»„Das Haus“ ist für mich ein großes Herzensprojekt, über das ich mich mit der unmittelbaren Zukunft unserer Gesellschaft befassen möchte. Es ist für mich eine auf kleinstem Raum angesiedelte Geschichte über Menschen und Menschlichkeit und dabei eine Dystopie: die Technik gegen den Menschen, gegen Selbstbestimmung, Freiheit und Individualität. Subtil beängstigend zerfällt hier nach und nach eine Welt, die kontrollierbar schien und doch mehr und mehr selbst die Kontrolle übernimmt. Dabei interessiert mich neben den emotionalen Konflikten speziell der aktuelle gesellschaftskritische Ansatz – den ich gerne als zweite Ebene erzählen möchte. Keine eins-zueins-Kritik, kein erhobener Zeigefinger. Vielmehr soll der Zuschauer über das Gefühl der Beklemmung zu einer Auseinandersetzung mit den kritischen Folgen der immer absoluteren Digitalisierung unseres Alltags und Lebens kommen. Nicht zuletzt auch durch die Coronakrise wurde der Digitalisierung ein immenser Schub verliehen, den es hier kritisch zu beleuchten gilt. Aus diesem Grund ist es mir wichtig, diesem Film zwar eine ganz eigene Visualität und Atmosphäre zu geben, ihn gleichzeitig aber greifbar und nachvollziehbar nah an der Welt und dem Alltag des Zuschauers anzusiedeln. Hier wird keine ferne, fremde Welt erzählt, auf die man mit Abstand blicken kann. Hier könnte der Zuschauer selbst das Gartentor öffnen in Erwartung einer unbeschwerten Zeit.
Zur filmischen Umsetzung kann ich nur sagen, dass ich mich oft wie ein Marionettenspieler gefühlt habe. Die Türen, Schubladen und Vorhänge wurden alle über dünne Drähte und Schnüre gesteuert. Damit die Technik so autark wirkt wie im Film später, gab es ein akribisches Timing zwischen sehr vielen Personen und den Schauspielern.
Drei Rollen tragen diesen Film: ein Mann, eine Frau und das Haus. Das Haus ist für mich ein eigener, sehr ernstzunehmender Charakter. Es gilt, das Haus als Figur zu erzählen und zu behandeln. Der vermeintliche Rückzugsort, das Ferienhaus, ist tatsächlich Beobachter, Machthaber und Kontrolleur. Es nimmt gefangen – zunächst im positiven, dann im erschreckend wörtlichen Sinne. Das Haus übernimmt die Kontrolle über die anderen beiden Figuren. Es reduziert die Menschen immer weiter auf sich selbst, bis sie sich schließlich nackt gegenüberstehen als das, was sie im Innersten sind. «
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