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Als Deutschland am Äquator lag

Die Kontinente vor 400 Millionen Jahren
400 Millionen Jahre: Deutschland lag am Äquator - geteilt | Bild: WDR

Gebirge, Küsten, Ströme – die gewaltigen Landschaften der Erde müssen schon seit Urzeiten existieren. So scheint es jedenfalls, weil sich niemand an etwas anderes erinnern kann. Dabei war etwa an der Stelle, wo Helgoland aus dem Meer ragt, einst alles eine rote Wüste, und im Mittelrheingebiet gab es den Rhein lange Zeit nicht. Naturkräfte haben die Traumlandschaften erst geschaffen - in Jahrmillionen.

Als etwa der Loreley-Felsen entsteht, liegt die Erdkruste des heutigen Deutschlands auf der Höhe des Äquators und ist noch in zwei Teile getrennt. Das ist rund 400 Millionen Jahre her.

Der Loreleyfelsen stammt aus dem Meer

Sedimentablagerungen im Meer
Über eine lange Zeit lagern sich im Ozean zwischen den beiden "deutschen" Teilen Sedimente ab | Bild: WDR

Zwischen den beiden Teilen lagern sich am Grund eines Ozeans Sedimente ab, die später den Schiefer des Mittelrheintals bilden werden. Angetrieben von der Plattentektonik bewegen sich die zwei Teile Deutschlands in den folgenden Jahrmillionen aufeinander zu.

Bei der Kollision der Urkontinente schiebt sich ehemaliger Meeresgrund zu einer Gebirgskette auf, den Varisziden. Deren Reste sieht man heute noch am Mittelrhein: Die Schieferfelsen, die der Rhein erst viel später freigelegt hat, gehen auf diese Zeit zurück.

Norddeutschland - eine rote Wüste

Sandstein hat sich in weiten Teilen Norddeutschlands gebildet
250 Millionen Jahre: Salz und Sandsteinschichten bilden sich in Norddeutschland | Bild: WDR

Die Landmassen wachsen zusammen und bilden vor rund 260 Millionen Jahren den Superkontinent Pangäa. In Teilen Pangäas senkt sich die Erdkruste ab und das Meer überflutet diese Gebiete, unter anderem im Norden Deutschlands. Durch das heiße Klima dieser Zeit verdunstet das Meerwasser immer wieder und an seinem Grund bleiben nach und nach mächtige Salzschichten zurück.

In den folgenden Jahrmillionen tragen Wind und Wetter große Teile des Varisziden-Gebirges ab. Rötlicher Sandstein entsteht, der schließlich auch die Salzschichten Norddeutschlands bedeckt.

Die Felsen von Helgoland

Eine Salzblase unter der Erdoberfläche drückt eine Sandsteinschicht hoch
90 Millionen Jahre: Das Salz drückt den Sandstein an die Erdoberfläche

Auf Helgoland mit seinen berühmten Felsen sind diese Spuren besonders gut zu sehen. Eine Insel aus 240 Millionen Jahre altem Sandstein - der ausgerechnet an dieser Stelle scheinbar aus der Nordsee herausgewachsen ist.

Doch warum kam der Felsen Helgolands an die Oberfläche? Für die Erklärung braucht es einen Zeitsprung. 180 Millionen Jahre später sind die Umrisse der heutigen Kontinente schon zu erkennen. In Norddeutschland liegen die urzeitlichen Salzschichten und der rote Sandstein mittlerweile unter mehrere Kilometer mächtigen Sedimentschichten begraben. Weil das Salz in der untersten Schicht leichter ist, strebt es nach oben. Der hohe Druck in der Tiefe macht es zudem plastisch und treibt es an die Oberfläche. Eine Art Blase presst schließlich den Sandstein von Helgoland mit nach oben.

Zwei Platten kollidieren: Geburtsstunde der Alpen

Die Alpen wachsen in die Höhe
65 - 20 Millionen Jahre: Durch die Kontinentaldrift entstehen die Alpen | Bild: WDR

In dieser Phase erreicht auch ein anderer, viel gewaltigerer Prozess seinen Höhepunkt. Die afrikanische Kontinentalplatte driftet allmählich nach Norden und schiebt sich auf Europa zu. Durch diese Kollision wachsen die Alpen empor. Eine Mischung aus europäischen und afrikanischen Gesteinen und ehemaligem Meeresboden, der dabei bis auf mehrere Tausend Meter aus dem Meer herausgehoben wird.

Nach den Eiszeiten - der flache Norden Deutschlands

Gletscher überdecken Teile Norddeutschlands
2,5 Millionen Jahre: Beginn der letzten Eiszeiten | Bild: WDR

Vor rund zwei Millionen Jahren beginnt schließlich der vorerst letzte große erdgeschichtliche Einschnitt: Eisströme stoßen immer wieder aus dem Norden nach Deutschland vor und schleifen die Landschaft geradezu mit ihrer Masse. Eine ihrer Hinterlassenschaften ist das flache Land im Norden.

Typisch deutsche Landschaften sind nur eine Momentaufnahme. Denn nur einen Augenblick später in der Erdgeschichte könnte es hier schon ganz anders aussehen. Und kein Geologe kann genau sagen, wo sich Deutschland dann befinden wird.

Stand: 22.08.2012 13:29 Uhr

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