Dieter Hallervorden spielt Paul Brenner
Dieter Hallervorden spielt Paul Brenner
Fragen an Dieter Hallervorden
In „Mein wildes Herz – Alles auf Sieg“ arbeiten Sie als Besitzer eines Rennstalls, dessen große Leidenschaft für Pferde zu einer Reihe von Rennerfolgen führte, bevor Sie in Ihrer Rolle Paul Brenner in die Schuldenfalle abrutschen. Es heißt, Sie können ebenfalls reiten …
Ich muss Sie leider enttäuschen. Ich kann überhaupt nicht reiten. Aber ich mag Pferde! Trotz eines haarsträubenden Erlebnisses: Vor Jahrzehnten rief mich ein Produktionsleiter an und bot mir eine Rolle in dem Fernsehfilm „Mein Onkel Benjamin“ an. Er fragte mich, ob ich reiten könne. Ich fragte zurück: „Wann, sagten Sie nochmal, beginnen die Dreharbeiten?“. Darauf er: „In etwa sechs Wochen!“ Darauf ich: „Ja, klar kann ich reiten!“ Ich nahm also in Berlin drei bis vier Reitstunden, eben so die Grundausbildung … dachte ich. Ich kam in einem fremden Land an und musste ein ungarisches Militärpferd „reiten“. Schon als ich den Fuß in den Steigbügel setzte, um mich herüberzuschwingen, warf es seinen Kopf herum und sein Blick schien zu sagen: „Was ist das denn für einer?“ Die Regieanweisung lautete: Geradeaus durch den Torbogen und dann links. Das prächtige Tier hatte eine bessere Idee: Sofort nach rechts und dann im gestreckten Galopp durch eine Obstplantage. Erst mal rissen mir die Zweige die festgeklebte Perücke vom Kopf, bis ein etwas niedrigerer Ast mich vom Rücken des Pferdes katapultierte. Und spätestens als mein Hinterteil harten Bodenkontakt hatte, schwante mir, dass drei bis vier Reitstunden zu wenig gewesen sein könnten …
Paul Brenner kämpft gegen 80.000 Euro Schulden und versucht mit seinem besten, aber unberechenbaren Rennpferd wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen. Dabei setzt er bei einem hochdotierten Galopprennen alles auf eine Karte. Wie halten Sie es mit dem Risiko?
Das ganze Leben besteht gewissermaßen aus Risiko: Jede Straßenüberquerung, jede Flugzeugbesteigung, jede Wahlentscheidung, jedes Besteigen einer Leiter, jedes Aussteigen aus der Badewanne, jede Treppe abwärts und auch jede Entscheidung für oder gegen einen Lebenspartner. Und natürlich muss man darüber hinaus freiwillig ein Risiko eingehen, wenn man sich z.B. im sportlichen Bereich oder in der beruflichen Laufbahn höhere Ziele setzen möchte. Solange man solch ein Risiko mit Augenmaß, mit kritischer Selbsteinschätzung, mit gesundem Selbstbewusstsein und mit ausreichend Verstand eingeht, beurteile ich das positiv, auch weil so eine Herausforderung das Leben interessanter macht.
Sie selbst sind bei Ihren beiden Berliner Theatern „Die Wühlmäuse“ und „Schlossparktheater“ auch finanzielle Risiken eingegangen. Konnten Sie dennoch gut schlafen?
Speziell beim Schlossparktheater bin ich beruflich und finanziell ein sehr großes Risiko eingegangen. Aber es war mir ein absolutes Bedürfnis, dieses renommierte, aber seit Jahren geschlossene Theater wieder zum Leben zu erwecken. Anfangs waren es wirklich schwere Jahre, aber ich konnte dennoch gut schlafen. Ganz im Gegensatz zu meinem Steuerberater …
Im Film machen Sie die schwer herzkranke Jana für das alles entscheidende Derby fit, ohne von ihrer Erkrankung zu wissen. Als Ihre Rolle Paul es schließlich erfährt, lässt er Jana dennoch beim Rennen starten. Entscheidet er verantwortungsbewusst oder aus reiner Geldgier?
Ich lese ein Drehbuch und sage gegebenenfalls für die mir angetragene Rolle zu, weil ich die Geschichte interessant finde. Aber ich denke Jahre nach Drehschluss nicht darüber nach, was meine Rolle bewogen haben mag, mich so und so zu verhalten. Ich persönlich würde nie auch nur das geringste Risiko eingehen, wenn es mit Gesundheitsschaden oder Leben Dritter belastet wäre.
Das Pferd Rock wird in „Mein wildes Herz – Alles auf Sieg“ von sechs verschiedenen Tieren dargestellt, die je nach ihrem Charakter und Können eingesetzt wurden. Wie war die Arbeit mit den Pferden?
Die Arbeit war alles andere als einfach, weil nicht eins der sechs Pferde das Drehbuch gelesen hatte. Auch was der Regisseur unter links und rechts verstand, traf nicht auf gegenseitiges Verständnis. Und wir mussten alle lernen: Stur wie ein Esel können auch Pferde sein! Doch wie heißt es im Lied: „Aber lieb, aber lieb sind sie doch!“
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