»Die Figur der Christel Wolf 15 Jahre später – nachdem wir sie in der ersten Staffel 1952 verlassen haben – zu spielen, in der für Deutschland entscheidenden Zeit von 1967/68, war mir eine schöne Herausforderung und Aufgabe, mit der ich mich gern auseinandergesetzt habe. Christel hat sich in diesen 15 Jahren gewandelt, durch ihre Entscheidung, an die Stelle ihres verstorbenen Mannes zu treten, um den Familienbetrieb, die Stahlfabrik, als Direktorin weiterzuführen – und somit entscheidende Verantwortung für viele Menschen zu übernehmen und die Wolf-Werke durch die Zeit und Probleme zu führen. Wir mussten quasi retrospektiv erzählen, was aus ihr geworden ist und wie sehr sie sich verändert hat im Vergleich zur ersten Staffel. Wie sie in etwas hineingewachsen ist, das niemals für sie als Person und Frau so vorgesehen war. ‚She made it‘ – zum Preis der Einsamkeit. Im Versuch, das Werk im traditionellen Sinne zu leiten, im Familienverbund, der partout nicht verbunden ist, findet sie in ihrem Enkel die Person, der sich ihr gegenüber öffnet, sodass hier zwei Generationen miteinander in Austausch kommen, die verschieden auf die Welt blicken und sich dennoch zuhören und voneinander lernen. Christel lernt weiterhin, ihren Töchtern zuzuhören, um endlich eine Brücke zu ihnen zu finden. Das ist wohl ihre Hauptaufgabe in dieser zweiten Staffel ‚Unsere wunderbaren Jahre‘, abgesehen von neuen Geschäftsmodellen, die sie entwickelt, die auf Tatsachen beruhen, so wie es auch für sie ein lebendiges Vorbild gibt. Dass die Regisseurin und Head-Autorin Mira Thiel auf einschneidende Themen im Deutschland 1968 aus der ‚Provinz‘ heraus blicken lässt und hier die Figuren einer iranischen Familie als auch einer argentinischen Adoptivtochter hinzugeholt hat, finde ich interessant und relevant. Somit wird an die Rattenlinie der Nazis Richtung Südamerika erinnert; einer von ihnen, nämlich Böcker, kehrt sogar zurück. Weiterhin erfahren wir viel über die iranische Intelligenzia, die in Deutschland studierte, um anschließend möglichst nicht aufzufallen, so sie nicht in den Iran zurückkehrten. Und dann, sicherlich überraschend für viele Zuschauende, die Weise wie die ersten ‚Gastarbeiter‘ in Deutschland behandelt wurden, wie sie untergebracht und welchem Rassismus sie ausgesetzt waren, wie wenig Rechte sie hatten und dass sie nicht so beliebt waren, wie sie es heute sind. Ich hoffe, dass wir hier ein Stück Fernsehen gemacht haben, das sich neben dem Entertainment engagiert hat, komplexe Figuren und deren Beziehungen zueinander zu erzählen als auch zeitgeschichtlich an Zusammenhänge zu erinnern bzw. diese nochmals zu erläutern.«