Frank Beckmann über den Film

NDR-Programmdirektor Fernsehen

»Nachhaltig, relevant, beeindruckend – im besten Sinne öffentlich-rechtliches Programm«

Frank Beckmann NDR Programmdirektor Fernsehen
Frank Beckmann | Bild: NDR / Marcus Krüger

Es war eine Entscheidung über Leben und Tod, die Oberst Klein an jenem 4. September 2009 treffen musste. Es war eine Entscheidung, die zum Tod von bis zu 140 Menschen führte. Es war eine fatale Entscheidung, die Raymond Ley in seinem Dokudrama aufarbeitet. Er hat ausführlich recherchiert, Hintergründe beleuchtet und Augenzeugen gefunden. Und obwohl die Bundeswehr und Oberst Klein jedes Interview ablehnten, gelang es Raymond Ley, ein realistisches Bild zu zeichnen von den Tagen, Stunden und Minuten, die zu der Bombardierung der beiden Tanklastzüge führte.

Raymond Ley stützt sich auf Fakten, wenn Fakten zugänglich waren. Er vervollständigt das Bild, indem er Dialoge hinzufügt, die so hätten stattfinden können. Virtuos nutzt er die Möglichkeiten, die das Genre Dokudrama bietet. Es ist ein Genre, das im NDR besonders gepflegt wird. Der Autor und Regisseur Raymond Ley ist mit ausgezeichneten Filmen wie "Die Nacht der großen Flut", "Die Kinder von Blankenese" und "Eichmanns Ende" ein herausragender Vertreter dieses Genres.

Er hat sich einen Stoff ausgesucht, der sich für die Umsetzung als Dokudrama so nachdrücklich angeboten hat wie kaum ein anderer in den vergangenen Jahren. Raymond Ley thematisiert eine existentielle Entscheidung: Nehme ich das Risiko in Kauf, zum Schutz der eigenen Soldaten Unschuldige zu verletzen oder gar zu töten? Dieser Film verurteilt nicht. Das ist seine große Stärke. Er lässt den Zuschauer mit einer Frage zurück: "Was hätte ich in der Situation getan?" Auf diese Frage wird jeder Zuschauer seine eigene Antwort geben müssen.

"Eine mörderische Entscheidung" ist ein beeindruckender und beklemmender Film, der mit einem brillanten Matthias Brandt als Oberst Georg Klein hochkarätig besetzt ist. Ein Film, den Das Erste zur besten Sendezeit ausstrahlt. Und zwar genau an dem Tag, an dem sich dieses traurige Ereignis zum vierten Mal jährt. Der Film ist nachhaltig und relevant und damit im besten Sinne öffentlich-rechtliches Programm.

Frank Beckmann
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