Désirée Nosbusch als Cathrin Blake
Sie sind, was die Auswahl Ihrer Rollen betrifft, sehr wählerisch. Was hat Sie dazu bewogen, die Hauptrolle im "Irland-Krimi" zu übernehmen?
Jede Rolle ist immer wieder eine Reise in ein neues Leben. Eine Biographie, die im Bestfall sehr entfernt von meiner ist und die mich reizt und neugierig macht. Genau das war der Fall mit Cathrin Blake. Ich mochte sie und wollte sie näher kennenlernen.
Cathrin Blake ist Psychologin mit deutschen Wurzeln, unangepasst, intuitiv und intelligent. Sie trägt Narben aus der Vergangenheit. Wie würden Sie Ihre Rolle beschreiben?
Genau so. Ich würde vielleicht noch empathisch und gerechtigkeitsliebend hinzufügen.
Wie viel von Cathrin steckt in Ihnen?
Für die Gerechtigkeit ist mir kein Weg zu weit, und Menschen zu helfen, die in einer Notsituation stecken, ist mir auch nicht fremd. Cathrin ist jedoch viel mehr eine Einzelgängerin als ich es bin. Ihre Dämonen sind größer und dunkler. Sie muss ihr Lachen erst wieder zulassen.
Sie stellen sehr ungeschminkt eine Frau dar, die mit den Schatten ihrer Vergangenheit zu kämpfen hat. Wie wichtig ist heute Schönheit in Ihrem Leben und wie wichtig ist es, authentisch zu sein?
Schönheit ist mir sehr wichtig. In ganz vielen Dingen. Jedoch kommt es mir da nicht auf die äußere Schönheit an. Die innere Schönheit eines Menschen, einer Seele, eines Gegenstandes, eines Textes, einer Begegnung – das sind die Dinge, die mich vibrieren lassen. Authentizität ist der einzige Weg. Ich möchte in Frieden mit meinem Spiegelbild leben. Das Leben ist viel zu kurz und wertvoll, um es auf Lügen aufzubauen.
Wenn in Cathrin die Panik hochsteigt und alte Wunden aufzubrechen drohen, sucht sie einen Ort auf, der sie beruhigt: einen Sprungturm am Meer. Gibt es einen Ort, aus dem sie Kraft schöpfen?
Ja, das verbindet mich sehr mit Cathrin. Es gibt auch in meinem Leben einen Ort, an den ich immer zurückkehre, wenn ich an wichtigen Scheidepunkten meines Lebens stehe: ein Eichenhain in Ojai. Ojai ist eine Kleinstadt in den Topatopa Bergen nahe des Lake Casitas in Kalifornien.
Sie sind ein vielgereister Mensch. Wie haben Sie die Dreharbeiten in Irland erlebt?
Es war Liebe auf den ersten Blick. Irland mit seiner atemberaubenden Natur und mystischen Schönheit und seinen liebevollen Menschen hat sich gleich in mein Herz gebohrt. Es hat etwas mit mir gemacht, es hat mich positiv verändert. Das Land wird mich nicht mehr los.
Schauplatz des "Irland-Krimis" ist Galway, eine Hafenstadt an der irischen Westküste, die an der Mündung des Corrib in den Atlantik liegt. Haben Sie Lieblingsorte für sich in dieser Stadt entdeckt?
Der Spaziergang von Salthill nach Galway, entlang des Wassers, war jeden Tag ein Geschenk. Die Schönheit und Magie der Sonnenuntergänge sind nicht zu beschreiben. Die Stimmung im O’Connor's Pub ist einmalig: Da gibt’s ein Bier, irische Live-Musik und obendrauf noch ein Gespräch über den Sinn des Lebens. Dazu natürlich auch ein Zitat von James Joyce.
Sie haben einmal gesagt, dass Sie auf Deutsch träumen, wenn es um Buchhaltung geht, und auf Luxemburgisch, wenn es um Gefühle geht. Sie pendeln zwischen Deutschland und Luxemburg, Ihre Kinder leben in den USA. Wo fühlen Sie sich zuhause – und was bedeutet Heimat für Sie?
Das ist das Dilemma in meinem Leben, dass ich immer noch nicht genau weiß, an welchen Ort ich gehöre. Heimat ist für mich da, wo die Menschen sind, die ich liebe!