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Zeig mir den Weg – Orientierung mit Sternenhilfe

Wichtige Orientierungshilfe: die Sonne
Wichtige Orientierungshilfe: die Sonne. | Bild: NDR

Mehr als 3.000 Sterne sind in einer klaren Nacht mit bloßem Auge zu erkennen: Ein unergründbares Labyrinth für diejenigen, die ihren Lauf nicht zu deuten wissen. Für unsere Vorfahren war der Blick in den Himmel noch überlebenswichtig. Schon vor 3.600 Jahren haben die Menschen mit Hilfe des Himmels etwa den Zeitpunkt für die Aussaat bestimmt: Wenn die Mondsichel nahe bei der Sterngruppe der Plejaden steht. Das haben Forscher mithilfe der ältesten bekannten Himmelsdarstellung, der Himmelsscheibe von Nebra, herausgefunden. Für Seefahrervölker wie die Wikinger waren Sonne und Sterne die wichtigste Orientierungshilfe. Schon vor mehr als 1.000 Jahren fanden sie ganz ohne Kompass den Weg an die Küste Nordamerikas. Heute haben jedoch nur noch die wenigsten dieses uralte Wissen. Dabei ist es gar nicht so schwierig, mithilfe der Gestirne die Himmelsrichtung zu bestimmen.

Orientierung am Tag: Der Sonnenkompass

Für einen Sonnenkompass braucht man nicht mehr als einen Stock, eine Schnur, zwei Steine und etwas Geduld. Der Stock wird senkrecht in die Erde gesteckt, am besten morgens um zehn: Dann ist sein Schatten am längsten, weil die Sonne noch tief im Osten steht. Mit einem Stein wird die Schattenlänge markiert, mithilfe der Schnur ein Halbkreis von genau diesem Radius um den Stock herumgezogen.
Im Laufe des Tages wandert der Schatten immer weiter in Richtung Osten, bis er den Halbkreis am späten Nachmittag wieder schneidet. Auch dieser Punkt wird mit einem Stein markiert. Die Verbindung von Anfangs- und Endpunkt bildet eine exakte Ost-West-Achse.

Orientierung in der Nacht: Der Polarstern

Orientierung in der Nacht mithilfe des Mondes und des Polarsterns
Orientierung in der Nacht mithilfe des Mondes und des Polarsterns. | Bild: NDR

Der Polarstern ist ein Fixstern: Er verändert seine Position nicht, weil er fast genau über dem Nordpol steht, der Rotationsachse der Erde. Alle Sterne drehen sich im Laufe der Nacht um ihn herum. Er ist leicht zu finden, wenn man die Hinterachse des großen Wagens fünfmal nach oben verlängert. Der Polarstern ist der hellste Stern in seiner Umgebung und weist zuverlässig nach Norden.

Sternbilder

Der große Wagen ist genau genommen kein Sternbild, sondern ein Asterismus: Das bedeutet, dass er ein Teil eines größeren Bildes ist, in diesem Fall des großen Bären. Die „Internationale Astronomische Union“ hat den Himmel 1922 in genau 88 Sternbilder mit festgelegten Grenzen unterteilt. Sie dienen der Kartierung des Nachthimmels.
Hinter besonders auffälligen Sternkonstellation vermuteten die Menschen früher ihre Götter und mythologischen Figuren, die vom Himmel aus das Leben auf der Erde lenkten. Die heutigen Sternbildern beruhen noch immer auf den Bildern, die schon Hochkulturen wie die Babylonier und Griechen sahen.
Als zirkumpolar bezeichnet man die Sternbilder, die so nah am Polarstern liegen, dass sie in unseren Breiten nie untergehen und das ganze Jahr über zu sehen sind. Dazu gehören zum Beispiel der Große Wagen und das „Himmels-W“ Kassiopeia. Orion hingegen ist in Mitteleuropa nur im Winter zu sehen. Zu den auffälligsten Konstellationen jetzt im Juni gehört das sogenannte Sommerdreieck, dass sich aus drei besonders hellen Sternen der Sternbilder Adler, Schwan und Leier zusammensetzt.

Positionsbestimmung

Mithilfe der Sterne lässt sich sogar die eigene Position bestimmen – allerdings bei weitem nicht so komfortabel wie mit dem heute üblichen satellitengestützten Navigationssystem. Der Sextant sieht höchst kompliziert aus, ist aber im Prinzip nichts anderes als ein Winkelmesser. Er misst den Winkel zwischen Horizont und einem Gestirn. Zur Navigation eignen sich Sonne, Mond, Planeten und knapp sechzig besonders helle Navigationssterne.
Durch ein Sehrohr und ein Spiegelsystem lassen sich Horizont und Gestirn gleichzeitig anpeilen. Der Gradbogen am Sextanten zeigt den Winkel an. Von ihm hat der Sextant auch seinen Namen: Er zeigt genau ein Sechstel eines Kreises.
Zur Positionsberechnung braucht es neben der Kenntnis der Berechnungsformeln noch die genaue Uhrzeit, das Datum und ein Nautisches Jahrbuch, das die Position der Gestirne zu bestimmten Zeiten auflistet. Noch heute haben viele Schiffe einen Sextanten an Bord, denn im Gegensatz zum GPS braucht er keine Batterien.

Autorin: Annette Schmaltz

Stand: 24.01.2013 16:26 Uhr

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