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Serengeti auf dem Apfelbaum

Ein Sperling auf dem Apfelbaum
Ein besonderer Lebensraum: der Apfelbaum | Bild: SWR

Apfelbäume sind die Serengeti im Miniformat. Riesige Tierherden ziehen im Rhythmus der Jahreszeiten über die Bäume. Gefährliche Raubtiere lauern ihnen auf, hetzen und töten sie. Und natürlich gibt es Sex, Geburt und skurriles Verhalten von Tieren. Nur dass alles im Miniaturformat geschieht – und gleich bei uns nebenan auf der nächsten Wiese, auf dem Apfelbaum, unserem Symbol für die Quelle aller Früchte schlechthin.

Herdentiere

Eine kleine Blattlaus
Eine kleine Blattlaus | Bild: Urs Wyss, Uni Kiel

Während in der Savanne Afrikas die Gräser die Grundlage des Lebens für Weide- und Raubtiere sind, sind es hier die Blätter, Blüten, Säfte und Früchte des Apfelbaums. Die Rolle von Gnus, Zebras und Gazellen übernehmen im ökologischen System des Apfelbaums vor allem die Blattläuse, zum Beispiel die Apfelblattsauger. Sie sichern den Raubtieren der Mikrowelt ihr Überleben. Aber auch Vögel, wie Meisen, sind auf diese Beute angewiesen.

Druckbetankung

Eine Blattlaus schießt einen Tropfen Pflanzensaft weg.
Weg mit dem Saft | Bild: Urs Wyss, Uni Kiel

Die Blattläuse schlüpfen im Frühjahr aus ihren Überwinterungseiern und wandern in riesigen Gruppen hinauf zu den Knospen. Sobald sie das zarte Gewebe der Knospen und jungen Blätter erreicht haben, beginnt der Kampf um die besten Plätze. Blattläuse bekommen ihre Nahrung mit Druckbetankung: Sie stechen die Apfelblätter nur an. Der Druck im Inneren des Apfelbaums drückt den Pflanzensaft direkt in die Laus. Die filtert vor allem das Eiweiß heraus, das sie für ihr Wachstum braucht, und schießt den überschüssigen Saft weg. Der Saft muss weit weg, da er sehr klebrig ist. Eine Blattlaus, die versehentlich in einen Tropfen tritt, könnte darin festkleben und im Saft sterben. Die Läuse schießen die Tropfen mit so hoher Geschwindigkeit, dass man die Flugbahn mit bloßem Auge nicht erkennen kann. Erst die Zeitlupe im Film zeigt uns, was dort im Mikrokosmos geschieht.

Angriff

Eine Raubwanze ersticht eine Blattlaus
Angriff der Raubwanze | Bild: Urs Wyss, Uni Kiel

Die großen Blattlaus-Herden ziehen Räuber an. Marienkäfer sind gefräßige Raubtiere. Sie stürzen sich in die Herden und fressen, was sie vor ihrem Maul finden. Während die Käfer die Läuse samt Saft und Chitinhülle verputzen, saugen die Florfliegenlarven oder Raubwanzen ihre Beute nur aus und werfen die leere Hülle anschließend weg.

Für die Bäume sind die Räuber ein Segen, denn sie sichern sein Überleben und den Obstbauern und uns eine leckere Ernte.

Autor: Thomas Willke (SWR)

Stand: 12.08.2015 13:28 Uhr

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