Anneke Kim Sarnau über den aktuellen Fall
Katrin König ist eine Beziehung mit Sascha Bukow eingegangen, aber sie wäre nicht Katrin König, wenn sie das einfach mal so stehen lassen könnte. Kann sie ihm wirklich vertrauen? Sie schwingt sich in dieser Frage zu einer radikalen Entscheidung auf, denn halbe Sachen sind nicht ihr Ding. Doch gleich zwei Schurken machen ihr einen Strich durch die Rechnung. Nicht nur Bukows Erzfeind Subocek taucht urplötzlich wieder in Rostock auf, auch Katrin Königs spezieller „Freund“ Guido Wachs trägt ein letztes Mal dazu bei, ihre schönsten Hoffnungen zunichte zu machen.
Als der Clubbesitzer Tito tot aufgefunden wird, gerät zunächst Jo Mennecke in Verdacht, ein Musiker, der von Bela B gespielt wird. Wie haben Sie die Arbeit mit ihm erlebt?
Am Anfang war ich natürlich freudig gespannt, ihn kennenzulernen, und musste abstrahieren, dass er einen ganz anderen Typen spielt, als er selbst ist. Vom Buch her ist er ein etwas heruntergekommener Blues-Musiker. Ein On-theroad-Typ, der seit Jahren sein Ding durchzieht, zu viel trinkt und in verrauchten Buden spielt – also keine Stadien füllt wie Die Ärzte. Ich war sehr gespannt, wie Bela die Rolle anlegt, und es war toll, wie er es geschafft hat, eine Figur zu spielen, die ihm eigentlich total fremd war. Er selbst ist sehr auf dem Teppich geblieben, sehr nett und uneitel. Es war eine Freude, mit ihm zu arbeiten.
Das zerrüttete Verhältnis zwischen Mennecke und seiner Frau wirkt wie ein Katalysator auf Katrin Königs Unsicherheitsgefühle, was ihre Beziehung zu Bukow betrifft. Was treibt sie um?
Katrin König weiß, auf wen sie sich einlässt. Aber sie hat die Sehnsucht, jetzt mal anzukommen, und sie ist einfach unfassbar „in love“. Natürlich hat sie aber auch Angst davor, wie er damit umgeht. Sie hat ja kein soziales Umfeld, das sie gegebenenfalls auffängt.
Fragt sie deshalb Röder um Rat?
Aus meiner Sicht war Henning Röder für Katrin König schon immer ein wenig eine Vaterfigur. Weil er etwas Väterliches an sich hat, weil er verschlossener ist und ruhiger und weil er nicht so ein Mega-Ego in den Raum stellt. Sie vertraut ihm einfach.
Und wie gefällt ihr seine Antwort? Für ihn ist sie das eigentliche Problem.
(lacht) Er spricht etwas aus, was sie wahrscheinlich tief im Innern weiß. Das ist natürlich sehr hart und konfrontativ, aber berechtigt.
Schließlich entschließt König sich zu einem großen Schritt; ihr Heiratsantrag an Bukow hat zugleich etwas Verzweifeltes und Hoffnungsvolles. Wie lesen Sie diese Szene?
Natürlich zieht Katrin König sich das rein, was Röder ihr sagt. Das bleibt nicht ohne Wirkung, denn sie weiß, dass das Problem auch bei ihr liegt. Sie sagt sich: Wenn ich es schaffe, mal über meinen eigenen, schrägen Schatten zu springen, dann könnte alles gutgehen. Das dauerhafte Misstrauen hat sie über die Jahre nicht glücklicher gemacht. Also denkt sie jetzt: „No risk, no fun. Ich springe ins kalte Wasser und ziehe das jetzt durch.“ Sie lässt einmal alle inneren Hürden, alle Bedenken außer Acht, um weiterzukommen.
Als die Profilerin erfährt, dass Subocek sie erpresst, reagiert sie sehr klar. Sie ist bereit, ihren alten Fehler zu gestehen. Hat sie keine Angst vor den dramatischen Auswirkungen, die das auf ihr Leben haben würde?
Dazu fällt mir ein Zitat ein. Ich weiß nicht, von wem es stammt, aber es geht so: „Der Erfinder der Notlüge liebt den Frieden mehr als die Wahrheit.“ Katrin König braucht die Wahrheit. Sie weiß, dass sie auf Dauer nicht mit einer Lüge leben kann. Und wenn jetzt was ganz Neues anfängt mit Bukow und das alles auf Lügen aufgebaut ist, das geht für sie nicht. Sie ist bereit, den Reset-Button drücken, auch wenn das bedeutet, dass sie dafür ein paar Jahre ihres Lebens verliert.
Ahnt sie, dass es anders kommen wird?
Da gibt es eine innere Stimme, die ihr sagt, das ist alles viel zu krass, als dass es gutgehen könnte. Aber ich glaube, weil sie sich gerade beide ihre Liebe gestanden und einen Riesenschritt aufeinander zu gemacht haben, hofft sie einfach, dass er mitmacht. Die Hoffnung ist größer als die Zweifel.
Es steht auch kurz der Gedanke im Raum, gemeinsam unterzutauchen. Eine ernsthafte Versuchung?
Ich denke schon. Es ist so viel Mist passiert, und ich denke, beide haben erfahren, dass der Kampf für Gerechtigkeit auch ein Kampf gegen Windmühlen ist. Der Gedanke, sich davon komplett zurückzuziehen und zu sagen, wir steigen jetzt einfach ganz aus, ist verlockend. Ein Teil von ihr wünscht sich das sehr, denn sie liebt den Mann ja. Sie will ihn in ihrem Leben. Aber tief im Inneren weiß sie auch, dass das unrealistisch ist, dass sie so nicht ist.
Was bedeutet der Abschied von Bukow für die Figur Katrin König? Wird sie „zurück auf Los“ gehen? Sich darauf zurückbesinnen, wie sie einmal angetreten ist?
Ich glaube, dass sie das probieren will und dass sie darin auch eine Chance sieht für sich, bei sich zu bleiben, den Schmerz zu ertragen. Sie bleibt zurück wie eine Gestrandete, wie eine Schiffbrüchige, die an Land gespült wird und noch mal eine neue Chance bekommt. Und ich denke, die will sie unbedingt ergreifen.
Sie sind 2010 mit Charly Hübner in diese Reihe gestartet. Wie schauen Sie auf die gemeinsame Zeit zurück?
Ich glaube, wir haben beide nicht damit gerechnet, dass das den Weg geht, den es gegangen ist. Dass unsere Figuren so eine Wucht und Kraft haben, innerhalb echt guter Geschichten. Dass die Leute darauf hinfiebern, unsere Filme zu gucken. Dass wir die Sonntagabend-Landschaft so bedeutend mitprägen mit Filmen, die eher eine Rauheit haben und sehr an den Ermittlerfiguren dran sind. Das war ein Riesengeschenk. Und das alles zusammen mit Charly zu erleben, wachsen zu lassen, zu teilen, hat ein Jahrzehnt meines Lebens sehr stark geprägt. Das war ganz toll, aber jetzt freue ich mich auch auf meine gemeinsame Reise mit Lina Beckmann.
In welche Richtung würden Sie Ihre Figur nun gern weiterentwickeln?
Ich fände es schön, wenn sie aus ihrer Schwere rausgezwungen wird, wenn sie insgesamt mehr Leichtigkeit bekommt. Mit Lina zusammen ist auf jeden Fall sehr viel Raum für Humor und Tiefgang.
Kommentare