So., 25.03.12 | 17:00 Uhr
Das Erste
Auckland - Großstadt auf dem Hexenkessel
Inseln, Krater und Lava-Zungen
Neuseelands Millionenstadt Auckland ist wohl die einzige Großstadt der Welt, die auf einem ganzen Feld von Vulkanen gebaut wurde. Rund 50 Krater sind über das Stadtgebiet verstreut, keiner weiter als 20 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Der letzte brach vor 600 Jahren im Hafen der Stadt aus und ist heute eine Lavainsel. Andere Vulkane tarnen sich als See, es sind aber eigentlich versunkene Krater. Die fossilen Überreste der Ausbrüche kann man überall im Stadtgebiet finden: Schwarze Lavafelsen und die Zunge eines Lavaflusses, die bis in den Hafen hineinreicht.
Leben auf dem Hot Spot
Die Stadt liegt auf einem riesigen unterirdischen Magma-Pool, der sich jederzeit und an jeder Stelle wieder einen Weg nach oben bahnen kann. In der etwa 250.000 Jahre langen vulkanischen Geschichte der Stadt ist bisher kein Vulkan zwei Mal an der gleichen Stelle ausgebrochen. Jeder Ausbruch schuf einen neuen Vulkankegel. Statistisch gesehen entsteht so alle 5.000 Jahre ein neuer Vulkan in diesem Gebiet.
Pyroklastischer Sturm
Bricht ein Vulkan im Wasser aus, also zum Beispiel im Hafen von Auckland, kann er die Zerstörungskraft einer Atombombe haben. Das wurde kürzlich in einem spekulativen Fernsehfilm mit dem Titel "Eruption" eindringlich dargestellt. In dem Film wurde mithilfe von Special Effects ein pyroklastischer Sturm nachgestellt, der die Innenstadt Aucklands verwüstet. Pyroklastische Stürme entstehen, wenn sich das an die Erdoberfläche strömende heiße Magma mit Wasser zu einem explosiven Gas vermischt. Vom Eruptionszentrum aus breitet sich die pyroklastische Druckwelle kreisförmig mit Überschallgeschwindigkeit aus. Sie zerstört alles in einem Umkreis von fünf Kilometern.
Erdbebensignale mit speziellem Muster
Die Vulkanologin Jan Lindsay lehrt an der Universität von Auckland und wirkt an einem Programm zur Überwachung der Vulkane im Stadtgebiet mit. Dafür sind in 400 Metern Tiefe mehrere Seismographen installiert worden. Ihre Signale können live im Internet abgerufen werden. Jan Lindsay sagt, dass die Erdbebensignale, die einem Vulkanausbruch vorausgehen, anders aussehen als die eines normalen tektonischen Bebens. Sie haben ein ganz spezielles Muster. Die Forscherin schätzt, dass solche vulkanischen Erdbeben mindestens vier bis fünf Tage vor dem Ausbruch registriert werden können. Den Ort des Ausbruchs wird man allerdings erst erkennen, nachdem die Signale lokalisiert sind. Diese Zeit muss für eine Evakuierung ausreichen.
Autor: Ulli Weissbach (SWR)
Stand: 29.07.2015 11:17 Uhr