Zeitreise
"Se krijje uns nit kapott"
Die Nachkriegszeit und der Karneval
Bombenfunde und -entschärfungen zählen noch heute zum Alltag der Stadt Köln. Im Zweiten Weltkrieg zwischen 1941 und 1945 wurde die Stadt regelmäßig von Fluggeschwadern angegriffen. Mehr als 1,5 Millionen Bomben trafen die Domstadt – der "1000-Bomber-Angriff" der Briten auf die Metropole am Rhein machte aus Köln eine Trümmerlandschaft.
Am Ende des Krieges lagen 90 Prozent der Innenstadt in Schutt und Asche. Eine menschenleere Stadt, leergefegte Gassen und eine furchteinflößende Stille fanden die Amerikaner vor, als sie Köln erreichten. Vor dem Krieg hatte Köln rund 770.000 Einwohner, nach dem Krieg waren es lediglich noch 40.000. Die britische "Daily Mail" beschrieb die Situation mit: "Ein Überlebender in Köln" – gemeint war der Kölner Dom. Mit dem letzten Bombenangriff auf die Stadt erreichten auch die amerikanischen Truppen Köln. Damit begannen der Wiederaufbau und die Restauration.
Politische Neuorientierung
Mit der Berliner Deklaration übernehmen die vier Siegermächte, USA, die Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich, die oberste Staatsgewalt. Deutschland wird in vier unterschiedlich große Besatzungszonen aufgeteilt. Auf der Potsdamer Konferenz, die von Juli bis August 1945 andauerte, einigen sich die vier Mächte auf folgende politische Grundsätze: Entmilitarisierung, Entnazifizierung, Dezentralisierung, Dekartellisierung und Demokratisierung.
Die Alliierten wollten vor allem eine Demokratisierung Deutschlands, weshalb sie Dezentralisierung der politischen Struktur und eine lokale Selbstverwaltung forderten. Im Mai 1945 nahm Konrad Adenauer die Geschäfte als Oberbürgermeister der Stadt Köln wieder auf. 1933 hatten die Nationalsozialisten Adenauer abgesetzt und 1944 inhaftiert.
Adenauers Pläne zielten auf den Aufbau einer funktionierenden Verwaltung und der Wohnraumbeschaffung, sowie auf die schnelle Verbesserung der katastrophalen Versorgungslage: Bereits zwei Wochen nach dem Eintreffen der Amerikaner hatten 141 Bäckereien wieder geöffnet. Der Kölner Innenstadt wollte er ihr historisches Aussehen zurückgeben und begann mit den Stadtplanungs-Projekten.
Schwarzmarkt und Währungsreform
Der Schwarzmarkt boomte in der Nachkriegszeit und das wichtigste Zahlungsmittel waren amerikanische Zigaretten. Entgegen der Befürchtung, die wirtschaftliche Not könnte zur Ausbreitung des Kommunismus führen, kündigte der amerikanische Außenminister George C. Marshall im Juni 1947 ein Hilfsprogramm an, den sogenannten Marshall-Plan. Voraussetzung hierfür war jedoch eine Währungsreform. Anstelle der Reichsmark wurde am 20./21. Juni 1948 die Deutsche Mark eingeführt.
Heiterkeit nach dunklen Zeiten
"Se krijje uns nit kapott", trotz der schwierigen Zeit ließen sich die Kölner ihren Frohsinn nicht nehmen. Die Lust, das Leben zu feiern, war tonangebend und so riefen sie bald wieder "Alaaf!". Die alten Karnevalszeiten sollten wieder aufleben. 1946 blühte der Karneval wieder auf, jedoch im kleinen Rahmen und inoffiziell, da die Besatzungsbehörden Karnevalsverbot verordnet hatten. Dem widersetzte sich die Bevölkerung und feierte mit selbstgebrannten Schnäpsen wie dem "Krawall-Wasser" oder Pflaumenschnaps. Es fehlten allerdings die räumlichen Möglichkeiten, um große Feste zu veranstalten. Orte wie das Zelt des Zirkus Williams in der Erkrather Straße dienten als Alternative. Aus Lappen, alten Hüten und gebrauchter Kleidung entstanden Kostüme – die Kölner nähten alles zusammen, was ihnen geblieben war.
Der Rosenmontagszug kehrt zurück
Bereits 1949 zog der erste Rosenmontagszug durch die Stadt, aber aufgrund des kargen Umzuges scheute sich die Bevölkerung, ihn so zu nennen, wenn sie an die glorreichen Hochzeiten des Karnevals vor dem Krieg dachte. Als der Karnevalszug sich durch die Stadt bewegte, blickte Jung und Alt von den Trümmerhaufen herab, winkte dem Straßenzug zu und sang dabei eine Strophe des Trizonesien-Liedes: "Ein kleines Häuflein Diplomaten macht heut die große Politik, sie schaffen Zonen, ändern Staaten. Und was ist hier mit uns im Augenblick?"