Fr., 03.04.15 | 23:00 Uhr
Das Erste
Die Doku: Grzimek
Die Dokumentation zeigt den echten Grzimek in Aktion. Mit eindrucksvollen Originalaufnahmen knüpft sie an die dramatische Erzählung des Spielfilms "Grzimek" an. Was erzählen Freunde, Weggefährten und Familienmitglieder? Ist der Großvater tatsächlich mit dem Enkel Christian in eine Legebatterie eingebrochen, um den Horror der Massentierhaltung öffentlich zu machen? Grzimek, der erste Grüne der Republik? Was ist verbürgt über diesen Mann, der schon zu Lebzeiten zu einer Legende wurde? Er ist berühmt geworden durch die Fernsehsendung "Ein Platz für Tiere". Millionen Menschen ließen ihn in ihr Wohnzimmer. Die Doku erinnert an die aufregenden Momente, in denen Affen, Leoparden oder Schlangen das Frankfurter Studio bevölkerten. Er war der Retter der Serengeti, der für den Artenschutz auch mal mit Diktatoren kungelte.
Immer die Mission im Blick
An diese Rechtfertigung für das Treffen mit Idi Amin erinnert sich Enkel Christian. Waren Grzimek alle Mittel recht, um seine Ziele zu erreichen? Die Doku schaut, anders als der Spielfilm, auch auf die Jahre vor 1945. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Grzimek mit dem NS-Regime sympathisierte. Trotzdem trat er der Partei bei, was er zeitlebens bestritt.
Privatleben der Familie
Aufnahmen aus den 30er Jahren zeigen, wie die Grzimeks in Berlin lebten. Hildegard betreut Menschenaffen und Wölfe im Keller des Hauses, versorgt die beiden Kinder, und ihr Mann hat eine Geliebte. Die Wölfe dressierte er für Leni Riefenstahls Filmprojekt "Tiefland". Auch bei ihr hat Grzimek bleibenden Eindruck hinterlassen.
Aber mehr als alles und alle soll er seinen Sohn Michael geliebt haben. Es war der schwerste Schicksalsschlag seines Lebens, als Michael mit dem Zebraflugzeug während der Dreharbeiten zu "Serengeti darf nicht sterben" tödlich verunglückte. Archivbilder zeigen, wie die beiden in Afrika zusammen arbeiteten – meist hat Grzimek das Verhalten der Tiere erforscht, und Michael hielt mit der Kamera fest, was geschah.
Affen in der Badewanne
Legendär die Szenen vom Angriff eines Nashorns auf einen aufblasbaren Artgenossen, hinter dem sich Grzimek verbirgt. Die Doku zeigt auch "normales" Familienleben: Der Frankfurter Zoodirektor und sein Sohn mit wilden Raubkatzen im Wohnzimmer und Affen in der Badewanne. Der Adoptivsohn Thomas hingegen bleibt im Familienalbum eine Randfigur. Christian Grzimek erinnert sich jedoch noch gut, dass auch Thomas nach Afrika geschickt wurde. Ein zu später und wohl auch darum erfolgloser Versuch Grzimeks, seinen Adoptivsohn für die eigene Arbeit zu begeistern.
Und Brandon, im Spielfilm der junge Massai an der Seite des deutschen Professors – eine Erfindung? In Tansania fanden die Autoren den echten Brandon, der eigentlich Joe Ole Kuwai heißt und im Busch für Grzimek übersetzte. Kuwai erinnert sich an Grzimek wie an einen "väterlichen weißen Bruder".
Lebensleistung Grzimeks
Wie widersprüchlich sein Leben als Artenschützer, Zoodirektor, TV-Star, als Familienvater und Ehemann auch war – in einem sind sich alle einig, die in der Doku zu Wort kommen: Ihm ist es zu verdanken, dass die Serengeti lebt, dass der Artenschutz ins Bewusstsein so vieler Menschen rückte. In dieser Hinsicht hatte Bernhard Grzimek keinen Grund, seine Leistung am Ende des Lebens in Frage zu stellen.
Ein Film von Erika Kimmel und Bernd Isecke