»Einen Tag vor Drehbeginn für unseren Polizeiruf 110 ereignete sich etwas höchst Unvorhergesehenes. Um 9 Uhr morgens stand ich im frisch eingerichteten Büro unserer Polizeiruf-Kommissare, da erschienen drei Damen und zwei Herren in Zivil – zwei von ihnen trugen eine große Pistole am Gürtel. Sie sagten, dass der Spaß jetzt vorbei sei und dass wir unsere Arbeiten zu stoppen hätten. Sie kamen vom Morddezernat, und ich dachte, ich werde jetzt verhaftet…
Zur Erklärung dieses Ereignisses muss man wissen, dass beim Film die Dinge oft sehr, sehr schnell geschehen müssen. Und weil die ersten Drehtage im Büro der Kommissare spielten, benötigte man Leichenfotos, welche die Schauspielerin Johanna Wokalek als Ermittlerin im Film betrachten sollte. Nun war die Puppe, welche unsere Brandleiche darstellen sollte, erst am Vortag aus Berlin geschickt worden. Weswegen der berühmte SFX-Mann Schwerthelm Ziehfreund zusammen mit der Kostümbildnerin Martina Müller einen Vormittag damit verbrachte, die Puppe anzukleiden und dann wieder so zu verkohlen, dass man mit ihr Fotos machen konnte. Die Zeit drängte, und die Fotos wurden schnell im Gang unseres Produktionsbüros bei der Bavaria in Geiselgasteig gemacht.
Nun wollte es das Schicksal, dass der Fotodrucker unseres Außenrequisiteurs ausgerechnet an diesem Tag streikte. Um die Bilder in jener Hochglanzqualität noch ausdrucken zu können, welche für die Dreharbeiten am Schreibtisch der Kommissarin erforderlich waren, rannte unser Außenrequisiteur kurz vor Ladenschluss also mit seinem Speichermedium in ein Geschäft in der Nähe. Außer Atem bat er inständig darum, die Fotos bis zum nächsten Morgen in verschiedenen Formaten auszudrucken. Die Angestellte machte sich an die Arbeit, sah auf den Fotos verschiedene Aufnahmen unserer Brandleiche, dachte an den aufgeregten Mann, der sie ihr gebracht hatte – und zählte eins und eins zusammen.
Am nächsten Morgen wurde unser Außenrequisiteur, als er seine Fotos abholen wollte, von zwei Zivilbeamten in einen Nebenraum geführt und verhaftet. Und kurz darauf erschienen die Beamten der Münchner Mordkommission, um auch noch den Verantwortlichen aus der von unserer Szenebildnerin Gabi Pohl super-authentisch ausgestatten Polizeikulisse mitzunehmen.
Auflösen konnte alles unser Regisseur Alexander Adolph, der sich immer so freut, wenn echte Polizisten ans Set kommen: 'Wir drehen einen Krimi!' Und unser Außenrequisiteur hatte glücklicherweise die Herstellung der Brandleiche als Making-Of dokumentiert.
Als Produzenten sind Christoph Menardi und ich sehr stolz darauf, dass wir für den Bayerischen Rundfunk einen Münchner Polizeiruf 110 herstellen durften. Großer Dank geht an unsere tollen Darsteller und alle Gewerke – ganz besonders den großen Kameramann Alexander Fischerkoesen und an Regisseur und Drehbuchautor Alexander Adolph. Größter Dank an die BR-Redaktion, Claudia Simionescu und Tobias Schultze, die uns vertraut und ermöglicht haben, eine ganz besondere Geschichte zu erzählen, in deren Mittelpunkt das Feuer steht.«
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