So., 03.04.11 | 17:03 Uhr
Das Erste
Das Geheimnis des langen Lebens
Er besteigt hohe Berge, reist um die Welt und geht leidenschaftlich gerne zum Tanzen. Das allein wäre nichts Besonderes, wäre Heinrich Frühbuss nicht 91 Jahre alt. Andere schieben in dieser Lebensphase längst einen Rollator vor sich her – wenn sie überhaupt dieses Alter erreichen. Warum ausgerechnet ihm die Gnade eines langen Lebens vergönnt ist, weiß auch Heinrich Frühbuss nicht. Aber er hat einen Verdacht.
Sind es die Gene...?
Auch seine Mutter ist fast 100 geworden. Insofern könnte seine Langlebigkeit genetisch bedingt sein. Um Genaueres zu erfahren, lässt er sein Blut am Kieler Institut für Klinische Molekularbiologie untersuchen. Das Forscherteam um Stefan Schreiber hat bereits Proben von über 3.000 hochbetagten Menschen aus ganz Deutschland analysiert und ist dabei auf spezielle Langlebigkeitsgene gestoßen: "Zum einen ein Gen, das dazu führt, dass das Erbgut besser repariert wird. Und eines, das uns hilft, den Energiehaushalt der Zellen besser zu steuern", fasst Professor Stefan Schreiber zusammen. Interessanterweise würden Menschen, die Varianten dieser Gene in sich tragen, auch deutlich gesünder altern. Eine Beobachtung, die auch auf Heinrich Frühbuss zutrifft. Krank ist er so gut wie nie, Tabletten muss er auch keine nehmen.
...oder ist es die Lebensführung?
Außerdem ist Heinrich Frühbuss immer rechtzeitig zum Arzt gegangen, wenn etwas mit ihm nicht stimmte. Darüber hinaus versuchte er, seinen Körper möglichst gut zu behandeln – durch eine gesunde, maßvolle Ernährung und durch viel Bewegung. Auch der Langlebigkeitsforscher Stefan Schreiber hält die Lebensführung für extrem wichtig. Sie mache bis zu 80 Prozent aus. Das bedeutet, dass Menschen mit einer ungünstigen Genetik ihr Leben durch eine gesunde Lebensweise deutlich verlängern können. Und im Umkehrschluss, dass Menschen mit sogenannten Methusalem-Genen ihr Leben deutlich verkürzen, wenn sie beispielsweise regelmäßig Rauchen.
Die Liebe zum Leben!
Geraucht hat Heinrich Frühbuss nie, auch wenn es damals – in den 1960er und 70er Jahren – eigentlich zum guten Ton gehörte. Er hat auf andere Weise Spaß gehabt, etwa beim Schach oder Skat spielen. Und er hat sich bis heute die Fähigkeit bewahrt, sich zu verlieben. "Das hält jung und frisch und verleiht Flügel", sagt er und strahlt dabei übers ganze Gesicht.
Wahrscheinlich haben alle drei Faktoren ihn gesund über 90 werden lassen: Seine Veranlagung, seine Lebensweise und seine positive Einstellung. Letztendlich ist es Heinrich Frühbuss aber auch egal.
Adressen
Prof. Dr. Stefan Schreiber
Institut für Klinische Molekularbiologie
Schittenhelmstraße 12
24105 Kiel
Tel: (0431) 597-2350
Fax: (0431) 597-1434
Literatur
100 Jahre Leben
Andreas Labes, Stefan Schreiber
Deutsche Verlags-Anstalt, München 2010
ISBN 978-3-421-04469-3
184 Seiten; 29,95 Euro
Autorin: Sabine Frühbuss (BR)
Stand: 05.08.2015 11:10 Uhr