Gespräch mit Szenenbildner Jerome Latour
Zeitreise 1947
Obwohl die Geschichte im Köln der Jahre 1947/48 angesiedelt ist, war sehr schnell klar, dass ein Nachkriegsszenario in Deutschland nicht ohne weiteres herzustellen ist. "Es galt, eine gute Ausgangslocation zu finden, die den Grundstein für unser Hauptmotiv legt", erklärt Jerome Latour, Szenenbildner.
»Welche Örtlichkeit bietet eine gute Produktionslogistik? Wo gibt es ausreichend Fachkräfte, die als Skulpteure, Stuckateure, Oberflächengestalter, Maler und Schreiner auch eine filmische Qualität gewährleisten können? Das alles haben wir in Prag und Umgebung gefunden. Die Arbeit an dieser Produktion unterteilt sich in drei wesentliche Blöcke. Zum einen haben wir diese unglaublich große Industriebrache gefunden – eine ehemalige Zuckerfabrik, die wir als Ausgangspunkt für zwei zerstörte Kölner Stadtteile genommen haben. Nach aufwendigen Erdbewegungs- und Sicherungsarbeiten an den Ruinen haben wir angefangen, unsere eigenen Pflastersteinstraße zu verlegen. Häuserfassaden und Gebäudefragmente bis zum zweiten Stockwerk wurden in die bestehenden Ruinen eingefügt, drei bespielbare Sets wurden im Inneren errichtet, Bäume wurde gepflanzt, um auch die unterschiedlichen Jahreszeiten leichter erzählen zu können.
Zum anderen haben wir ein komplettes Studioset gebaut, um das Innere einer ruinierten Wohnung besser und kontrollierter drehen zu können. Und der große dritte Block bestand darin, existierende Originalmotive zu finden, die wir entsprechend auf Zeitreise schicken konnten. Das heißt, eine geeignete Grundstruktur vorzufinden, die wir mit historischen Ausstattungsgegenständen glaubwürdig auf 1947/48 herrichten konnten.«
Neben diesen klassischen Arbeiten rückt mittlerweile auch die Unterstützung durch sogenannte VFX – Visual Effects immer mehr in den Vordergrund.
»Selbst das größte Budget reicht nicht aus, um alles immer physisch bauen zu lassen. Natürlich können wir den Kölner Dom nicht nachbauen oder eine zerbombte Brücke halb im Rhein versinken lassen. Hier gilt es, eng mit dem VFX Supervisor zusammenzuarbeiten, sodass die Übergänge zwischen realer und digitaler Welt so sanft und unauffällig wie möglich sind und den Zuschauer nicht von der Handlung ablenken.
Die emotionale Bedeutung des Kölner Doms, der zwar schwer beschädigt, aber als einziges Bauwerk im Zentrum den Krieg überstand, war vielleicht so existenziell wie nie zuvor. Hätte er in Trümmern gelegen, die Kölner wären womöglich niemals in diese Ruinenwüste zurückgekehrt, der letzte Funken ihrer Hoffnung wäre erloschen, um diese Stadt an gleicher Stelle wieder aufzubauen.«