So., 14.03.10 | 17:03 Uhr
Das Erste
Rettung für die Yaks
Die höchsten Pässe der Welt – mit einer Yak-Karawane durchs Dolpo
Über 5.000 Meter hohe Pässe müssen sie überqueren, Staub, Schnee und Eis trotzen und reißende Flüsse überwinden. Die Karawanenführer Shiring Phundup, sein Vater Sherap Lama und sein Vetter Tempa ziehen jedes Jahr mit ihren Yaks über die Berge des nördlichen Himalaya. Ohne diese strapaziöse Reise, in einer Grenzregion zwischen Nepal und Tibet, könnten sie nicht überleben. Mit ihren Yaks, den zähen und kräftigen Hochlandrindern, transportieren sie Reis, Salz und Getreide von einer Ortschaft zur nächsten, hoffen dort, ihre Waren gewinnbringend verkaufen zu können.
Der Klimawandel
Eigentlich sind die drei Ackerbauern. Aber jedes Jahr werfen ihre Felder weniger ab. Offensichtlich schlägt der Klimawandel im Dolpo besonders hart zu. Das Dolpo, eine Region im Nordwesten Nepals, war zwar schon immer trocken, aber seit ein paar Jahren fällt fast kein Regen mehr. Das Dolpo liegt nördlich der großen Himalaya-Kette mit seinen berühmten 8.000ern. Achtzig Kilometer südöstlich steht beispielsweise der Dhaulagiri, mit knapp 8.200 Metern Höhe der siebthöchste Berg der Welt. Diese hohen Berge halten meist den Regen vom Dolpo ab.
Aber wenigstens im Sommer schafft es bislang der Monsun, Regenwolken auch über die höchste Gebirgskette der Welt zu treiben. Doch seit ein paar Jahren ist es auch in der Monsun-Zeit trocken. Wissenschaftler befürchten, dass dies eine Auswirkung des Klimawandels ist. Und die treffen eine Region wie das Dolpo mit seinem ohnehin extremen Klima hart. Weil noch weniger Niederschlag fällt, gehen auch die Gletscher in dieser Region zurück. Weiter nördlich, direkt an der Grenze zu Tibet, sind sie schon völlig verschwunden.
Die Bedeutung des Yaks
Es ist daher auch fraglich, wie lange die Menschen hier überhaupt noch vom Ackerbau leben können. Daher wird der Yak für die Menschen wohl weiterhin die wichtigste Einkommensquelle sein. Er dient den Menschen als Lieferant von Wolle, Milch und auch Leder und Fleisch – letzteres allerdings selten, da die Dolpo-Pa, die Einwohner des Dolpo, gläubige Buddhisten sind und Tiere nur ungern schlachten.
Eine Yak-Kuh liefert wenig Milch, etwa einen halben Liter am Tag (eine normale Milchkuh in Europa schafft gut das Hundertfache). Allerdings ist die Milch wesentlich fetter und diesem Fett werden gesundheitsfördernde Eigenschaften nachgesagt. Zurzeit laufen wissenschaftliche Studien, in denen geprüft wird, ob Yak-Fett die Herzkranzgefäße schützt.
Wolle- und die Fleisch-Menge der Tiere sind gering. Chinesische Forscher versuchen daher, die Tiere genetisch so zu verändern, dass Yaks mehr Fleisch und Wolle geben. Solche Versuche sind den Dolpo-Pa fremd, sie betreiben nicht einmal Zuchtauswahl, sondern nehmen die Eigenschaften der Tiere als gottgegeben hin.
Das Yak – der König des Himalayas
Yaks haben bestimmte Eigenschaften, die sie so geeignet als Transporttiere in den Höhen des Himalayas machen. Sie haben zum einen größeren Brustkorb als andere Rinder, so dass sie mehr Sauerstoff aufnehmen können. Zudem enthält ihr Blut mehr rote Blutkörperchen, die noch dazu kleiner sind. Beides führt zu einer besseren Durchblutung und damit Sauerstoffversorgung – ein entscheidender Vorteil in der dünnen Höhenluft.
Aufgrund ihres Felles können Yaks auch Temperaturen von bis zu minus 40 Grad Celsius ertragen. Das Fell enthält drei verschiedene Haartypen. Ein dichtes Bauchfell, mit dem die Tiere auch auf Schnee und Eis liegen können ohne zu frieren, ein wasserdichtes Oberfell und einen extreme warmen Flaum unter dem Oberfell.
Außerdem haben Yaks ein anderes Maul als andere Rinder. Es ähnelt dem Maul der Schafe. Damit können Yaks auch kurz wachsende Gräser, wie sie in den Kältewüsten Tibets wachsen, fressen – ein weiterer Vorteil im Kampf ums Überleben.
Die meisten der Yaks leben halbwild, das heißt sie weiden auch im Winter frei auf den Hochgebirgswiesen und werden zum melken, scheren oder als Transporthilfe eingefangen. Es gibt nur noch wenige Tiere, die ganz wild leben. Ihre Zahl wird auf 20.000 bis 40.000 Tiere geschätzt, sie sind vom Aussterben bedroht.
Gemeinsam stark
Da der Yak den Menschen jedoch so viel Vorteile bietet, gibt es geschätzt mindestens 1,5 Millionen halbwilde, mehr oder weniger domestizierte Yaks. In dieser Form, also gemeinsam mit dem Menschen, hat das Tier eine gute Überlebenschance. Und nur mit Hilfe des Yaks kann auch der Mensch in den Hochgebirgswüsten des Himalayas überleben. Schätzungen gehen davon aus, dass nur mit Hilfe des Yaks etwa 1,2 Millionen Quadratkilometer in den Hochlagen des Himalaya und den angrenzenden Gebirgszügen besiedelt werden können.
Autor: Jan Kerckhoff (BR)
Stand: 31.05.2013 09:55 Uhr