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Elefanten im Minenfeld

Eine Mine
Das Erbe des Bürgerkrieges: Minen | Bild: WDR

Auch acht Jahre nach dem Ende des Bürgerkrieges liegen in Angola noch einige hunderttausend Minen im Sand vergraben. Bereits mehr als 100.000 Menschen leben mit einer Amputation. Minen sind blind. Und so gefährden sie nicht nur die Menschen, sondern auch viele Tiere, die in das westafrikanische Land zurückkehren.

Minenräumen ist mühsam. Ein Räumtrupp schafft einen Kilometer am Tag. Experten gehen davon aus, dass es mindestens noch zehn weitere Jahre dauern wird, bis alle Straßen in Angola wieder sicher sind. Hilfe könnte aus unerwarteter Richtung kommen: Elefanten könnten die Arbeit der Suchtrupps unterstützen. Sie scheinen wie Hunde einen feinen Sinn für Minen zu haben.

Sichere Elefantenpfade

Elefanten überqueren Straße
Immer mehr Elefanten kehren nach Angola zurück | Bild: WDR

Wissenschaftler beobachten, dass seit etwa fünf Jahren auffällig viele Elefanten aus dem benachbarten Botsuana in die fruchtbaren Regionen von Südangola zurückkehren. Anders als die Menschen, wissen die Elefanten jedoch nicht, wo Minen geräumt sind und wo nicht. Trotzdem findet man keine toten Tiere oder Skelette auf den Zugwegen der Tiere.

Einige Elefantenexperten vermuten nun, dass die großen Tiere einen feinen Sinn für Minen haben: Können die Tiere mit ihrer langen Nase die Sprengkörper riechen, um ihnen dann gezielt aus dem Weg zu gehen?
Diese Annahme deckt sich mit den Beobachtungen von Einheimischen. Bevor die Minensuchtrupps kommen, benutzen sie die Trampelpfade von Elefanten. Denn diese gelten als sicher.

Fähigkeit ist noch nicht bewiesen

Minensucher
Können Elefanten die Arbeit der Minensuchtrupps unterstützen? | Bild: WDR

Rawry Handsman aus Südafrika hat einen Plan. Er will Elefanten wie Spürhunde trainieren. Dafür versteckt er Plastikflaschen mit kleinen Sprengstoffmengen im Sand. Und in der Tat geben die Elefanten an der Stelle mit dem Sprengstoff ein Zeichen: Sie heben den Fuß. Ihr Trainer ist sicher, dass Elefanten die Arbeit der Suchtrupps einmal unterstützen könnten. Seine Idee: Elefanten gehen die Gebiete großräumig ab und Menschen und Hunde machen dann die Feinarbeit.
Das klingt alles sehr gut. Doch handfeste Beweise, ob Elefanten wirklich den Sprengstoff riechen können, stehen noch aus.

Doch es gibt auch skeptische Stimmen. Sie meinen, dass die Elefanten die Rückkehr in vermintes Land überleben könnten, weil sie so ein gutes Gedächtnis haben. Sie erinnerten sich, an welchen Stellen Artgenossen einst ums Leben gekommen sind. Und vielleicht sind ihre Trampelpfade nur deshalb sicher, weil unter einem Weg, auf dem bereits eine Herde Elefanten gegangen ist und überlebt hat, auf keinen Fall mehr eine Mine liegen kann – sie wäre längst explodiert.

Menschen und Elefanten müssen koexitieren

Karge einfache Holzhütte
Elefanten zertrampeln die einfachen Hütten der Bauern | Bild: WDR

Doch auch wenn die Elefanten tatsächlich Minen aufspüren können. Die einheimischen Bauern in Südangola wollen sie als Helfer nicht akzeptieren. Denn im Alltag sind die Elefanten Konkurrenten. Die immer zahlreicher werdenden Tiere brauchen viel Futter und zertrampeln nachts auf der Suche nach Nahrung Gärten, Felder und Häuser. Und so zerstören sie nicht selten gerade erst mühsam aufgebaute Existenzen.

Tierschützer versuchen deshalb Elefanten und Menschen voneinander fernzuhalten. Es werden Schutzzonen und -korridore eingerichtet, in denen sich die Elefanten frei bewegen können.

Autorin: Angela Sommer (WDR)

Stand: 03.11.2015 13:54 Uhr

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