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Tod für Olympia – Der Fall Birgit Dressel

Folge 1

Birgit Dressel war die große bundesdeutsche Olympia-Hoffnung 1987. Doch sie stirbt vollgepumpt mit Doping- und Schmerzmitteln.
Birgit Dressel war die große bundesdeutsche Olympia-Hoffnung 1987. Doch sie stirbt vollgepumpt mit Doping- und Schmerzmitteln. | Bild: Imago

Birgit Dressel wächst in einer sportlichen Familie der Bremer Mittelschicht auf. Schon früh zeigt sich ihr sportliches Talent. Mit ihren Erfolgen in der Leichtathletik wird sie schnell zur Besten in ganz Bremen. Nach dem Abitur wechselt sie in die Leichtathletik-Hochburg nach Mainz und von ihrer Spezialdisziplin, dem Hochsprung, zum Siebenkampf.


Das alles passiert vor dem Hintergrund der damaligen Leichtathletikwelt im geteilten Deutschland, die geprägt ist vom System-Wettbewerb Ost gegen West. Die Erfolge der DDR-Leichtathleten geben den westdeutschen Athleten immer wieder Ansporn, besser zu werden. Der sportliche Wettstreit zwischen der DDR und der BRD ist zum Kampf der Systeme geworden und hat längst die Politik erreicht. Sportlicher Erfolg ist wichtig für das internationale Ansehen. Das gilt für die DDR genauso wie für die BRD.
Es kommt auch im Leistungssport zum Wettrüsten. Im Mittelpunkt: die Sportmedizin und Dopingmittel. In der BRD ist das Ganze allerdings nicht staatlich orchestriert, sondern die Sportler organisieren es selbst, angeleitet von Trainern und Sportmedizinern. Allen voran: Dr. Armin Klümper aus Freiburg. Der ist hoch angesehen. Die Fußball-Stars des FC Bayern zählen zu Klümpers Patienten. Uli Hoeneß oder Paul Breitner – Klümper kennt sie alle und zeigt sich gern mit der Prominenz aus Sport und Politik. Mehrere Ministerpräsidenten und sogar der Kanzler lassen sich mit Klümper ablichten.
Auch die Stars der deutschen Leichtathletik gehören zu seinen Premium-Patienten: Über Jahre ist er als Chefmediziner des Deutschen Leichtathletikverbandes bei allen Wettkämpfen dabei und fördert mit der laut ihm „modernsten Therapie“ ihre Leistungsfähigkeit. Birgit Dressel gehört bereits seit 1981 zum illustren Patientenkreis. Innerhalb weniger Jahre schafft sie es von der deutschen in die internationale Spitze, verpasst bei der Leichtathletik EM 1986 im eigenen Land noch knapp die Medaille. Bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul soll das anders werden. Mit allen Mitteln.

April 1987: Eine 26-jährige Weltklasse-Sportlerin stirbt im Mainzer Uniklinikum an einem Multi-Organversagen. Die Tote ist Birgit Dressel, damals die Hoffnung der bundesdeutschen Leichtathletik im Siebenkampf. Wenige Monate später stellt sich heraus, dass Dressel über Jahre dutzende Medikamente, darunter auch Dopingpräparate, geschluckt hat. Dazu hat sie in den letzten Tagen ihres Lebens Unmengen an Schmerzmitteln selbst eingenommen und verabreicht bekommen. Sie gilt als erste Dopingtote der Bundesrepublik Deutschland. Doch so einfach ist es nicht. Unzählige Indizien zeigen, wer in den Fall verwickelt ist. Ein großes Medienecho rüttelt die Gesellschaft auf. Für ihren Tod im April 1987 muss sich bis heute niemand verantworten.

In der dreiteiligen ARD-Doku-Serie "Tod für Olympia – Der Fall Birgit Dressel" spricht Autor Yannick Lowin mit Dressels engstem Umfeld, rollt mit Experten den Fall neu auf und skizziert das Bild eines gnadenlosen Sportsystems, in dem der Tod einer jungen Frau folgenlos verhallt. In fiktionalen Szenen spielt Luise Großmann die Athletin (Buch und Regie Nils Loof).

"Tod für Olympia – Der Fall Birgit Dressel" ist eine Produktion von Dokness im Auftrag von Radio Bremen (Redaktion Jan-Dirk Bruns) und dem SWR für die ARD – ebenfalls abrufbar in der ARD Mediathek.