralsternen angestrahlt werden? Wie beobachtet man etwas, das fast unsichtbar ist? Mit einem Trick. Die Planetenforscher suchen nach winzigen Kreisbewegungen der Sterne. So klein, dass sie bis jetzt fast unbemerkt blieben. Mit ihren Zusatzgeräten ist das nun möglich. Winzige Kreisel-Bewegungen verraten den Astronomen, dass ein unsichtbarer Begleiter da sein muss: ein Planet! Es ist die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. „Die meisten der Exoplaneten haben wir durch die winzige Änderung der Geschwindigkeit der Sterne entdeckt, weil ja ein Planet um diese Sonne kreist. Unser Spektrograph HARPS ist empfindlich genug, um genau diese Änderung, dieses 'Eiern', messen zu können.”

In La Silla haben die Astronomen mit dieser Methode die kosmische Umgebung der Erde abgesucht. Zehn Prozent der anvisierten Sterne hatten tatsächlich Begleiter. Fast 250 Exoplaneten wurden so bereits entdeckt. Aber das ist nicht die einzige Methode: Manche Planeten verdunkeln bei ihrem Umlauf ihre Sonne. Ganz gering, aber regelmäßig. Diesen Effekt zu messen, war bis vor kurzem unmöglich. Jetzt können die Planetenforscher aus den Daten schließen, wie groß der Planet ist und ob er erdähnliche Bedingungen bietet.

Und das haben die Astronomen gefunden...

Das Suchen dauert an
Das Suchen dauert an. | Bild: WDR

Inzwischen haben die Planetenforscher fast 350 Objekte gefunden. Sind darunter Kandidaten, auf denen Leben möglich ist? Die größten unter ihnen sind, wie Jupiter, riesige Gasbälle ohne eine feste Oberfläche, auf denen man sich nicht bewegen kann. Sie scheiden aus. Dann gibt es reine Felsplaneten, wie der Merkur, ohne jede Atmosphäre – und damit lebensfeindlich. Und dann existieren reine Eiswüsten – zu kalt und zu unwirtlich für Leben. Leben wie auf der Erde braucht den richtigen Abstand von der Sonne, Wasser und eine Atmosphäre. „Wir haben alles mögliche gefunden,” so Mayor, „Felsplaneten oder Planeten ganz aus Eis oder, wenn sie der Sonne näher sind, solche, die mit einem Ozean überzogen sind. So etwas gibt es in unserem Planetensystem nicht. Man nennt sie ‚Ozean-Planeten’. Und es gibt Gasplaneten, in denen das Wasser verdunstet ist. Aber man weiß noch nicht sehr viel über diese großen, massiven Planetentypen.”

Am 21. April 2009 findet Michel Mayor den ersten erdähnlichen Kandidaten.
Gliese 581d. 21 Lichtjahre von uns entfernt, im Sternbild Waage. Er liegt in der bewohnbaren Zone. Es könnte dort Wasser geben und eine Atmosphäre! Michel Mayor ist stolz: „Dass wir den ersten erdähnlichen Exoplaneten gefunden haben, das hätten wir uns in den letzten 15 Jahren sicher nie träumen lassen. Dieses Ausmaß – und diesen enormen Fortschritt in der Astronomie – das erfüllt uns mit unglaublicher Freude: Eine Welt zu entdecken, die bisher ganz unbekannt war. Und mit den Beobachtungen kommen immer neue und immer mehr hinzu. Jedes Mal.”

Die Teleskope der Europäischen Südsternwarte beobachten weiter, um weitere „erd-ähnliche“ Planeten zu finden. Nacht für Nacht suchen sie das Band unserer Milchstraße ab. Bei über 100 Milliarden Sternen in unserer Galaxie ist die Hoffnung, sie zu finden, sehr, sehr groß. Der Anfang ist gemacht.

Adressen & Links

Englischsprachige Website der California & Carnegie Planet Search (CCPS, University of California, Berkeley).
www.exoplanets.org

Website der Sternwarte in La Silla, Chile (engl.)
www.eso.org

Autor: Heinz Greuling.

Stand: 26.07.2013 15:55 Uhr

Sendetermin

So., 21.06.09 | 17:03 Uhr
Das Erste

Sprungmarken zur Textstelle