So., 12.07.09 | 17:03 Uhr
Das Erste
Überlebenskünstler Zirbelkiefer
Die Zirbe: Ein Baum mit magischen Kräften
Ein Baum wie aus einer anderen Welt. Die Zirbe ist die Königin der Berge. Kein anderer Baum wagt sich so hoch hinauf wie sie, keine trotzt der Kälte so wie sie, keine hält so extrem heiße, trockene Sommer aus und solch hohe UV-Strahlung. Trotz des unverzeihlichen Terrains erreicht sie ein Alter von 1.000 Jahren.
Für den Klimawandel gut gewappnet?
In der imposanten Bergwelt Tirols, nicht weit von Innsbruck, haben einige prächtige Zirbenwälder überlebt. Das schöne Holz der Zirbe ist seit langem so begehrt, dass der Mensch sie fast ausgerottet hätte. Dabei ist sie so extrem wichtig im Bergwald: Sie kann keimen, wo kaum ein anderer Baum eine Chance hat und schützt so die Täler vor Erosionen, Lawinen und Geröllmassen. Stefan Mayr vom Botanischen Institut der Universität Innsbruck untersucht den Zirbenwald an der Lamsener Spitze. Er hat herausgefunden, dass die Zirbe im Winter die Trockenheit sehr viel besser überlebt als die Fichte oder Tanne.
Auch unter Druck noch sehr viel widerstandsfähiger als die Fichte
An der Baumgrenze geht es ums nackte Überleben: Die UV-Strahlung ist in der Höhe noch viel stärker und zieht den Bäumen unwillkürlich Wasser aus den Nadeln. Unter diesen Umständen bilden sich in den Wasserleitungen der Fichte Luftbläschen. Die Zirbe hingegen hält diese Strahlung viel besser aus. Wie macht sie das? In seinem Labor am botanischen Institut in Innsbruck hat Stefan Mayr festgestellt, dass die Zirbe vier Mal so viel Druck in ihren Wasserleitungen aushält wie die Fichte: Sie verteilt den Druck einfach auf mehrere kleine Gefäße. Falls doch Störungen auftreten, bleiben diese auf kleine Bereiche beschränkt, erklärt Stefan Mayr.
Der Tannenhäher – der treue Freund der Zirbe
Um den Klimawandel gut zu überstehen, hat die Königin der Berge bessere Vorraussetzungen als jeder andere Baum. Außerdem hat sie noch einen ganz besonderen Freund: den Tannenhäher. Ihre Samen sind so schwer, dass der Wind sie nicht nach oben treiben könnte. Der Tannenhäher aber sammelt ihre Samen und versteckt sie bis zu 15 Kilometer weiter an sonnigen Hängen. Bis zu 100.000 Samen vergräbt er in einem guten Jahr. Ein Viertel des Vorrats vergisst der Vogel aber. So entstehen Zirben-Jungwüchse an steilen Hängen und Lawinenstrichen. Auch der Mensch kann bei der Verjüngung der noch bestehenden Zirbenwälder helfen, indem er die Zirbe, ihren Lebensraum und ihren Freund schützt.
Adressen & Links
Botanischer Garten der Universität Innsbruck
Sternwartestr. 15a
A-6020 Hötting, Innsbruck
Tel.: (0043) 512 5075910
Die Homepage des Alpengartens der Universität Innsbruck am Patscherkofel. Der Garten ist von Juni bis September von 9 bis 17 Uhr frei zugänglich.
www.uibk.ac.at/bot-garden/alpen/
Zirbenweg am Patscherkofel
www.patscherkofelbahnen.at
Autorin: Nicoletta Renz (BR)
Stand: 30.09.2014 14:20 Uhr