Gespräch mit Charly Hübner
Sascha Bukow bläst weiter kalter Wind ins Gesicht. Gehen Sie noch boxen, um sich auf die Rolle vorzubereiten, oder ist die Figur dafür gerade zu angeschlagen?
Das Ritual bleibt, weil es Freude macht. Bukow ist wie jeder Mensch in vergleichbaren Momenten noch weit von einem stabilen Fundament entfernt, sucht es aber auch gar nicht gezielt. Er richtet sich stattdessen eher im Dazwischen ein, was das Ehrlichste ist für ihn. Von da aus kann er jederzeit, ungebunden, aufbrechen und seinem Weg folgen.
Kripo und Zollfahnung kämpfen gegen die kalabresische Mafia in Rostock. Was erzählt dieser Fall für Sie?
Ausgehend von Roberto Savianos Buch "ZeroZeroZero", in dem Rostocks Hafen als einer der größten Kokainumschlagplätze in Europa beschrieben wird, hat der Autor recherchiert und so ist diese Geschichte entstanden. Der Fall ist wieder mal ein Paradebeispiel dafür, dass ein gewisser Grad an Skrupellosigkeit mit normaler ordnender Polizeiarbeit für alle Bukows und Königs dieser Welt nicht greifbar ist. Da muss schon die Grauzone her.
Florian Oeller hat bereits mehrere Rostocker "Polizeirufe" geschrieben. Was macht ihn in Ihren Augen zu einem guten Autor?
Er holt sich seine Themen immer in der Realität ab, die Fakten sind sauber recherchiert und werden in das Rostocker Geflecht eingefädelt. Das macht ihn für uns in Rostock zu einem super Partner und hingebungsvollen Autor.
König und Bukow siezen sich trotz des sonst kumpelhaften Tons immer noch. Ein Ausdruck des gegenseitigen Respekts?
Ja. Aber vielleicht auch der letzte Schutzwall, der sie davor bewahrt, ineinander zu krachen und heillos miteinander ins Chaos zu stürzen. Die emotionale Struktur der beiden Figuren ist sehr fragil und sucht den jeweils anderen explizit als haltende Ergänzung. – Oder ist es doch nur ein Spiel mit dem Sie?
Diesmal macht Bukow der Kollegin bei einem abendlichen Besäufnis Avancen. Will er sich trösten oder sind echte Gefühle im Spiel?
Wenn er das wüsste, würde er es sagen, und wahrscheinlich mit viel weniger Alkohol im Turm. Der Alkohol ist die Leiter, um über die eigene Angst zur König hinzukommen. Dass das wieder schiefgeht, ist natürlich der größere Spannungsspielspaß.
Die Arbeit bringt tägliche Begegnungen mit Thiesler. Wird Bukow ihm in diesem Leben noch mal die Hand reichen?
Bestimmt. Die Strafzeit ist fast vorbei. Zumal Vivian ihn ja auch hat sitzen lassen.
Vor der Trennung hat Bukow in der Kindererziehung immer den Spaßfaktor hochgehalten. Als Singlevater macht er nicht so eine gute Figur. Was läuft falsch?
Er ist nicht da, bietet keinerlei Alternative zur Struktur Vivians und sagt immer die gleichen entschuldigenden Phrasen. Würde er seine Söhne einfach packen und was echt überraschend Tolles mit ihnen tun, gäbe es noch die Hoffnung, zwei Teenies zu überzeugen, aber die Chancen stehen echt schlecht.
Veit Bukow gibt hier auf rührende Art den Coach, der den Sohn an alte Boxertugenden erinnert, um ihm wieder auf die Beine zu helfen. Eine sehr sanfte Form des Arschtritts. Kommt er an?
Na sicher. Die Beziehung zum Vater ist Bukows stabilste Beziehung.
(Das Interview führte Birgit Schmitz)
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