So., 10.10.10 | 17:03 Uhr
Das Erste
Allergisch auf den ersten Biss
Für die meisten von uns sind Äpfel lecker und gesund. Aber für Allergiker können sie gefährlich werden. Prickeln und Jucken im Mund sind erste Anzeichen, aber es kann auch so weit gehen wie bei Stephanie Bleuel. Sie erinnert sich noch ganz genau an den Moment, als sie das erste Mal allergisch reagiert: Es war ein grüner Apfel, ein Granny Smith; irgendetwas stimmte nicht - und dann kamen schon die Bläschen im Mund. Mit dem Biss in diesen Apfel begann für sie eine jahrelange Leidenszeit. "Beängstigt hat mich, als die Bläschen angefangen haben, sich in meinem Mund zu entwickeln, wenn ich einen Apfel gegessen habe und noch schlimmer wurde es dann, als auch der Hals angefangen hat zuzuschwellen und irgendwann hab ich auch mit Atemnot reagiert. Das ist ein sehr beklemmendes Gefühl und da ich nicht zuordnen konnte, wo das herkam, hat es mir Angst gemacht."
Die Suche nach dem Allergieauslöser
Für die Asthmatikerin eine lebensgefährliche Situation. Mehrmals bringen die Eltern sie in die Notaufnahme. Ist wirklich der Apfel schuld? Ihre allergischen Reaktionen sind so stark, dass der normale ärztliche Test nicht ausreicht, um die genaue Ursache festzustellen. Stephanie Bleuel muss in die Fachklinik. Zwei Wochen lang werden im Fachkrankenhaus Klostergrafschaft in Schmallenberg verschiedene Allergieauslöser an ihr getestet. Dann erhärtet sich der Verdacht: eine sogenannte Kreuzallergie mit Birkenpollen.
Also nicht nur der Apfel ist schuld, sondern auch der Birkenpollen; in Kombination schlagen die Allergene zu, denn die Eiweißstoffe im Apfel sind identisch mit den Eiweißstoffen im Birkenpollen. Hat der Körper eines Allergikers also bereits Antikörper gegen die Eiweißstoffe der Birkenpollen gebildet, kann er auch allergisch auf die Eiweiße im Apfel reagieren.
Was tun bei Apfelallergie?
Diese sogenannte Kreuzallergie mit Birkenpollen ist bei uns in Mitteleuropa stark verbreitet; aber längst nicht alle Apfelallergiker reagieren so heftig wie Stephanie Bleuel. Wenn die allergische Reaktion nicht so stark ist, muss man deswegen noch nicht gleich völlig auf Äpfel verzichten. Allergologen empfehlen das langsame Herantasten. "Zunächst mal muss man mit einer kleinen Allergenmenge beginnen", empfiehlt Dr. Friedrich Riffelmann, Allergologe am Fachkrankenhaus Klostergrafschaft in Schmallenberg. "Man muss sich im Prinzip durchfuttern bis an die Menge, die man verträgt. Ich empfehle das so, dass Sie einen Teelöffel voll von der Obstsorte in den Mund nehmen, kauen und ausspucken, weil die Reaktionen fangen immer im Mund an, und wenn Sie merken, da passiert nichts, dann können Sie die Menge langsam steigern."
Auch von der Apfelsorte hängt es ab, ob und wie stark der Körper allergisch reagiert. Alte Apfelsorten sind für Allergiker besser verträglich, denn sie enthalten Stoffe, die die gefährlichen Eiweiße zerfallen lassen. Bei neuen Sorten wie etwa dem Granny Smith wurden diese Stoffe herausgezüchtet.
Hyposensibilisierungs-Therapie - Ausgang ungewiss
Bei Stephanie Bleuel ist die allergische Reaktion zu stark für ein langsames Herantasten. Sie entscheidet sich für eine sogenannte Hyposensibilisierungs-Therapie, obwohl diese nur bei jedem zweiten Patienten wirksam ist: Jede Woche bekommt sie eine Spritze mit Allergenen, auf die ihr Körper anfangs heftig reagiert. Aber sie hält durch - und sie hat Glück: Nach drei Jahren kann sie wieder Äpfel essen.
Adressen & Links
Deutscher Allergie- und Asthmabunde.V. (DAAB)
Fliethstraße 114
41061 Mönchengladbach
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Autorin: Bettina Oberhauser (HR)
Stand: 29.07.2015 09:50 Uhr