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Gefahr für unser Essen?

Luft und Meer: Wohin geht die Strahlung?

Innere eines Reaktors
Im Abklingbecken sind Brennstäbe gelagert | Bild: NDR

Ist die Büchse der Pandora erst geöffnet, lässt sich die Radioaktivität nicht mehr einfangen. Wie sehr die Arbeiter in Fukushima auch kämpfen: Die ausgetretenen Substanzen sind in der Atmosphäre, im Wasser und im Boden. Allerdings kommt es sehr darauf an, welche Substanzen genau ausgetreten sind.

Das Material in den Brennstäben besteht aus Uran- oder Plutonium-Dioxid, sie sind relativ schwer und dementsprechend nicht sehr flüchtig. Bei der Kettenreaktion entstehen aber diverse Spaltprodukte wie radioaktives Cäsium, Strontium oder Iod, die dann ganz andere Eigenschaften haben. Zum Beispiel sind sie sehr viel leichter als Uran oder Plutonium.

Auf die Masse kommt es an

Grafische Darstellung wie die Explosionswolke vom Kraftwerk aufs Meer zieht
Regen kann die radioaktive Teilchen aus den Wolken waschen | Bild: NDR

Bei einer Explosion wie in Fukushima werden in der Regel hauptsächlich eben diese leichten, sehr flüchtigen Stoffe in die Atmosphäre geschleudert – Jod, Edelgase und Cäsium. Solange die Winde das Gemisch auf den Pazifik treiben, besteht keine Gefahr. Denn obwohl die Radioaktivität nicht einfach verschwindet, verdünnt sie sich sehr stark.

In Tschernobyl dagegen konnte auch das schwere Plutonium in weiter entfernte Gebiete getragen werden. Denn damals gab es einen Graphit-Brand. Die Plutonium-Teilchen klebten an den Staubpartikeln und wurden mit ihnen empor gewirbelt. Wo es regnete, landete der Staub auf dem Boden. Da es jedoch in Japan keinen vergleichbaren Brand gegeben hat, wird das hochgefährliche Plutonium wohl in der Nähe des Reaktors bleiben.

Strahlung im Fisch?

Strömungsfilm der Winde über Japan
Im günstigsten Fall weht der Wind verseuchte Luft aufs Meer | Bild: NDR

Im Prinzip gilt für das Meer das gleiche wie für die Luft: Die radioaktiven Teilchen, die in den Pazifik gelangen, werden sich mit den Meeresströmungen verteilen. Die Konzentration nimmt deshalb immer weiter ab und wird dann in einem Bereich sein, der auch für die Fischerei vertretbar ist. Nur in den kontaminierten Gebieten sollte nicht gefischt werden.

Ulrich Rieth vom Johann Heinrich von Thünen-Institut in Hamburg beobachtet die Entwicklung in Japan sehr genau. Sein Institut überwacht die radioaktive Belastung in Meeren und Wasserlebewesen. Er gibt Entwarnung: "Der Fisch aus Japan, der jetzt bei uns in den Regalen liegt, ist sowieso noch vor dem Unglück gefischt worden. Der Fisch, der für Sushi verwendet wird, stammt aus Gebieten, die auch jetzt nicht kontaminiert sind. Im Übrigen importiert Deutschland rund 900.000 Tonnen Fisch – nur 60 Tonnen kommen aus Japan. Und die Produkte aus Japan, die jetzt zu uns kommen, sollen speziell kontrolliert werden, wie ich vom Umweltbundesamt gehört habe."

Kernwaffentests waren für die Meere schlimmer

Atompilz
In den 50er- und 60er-Jahren wurden oberirdische Atomwaffentests durchgeführt | Bild: NDR

Das Johann Heinrich von Thünen-Institut in Hamburg untersucht seit dem Super-GAU von Tschernobyl die radioaktive Belastung der Meere. Diesen Auftrag bekam die Behörde nach der Katastrophe von Tschernobyl. "Damals hatten wir auch erhöhte Werte von Cäsium 137 in der Nordsee, die nach einigen Monaten bis etwa zwei oder drei Jahre auf einen Untergrundwert abgeklungen war. Dieser 'Untergrund' existiert aufgrund der oberirdischen Kernwaffentests in den 1950er und 1960er Jahren. Und er existiert auch so im Pazifik." Auch die Radioaktivität aus Fukushima wird also in wenigen Jahren in den Hintergrund treten. Die radioaktiven Belastungen aus den Kernwaffentests bleiben auch nach 60 Jahren noch das größere Problem.

Autor: Björn Platz (NDR)

Stand: 04.11.2015 14:29 Uhr

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