Interview mit Benedict Cumberbatch

Sherlock (Benedict Cumberbatch)
Benedict Cumberbatch in seiner Rolle als Sherlock. | Bild: ARD Degeto / BBC/Hartswood Films 2016

Wie fühlt es sich an, nach den viktorianischen Kostümen wieder den berühmten Mantel von Sherlock anzuziehen?

Es ist wunderbar, den Mantel wieder anzuziehen – im Gegensatz zu den gestärkten Kragen und dem Cutaway, aber gleichzeitig haben wir mitten im Sommer gedreht, so dass es jedes Mal ziemlich heiß war, wenn ich den Mantel trug. Aber er gehört zu Sherlock, zu seiner Ausstattung und seiner Rüstung.

Wo sind Sherlock, John und Mary zu Beginn der vierten Staffel?

Da ist eine ganze Menge neu – zum Beispiel gibt es ein Baby. Die Verantwortung als Eltern hat die Superdetektive also erreicht. Kinderbetreuung ist nie einfach, aber sie wird noch komplizierter, wenn ein Verbrechen dazwischenkommt.

Wie haben Sie Ihre Version von Sherlock Holmes angelegt?

Sherlock ist nicht nur Sherlock, er war Baby, Kind, dann Heranwachsender, danach ein junger Mann, und dann ein Dreißigjähriger, wie man ihn in Folge eins der ersten Staffel sieht. Wir wissen, dass er einen Bruder namens Mycroft und Eltern hat, aber wie zum Teufel war seine Kindheit wirklich? Das alles wollte ich von Anfang an wissen, weil ich den facettenreichsten und größten fiktiven Detektiv aller Zeiten spiele. Man braucht eine Hintergrundgeschichte, um eine Rolle ausleben zu können, denn was tut man anderes, als bestimmte Posen, Verhaltensweisen und Manierismen nachzuahmen? Ich versuche, alle diese Entscheidungen auf ein fundiertes Verständnis des Wesens meiner Rolle zu stützen.

Was reizt Sie daran, die Rolle des Sherlock zu spielen?

In welchem Rahmen ich als Schauspieler auch arbeite, geht es immer darum, interessante Geschichten zu erzählen und mich als Person zurückzunehmen. Es hat etwas Angenehmes, zu etwas zurückzukommen, das man kennt, es ist gut, die Truppe wieder zusammenzubringen und bestimmte Facetten eines Charakters zu spielen. Ich komme nicht sehr oft auf Rollen zurück, und auch dies waren bisher nur zwölf Folgen und ein Special. So viel haben wir gar nicht gemacht. Das Endergebnis unserer Produktion ist sehr filmisch und hochwertig, und das bedeutet schon etwas, weil es nicht nur um das kleine Budget geht, mit dem die Ausstatter in jeder Abteilung im Vergleich zu einem großen Film arbeiten müssen, es ist auch die Zeit, die wir haben, um es zu perfektionieren.

Wie viel von Sherlocks Temperament ist eher auf die offensichtlichen Unzulänglichkeiten anderer zurückzuführen als auf seinen Wunsch nach Perfektion?

Es ist merkwürdig, aber ich denke, dass Sherlocks Temperament mehr durch die Tatsache beeinflusst wird, dass er ein Mensch ist und versucht, übermenschlich zu sein. All das Zeug, das wir höflich Zivilisation nennen, lenkt diesen Mann nur ab, denn er muss Komplexität in einem beispiellosen Ausmaß berücksichtigen. Die Welt ist nicht wirklich dumm, aber um klug zu sein, muss er tatsächlich viel Lärm übertönen. Und was ihn immer wieder überrascht, und was ich für seine eigentliche Schwäche halte, ist, dass er manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. Sein blinder Fleck ist genau der Sachverhalt, den er absichtlich nicht beachtet, um als Detektiv so gut zu sein, wie er ist. Seine Beziehung zur Welt ist also sehr komplex. Doch er muss so sein, um sie zu erobern, aber gleichzeitig macht die Art, wie er mit ihr umgeht, ihn blind für das Nächstliegende. Das ist großartig für die Geschichte, denn die Leute sehen Dinge nicht, weil er sie nicht sieht. Seine Dummheit ist auch das, was die Welt großartig macht, und deshalb gibt es Dinge, Menschen und Ereignisse, die ihn überraschen. Er ist nicht übermenschlich, er ist menschlich und fehlbar.

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