Regisseurin Isabel Braak über "Bonusfamilie"

Wir nennen uns Bonusfamilie - von links: Lisa (Inez Bjørg David), Patrick (Lucas Prisor), Martin (Steve Windolf) und Katja (Anna Schäfer).
Lisa, Patrick sind oft umringt von ihren Ex-Partnern Martin und Katja. Mitunter ist diese Konstellation etwas anstregend, aber nie langweilig. | Bild: BR/good friends Filmproduktion/MDR/SWR / Oliver Vaccaro

Mussten Sie sich, um die Adaption der 'Bonusfamilie' zu drehen, vom Original erst frei machen? Und was fanden Sie an der schwedischen Vorlage reizvoll?

»Ich steckte gerade mitten in den Dreharbeiten von 'Die Bestatterin – Der Tod zahlt alle Schulden' (Das Erste), als mich die damalige 'good friends'­Produzentin Nataly Kudiabor anrief und mir zum ersten Mal von der Bonusfamilie erzählte. Sie hatte das Gefühl, der Stoff könnte zu mir passen. Abends, direkt nach Drehschluss, wollte ich mal kurz in das schwedische Original reinschauen und bin dann total dabei hängen geblieben. Die ersten beiden Staffeln hab ich quasi 'gebinged' – die Serie hat mich sofort in ihren Bann gezogen!

Besonders reizvoll an der schwedischen Vorlage finde ich den ungeschönten, ehrlichen Umgang mit dem Thema 'Patchwork'. Eigentlich ist das Thema ja nicht neu, und die Konflikte sind eher klassisch. Und doch wollte ich nach jeder Folge mehr über die Figuren erfahren. Ich denke, das liegt vor allem daran, dass die Serie einfach unglaublich unprätentiös geschrieben und inszeniert wurde. Man kann sie genremäßig weder klar als 'Komödie' noch als 'Drama' einordnen, und trotzdem steckt beides in ihr.

Was zählt und berührt, sind eher die kleinen Dinge, die zwischenmenschlichen Sachen, die da ausgetragen werden: neue Liebe, alte Gewohn­heiten, Eifersucht, der ständige Wunsch, alles besser zu machen, und dabei immer wieder die Erkenntnis, dass niemand perfekt ist. Die Figuren sind alle durchweg sympathisch, aber manchmal möchte man sie auch schütteln, besonders dann, wenn sie Entscheidungen treffen, die – von außen betrachtet – natürlich sofort zum Scheitern verurteilt sind. Die Betonung liegt auf 'von außen betrachtet', denn wenn man selbst mitten im Schlamassel steckt, sieht die Welt ja bekanntlich schon wieder anders aus – und das spürt man. Genau das ist für mich so faszinierend an der Serie: Die Figuren sind so greifbar, dass man mit ihnen lacht, weint und sich ärgert, es ist ein bisschen so, als würde man seiner eigenen Familie oder Freunden beim Leben zuschauen.

'Die Bonusfamilie' ist meine erste Adaption, und natürlich hatte ich einen großen Respekt davor – gerade weil ich die schwedische Vorlage so gut fand. Aktiv frei machen musste ich mich aber nicht. Das ist durch den Prozess, die Auseinandersetzung mit dem Stoff und die Zusammenarbeit mit so vielen tollen kreativen Menschen (Kamera, Szenenbild, Ausstattung etc.) quasi ganz von allein passiert. Es fing schon bei der Bucharbeit von Antonia Rothe­ Liermann an, die die schwedische Fassung nicht einfach nur mal eben übersetzt hat. Es gab einige strukturelle Änderungen und auch Anpassungen an unsere deutschen Eigenheiten, etliche neue Szenen und Settings, neue Figuren und und und ... Weiter ging es mit dem Cast. Wir haben wirklich lange und ausgiebig nach einem passenden Ensemble gesucht, und mit der Be­setzung und den Ideen, die unsere Schauspieler mit ins Projekt gebracht haben, kamen dann auch schon wieder neue Impulse dazu. Als dann die erste Klappe fiel und ich in unserem liebevoll gestalteten 'Bonusfamilien'­Haus stand, hat es sich eigentlich genau so angefühlt wie vor jedem Dreh: Die Figuren und ihre Geschichten erwachen plötzlich zum Leben und bekommen ihre ganz eigene Dynamik. Das ist für mich immer das schönste Gefühl!«

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