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Hightech im Weinbau

Weinlese im Steilhang
Der Weinberg der Familie Jost | Bild: HR

Die Weinbauern in den Steillagen an Rhein, Mosel und Main lieben ihre Arbeit. Es ist aber auch eine der anstrengendsten und teuersten Arten, Wein anzubauen. Winzerin Cecilia Jost fühlt sich im Steilhang zu Hause, denn ihre Familie baut in sechster Generation an den Schieferhängen des Rheintals Wein an. Während im Flachland Maschinen die Trauben lesen, zählt im Steilhang noch die Handarbeit. "Die Lese und generell alle Arbeiten in der Steillage sind arbeitsintensiver. Wir brauchen hier mehr Leute und mehr Stunden", sagt die junge Winzerin. Deshalb wurden in den letzten Jahrzehnten immer mehr Weinberge aufgegeben. Die einzigartige Kulturlandschaft mit den typischen Weinhängen droht nach und nach zu verschwinden.

Das Verschwinden der Weinberge

Cecilia Jost bei der Weinlese
Rieslinglese am Hang ist Knochenarbeit. | Bild: HR

Cecilias Vater Peter Jost hat in den letzten Jahrzehnten erlebt, wie immer mehr seiner Kollegen aufgeben mussten, wenn sich der Aufwand nicht mehr lohnte. Eine Entwicklung, die eine einzigartige Kulturlandschaft bedroht. Denn die Brachflächen verbuschen und die Kulturlandschaft Weinberg verschwindet nach und nach - selbst in den so berühmten Weinanbaugebieten im Rheingau. "Wenn sie die Hänge da drüben sehen, die waren vor 50 Jahren alle noch in Bewirtschaftung. Gucken Sie sich alte Filme aus den 50er-, 60er-Jahren an: Da waren Burgen von Reben umgrenzt, die ganzen Städte waren von Weinbergen umgeben. Das ist heute leider nicht immer der Fall. Hier in Bacharach, in Kaub, da sehen sie noch Weinberge drum herum. Aber viele andere Orte die sind mittlerweile von Hecken umgeben. Das ist eine bedauerliche Geschichte", erzählt der erfahrenen Winzer.

Mit Technik in die Steillagen

Die Forscher der Versuchsanstalt Geisenheim testen ihre Versuchsplattform
Geisi im Einsatz | Bild: HR

Doch Hilfe naht in Gestalt einer ganz besonderen Konstruktion, die aussieht wie eine Mischung aus Batmobil und Mondrover: Das von zwei Benzinmotoren angetriebene Walzengefährt haben die Entwickler von der Forschungsanstalt Geisenheim liebevoll Geisi getauft. Geisi soll den Winzern in den Steillagen die abgeernteten Trauben wegfahren und beim Spritzen und Laubschneiden helfen. Dabei wird Geisi die Nachteile bestehender Systeme beseitigen. "Der erste große Vorteil ist, dass wir keinen Fahrer mehr haben. Denn die Maschine ist jetzt autonom unterwegs: funkferngesteuert und später GPS-gesteuert. Das heißt: Wenn man mit dem Sprühgerät durch den Weinberg fährt, sitzt man nicht mehr im Sprühnebel, sondern man guckt von oben zu, wie das Gerät sprüht", erzählt Projektleiter Rainer Keicher von der Abteilung Technik an der Forschungsanstalt Geisenheim. "Der zweite Vorteil ist: Weil der Fahrer nicht mehr drauf sitzt, kann er auch nicht mehr mit dem Gerät abstürzen. Das passiert auch relativ häufig."

Gefahr im Weinberg

Einer der Winzer fährt mit einem Traktor den Hang hinunter
Der Einsatz eines normalen Traktors ist am Hang gefährlich. | Bild: hR

Bei Familie Jost wird für solche Arbeiten im Hang bis jetzt ein kleiner Traktor eingesetzt, der an einem Seil den Hang hoch- und runter fährt. Zum Glück ist bei den Josts noch nichts Schlimmes passiert, doch bei anderen Betrieben kommt es immer wieder zu schweren, sogar tödlichen Unfällen.
Noch ist Geisi ein Forschungsprojekt, das aber jetzt schon dem Menschen beim Klettern weit überlegen ist. Als nächstes wollen die Forscher Geisi das selbständige Fahren beibringen. Dann soll die Plattform auch Sprüh- und Schneidemaschine tragen können.

Thermografie und Geisi

Eine Wärmebildkamera
Eine Wärmebildkamera hilft bei der Planung. | Bild: HR

Geisi könnte so helfen, die Zukunft der Steillagen zu sichern, denn das Gerät macht die Arbeit schneller und somit kostengünstiger. Cecilia Jost glaubt fest an eine Zukunft für ihre Weinberge und plant, alte und aufgegebene Hänge wieder zu bewirtschaften. Dabei betritt sie Neuland, denn in einem neuen Hang kann sie nicht mehr auf das von Generation zu Generation weitergegebene Wissen zurückgreifen.

Eine weitere Technik der Forschungsanstalt Geisenheim hilft jedoch beim Neuanpflanzen. Mit einer Wärmebildkamera lässt sich zum Beispiel herausfinden, wo die Pflanzen im neuen Hang zu wenig Wasser bekommen. Technik kann so verloren gegangenes Wissen wieder zurückholen.

Adresse

Forschungsanstalt Geisenheim
Von-Lade-Straße 1
65366 Geisenheim
Tel.: (06722) 502-0
E-Mail: info(at)fa-gm.de

Autor: Alexander Schlichter (HR)

Stand: 10.11.2015 14:39 Uhr

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