Drehbuchautor Rolf Basedow im Interview
In Ihren Drehbüchern beschreiben Sie die Kriminalität immer wieder neu. Was hat Sie an diesem Stoff gereizt?
Zielfahnder sind Polizeibeamte mit einem weltweiten Radius. Dazu, dachte ich, könnte mir vielleicht einiges einfallen. Das ist die Ausgangslage, der Rest ist dann selber Abenteuer und manchmal auch Krimi.
Wie verliefen Ihre Recherchen?
Es ergab sich die Möglichkeit, mit Zielfahndern zu sprechen – zuerst beim BKA, dann konnte ich einen Tag lang eine Zielfahndungsabteilung eines LKAs besuchen. Dort hörte ich viele bemerkenswerte Geschichten aus der Praxis. In Rumänien bin ich mit einem Dolmetscher unterwegs gewesen. In den Karpaten haben wir nach Orten und Geschichten gesucht. Das war eine Reise, bei der man sich hat treiben lassen. Aber Rumänien ist so voller surrealer Momente, da musste man nur schauen, zuhören, aufschreiben.
Welche Rolle spielt Rumänien? Wie wichtig ist der Kontrast zwischen einer deutschen Metropole und der fremden Welt der Karpaten für die Geschichte, für die Ermittler?
Für die Geschichte, dachte ich, wäre ein möglichst großer Kontrast zwischen den Welten gut sowie ein kultureller Unterschied und eine Zeitreise in eine vorindustrielle Welt. Also in Deutschland eine Hightech-Fahndung und in Rumänien eine fast archaische Täterjagd. Eine Welt in den Karpaten, in der sich die Ermittler erst zurechtfinden müssen. Die Zielfahnder müssen sich in die fremde Welt und Mentalität eindenken, müssen sich anpassen und mit den dortigen Kollegen kooperieren. Erst in Bukarest und dann in einer dörflichen Umgebung am Fuße der Karpaten. Das alles führt natürlich auch zu Missverständnissen, Misstrauen, zu menschlichen Spannungen. Aber es entsteht dann auch Nähe und Vertrauen und Freude. Dazwischen türmen sich immer wieder Hindernisse auf, menschliche Abgründe tun sich auf und tragische Momente, aber eben auch Momente voller Lebensfreunde.
Handelt es sich bei den Zielfahndern um einen neuen Typus von Polizisten?
Nein, aber es sind Beamte die vielfältige Fähigkeiten vereinigen. Sie agieren weitgehend selbständig und unabhängig. Innerhalb des Polizeiapparates haben sie große Freiheiten und wenig Zeitdruck. Es sind meist ehemalige Beamte aus dem MEK, SEK, wie auch Sachbearbeiter aus normalen Dienststellen. Bei ihrer Arbeit stehen sie unter einer hohen Belastung. Sie müssen teamfähig, geistig flexibel, körperlich fit und technisch versiert sein. Jeder muss alles können und alles machen. In die Arbeit der Zielfahnder hat niemand anders Einblick. Es ist ein innerer Kreis. Nur die Gruppe weiß, wo sie steht. Verglichen mit der allgemeinen Fahndung gilt die Zielfahndung als Königsdisziplin der Polizeiarbeit.
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