So., 19.04.09 | 17:03 Uhr
Das Erste
Wer war Bernhard Grzimek?
Wer war Bernhard Grzimek?
Vor 100 Jahren, am 24. April 1909, wurde Bernhard Grzimek geboren - einer der weltweit wichtigsten Wegbereiter des Naturschutzes, der eine ganze Generation von jungen Menschen begeistert hat. Lange bevor es Greenpeace oder die Grünen gab. Wer war dieser Mann, den die Jungen von heute kaum noch kennen?
Wenn er abends im Fernsehstudio seine Zuschauer mit den immer gleichen Worten "Guten Abend meine lieben Freunde" begrüßte, dann gerieten seine Sendungen nicht selten zum Straßenfeger. Fast drei Jahrzehnte präsentierte Prof. Dr. Bernhard Grzimek seine Reihe 'Ein Platz für Tiere' im Ersten Deutschen Fernsehen und gehört damit für diejenigen, die ihre Jugend in den 60er und 70er Jahren erlebten, zu den unvergesslichen Erinnerungen.
Tierische Studiogäste
Stets hatte er ein Tier aus dem Zoo in Frankfurt am Main dabei, dessen Direktor er nach dem 2. Weltkrieg geworden war. Da die Sendungen live ausgestrahlt wurden, passierte es immer wieder, dass ein ausgewachsener Gepard um die Kameras schlich, ein Nagetier in die Ärmel seines Jacketts kroch oder ein Schimpansenbaby schreiend in die Windeln machte. 175mal flimmerten seine Betrachtungen über die bedrohte Tierwelt über den Bildschirm, von 1956 bis 1987, und prägten damit das Umweltbewusstsein einer ganzen Generation – lange bevor der Name 'Ökologie' die politischen Debatten prägte.
Auch wenn Bernhard Grzimek stets der Devise folgte "zwei Drittel Unterhaltung, ein Drittel Information", nahm er kein Blatt vor den Mund. Zur besten Sendezeit zeigte er bereits in den 60er Jahren Bilder abgeschlachteter kanadischer Robbenbabies. Als Erster deckte er 1974 die Tierquälerei in der Massentierhaltung auf und schlich sich dafür mit der Kamera auf den Hühnerhof seines eigenen Eierlieferanten.
Mittel zum Zweck
Seine Fernsehsendungen waren für ihn stets Mittel zum Zweck, ebenso wie seine vielen, in mehr als 30 Sprachen übersetzten Bücher und sein berühmtestes Werk: der Kinodokumentarfilm 'Serengeti darf nicht sterben'. 1957 flog er zusammen mit seinem Sohn Michael nach Ostafrika, ins heutige Tansania. Er hatte erfahren, dass der Serengeti-Nationalpark verkleinert werden sollte. Der riesige Park ist nicht nur Schauplatz einer der größten Wanderungen von Landsäugetieren. Für Grzimek war er auch ein Erbe der Menschheit, "so wie der Petersdom, der Louvre oder die Akropolis".
Der Film sorgte weltweit für Furore und gewann als erster deutscher Film nach dem Krieg einen Oscar in Hollywood. Tatsächlich ist es Grzimek zu verdanken, dass die Serengeti heute als eines der erfolgreichsten Naturschutzprojekte der Welt gilt. Mehr als eine Million Gnus, Zebras und Antilopen durchstreifen die Savanne, mehr als je zuvor. Mit der erfundenen Meldung in einer seiner Fernsehsendungen, dass es bald Pauschalreisen nach Afrika gebe, kurbelte er tatsächlich den Naturtourismus an. Und legte damit einen wichtigen Grundstein für das wirtschaftliche Bestehen des Nationalparks.
Spendensammler
Ob bei Millionärinnen, bei denen er seinen legendären Charme spielen ließ, oder mit Hilfe der eingeblendeten Kontonummer nach seinen TV-Sendungen – Grzimek sammelte Millionen an Spendengeldern. Sie bilden noch heute den finanziellen Grundstein für die Arbeit der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft. Ob es um die Berggorillas in Zentralafrika, die Wiedereinführung von Nashörnern in Sambia oder die weltberühmten Galapagos-Inseln geht – mehr als 70 Projekte in 30 Ländern verdanken nach wie vor ihre Existenz dem unermüdlichen Mahner, Tierarzt und Fernsehonkel aus Frankfurt.
Freunde in Afrika
Stets ein offenes Ohr fand er hingegen bei seinen Freunden in Afrika, allen voran bei Tansanias Präsidenten Julius Nyerere. Der hatte verstanden, was Grzimek meinte, wenn er vom "Reichtum" der Natur sprach. 1987, als Grzimek kurz vor seinem 78. Geburtstag starb, wurde er am Rande des Ngorongorokraters in Tansania beerdigt. Mit Blick auf die Welt, die ihm so am Herzen lag. Neben seinem Sohn Michael, der bei den Dreharbeiten zum Serengeti-Film tödlich verunglückt war. Noch immer steht dort ein Denkmal mit einem von Bernhard Grzimeks Lieblingszitaten: "Es ist besser eine Kerze anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."
Adressen & Links
Homepage der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt e.V. mit vielen Informationen über das Leben und Wirken von Bernhard Grzimek:
www.zgf.de
Literatur
Claudia Sewig
Der Mann, der die Tiere liebte
Bernhard Grzimek, Biografie
Lübbe, 2009
Preis: 24,95 Euro
Dagmar Andres-Brümmer und Christof Schenk
Ein Platz für wilde Tiere. Naturschutz auf Grzimeks Spuren
Frederking & Thaler, 2008
Preis: 39,90 Euro
Autor: Thomas Weidenbach
Stand: 10.09.2013 16:56 Uhr