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See-Robben – Die letzten ihrer Art

Saimaa-Robben – Die Letzten ihrer Art

Saimaa-Robbe auf dem Eis
Eine der seltenen Saimaa-Robben | Bild: NDR

Die meisten Tiere, die es in Finnland gibt, leben genauso auch in den Nachbarländern Schweden oder Russland. Nur eine einzige Art ist in Finnland endemisch, kommt also ausschließlich dort vor: die Saimaa-Robbe. Die kugelbäuchigen Tiere sind eine Besonderheit: Sie leben dort, wo Robben eigentlich nichts zu suchen haben - im Süßwasser.

Süßwasser-Robben

Eine Robbe liegt auf dem Eis
Ein ungewöhnlicher Lebensraum für Robben: ein Süßwassersee | Bild: NDR

Dass die "Saimaanorppa" in einem See leben, liegt daran, dass sie schon vor Tausenden Jahren Opfer eines Klimawandels wurden. Als die Gletscher nach dem Ende der letzten Eiszeit abtauten, wurde das Land im Osten Finnlands von einem großen Gewicht befreit und hob sich langsam. Dabei verlor eine tief ins Land eingeschnittene Bucht der Ostsee die Verbindung zum offenen Meer: Der Saimaa-See entstand. Die Saimaa-Robben wurden in ihm eingeschlossen und entwickelten sich nach und nach zu einer eigenen Art, kleiner und dunkler als die Ringelrobben im Meer. Heute gehören sie zu den seltensten Tieren der Welt – es gibt nur noch rund 270 Saimaa-Robben.

Schlechtes Klima für seltene Arten

Ein Robbenbaby
In warmen Wintern fehlt den Jungen eine schützende Schneehöhle | Bild: NDR

Wissenschaftler und Tierschützer fürchten um das Überleben der Art, denn die letzten Tiere drohen erneut Opfer eines Klimawandels zu werden. Die Winter werden wärmer – auch in Finnland. Für die Saimaa-Robben ist das eine Katastrophe. Sie brauchen viel Schnee, um Höhlen zu bauen und darin ihre Jungen zur Welt zu bringen. Junge Robben haben viele Feinde: Füchse, Wölfe, Bären und Greifvögel. In der Höhle sind die Robben vor ihnen einigermaßen sicher. In den letzten Wintern aber boten die Höhlen keinen ausreichenden Schutz: Das Eis taute viel zu früh, die Decken der Schneehöhlen brachen zusammen und die kleinen Robben lagen schutzlos auf dem Eis. 2009 überlebten nur 44 Jungtiere ihren ersten Winter, schätzen die Forscher, eine klägliche Zahl.

Volkszählung auf dünnem Eis

Ein Suchhund hat eine Robbenhöhle gefunden
Wissenschaftler suchen mithilfe eines Hundes nach den Robbenhöhlen | Bild: NDR

2010 war der erste wirklich kalte Winter seit Jahren am Saimaa-See, doch war es auch ein guter Robbenwinter? Darüber entscheidet die Zahl der Jungtiere, die es durch die kalte Jahreszeit geschafft haben. Mitte April wagen sich Wissenschaftler und viele Freiwillige auf das tauende Eis. Sie suchen nach den Bruthöhlen der Robben. Direkte Zählungen sind schwierig, denn die jungen Tiere haben jetzt schon die Höhlen verlassen und verbringen viel Zeit im Wasser, um Schwimmen zu lernen. Die Tierschützer suchen in den Schneehöhlen deshalb nach Hinweisen, zum Beispiel nach Haaren. Dunkle bedeuten: Hier hat ein älteres Tier den Winter verbracht. Helle zeigen an, dass hier ein Jungtier geboren wurde. Den Forschern bleibt nur wenig Zeit. Ende April taut das Eis und alle Hinweise versinken im Wasser.

Auch der Sommer birgt Gefahren

Fischernetz
Ein erlaubtes Fischernetz | Bild: NDR

Tero Sipilä ist der dienstälteste Wissenschaftler am Saimaa-See. Der Biologe beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit den seltenen Tieren. Für ihn ist es besonders schwer mit anzusehen, wie der Klimawandel zerstört, was er und seine Kollegen hier aufgebaut haben. Die warmen Winter machten die Erfolge des Robbenschutzprogramms aus früheren Jahren zunichte. "Weil wir gegen den Klimawandel nichts tun können", sagt Tero, "ist es besonders wichtig, dass wir die Robben vor der großen Gefahr schützen, auf die wir Einfluss haben." Die wartet im Sommer auf die kleinen Robben: eines der beliebtesten Hobbies der Finnen – das Fischen.

"Wir haben mehr als 30.000 Fischer hier am See", sagt Tero, "keine professionellen, sondern Amateurfischer mit Netzen." Gerade die unerfahrenen jungen Robben verheddern sich in diesen Netzen und ertrinken jämmerlich. Seit Jahren werben die Wissenschaftler am Saimaa-See um Verständnis bei den Einheimischen. Sie wollen kein generelles Fischereiverbot aussprechen, sondern möchten, dass sich die Menschen hier am See für ihre besonderen Robben begeistern. Tatsächlich: Dieses Jahr haben sich mehr See-Anwohner freiwillig verpflichtet nicht zu fischen, als jemals zuvor.

Ein gutes Jahr für die "Saimaanorpa"

Eine Robbe im Wasser
Viele Jungtiere haben in diesem Jahr überlebt | Bild: NDR

"Es ist schön, wenn man ein Baby findet im Winter. Und dann, wenn man es im Sommer wieder sieht", Sagt Tero, " Jedes Jahr auf dem gleichen Stein. Das ist immer noch ein Hoch für mich. Da kann man sehen, dass der Schutz doch etwas bringt. Dass er funktioniert."

54 Jungtiere junge Saimaa-Robben haben die Wissenschaftler dieses Jahr gezählt. Mindestens vier davon sind in Netzen ertrunken. Auch eine alte Robbe starb in einer Fischfalle. Insgesamt aber scheint es ein ganz gutes Jahr für die Saimaa-Robbe gewesen zu sein. Aber erst wenn es mindestens 400 Tiere sind, sagt Tero, ist das Überleben der Art einigermaßen gesichert.

Adressen & Links

Metsähallitus, Natural Heritage Services
Tero Sipilä
Akselinkatu 8
FIN-57130 Savonlinna
Finland

Autorin: Christine Buth (NDR)

Stand: 19.02.2013 17:07 Uhr

Sendetermin

So., 28.11.10 | 17:03 Uhr
Das Erste

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