Interview mit Claudia Michelsen
Sie spielt Hauptkommissarin Doreen Brasch im Polizeiruf 110
Ihr Partner hat den Dienst quittiert. Werden Sie Sylvester Groth vermissen?
Ja, natürlich werde ich den Groth vermissen. Aber wie sagt man: Jedes Ding hat seine Zeit. Und man sollte glücklich sein mit dem, was man tut. Insofern muss ich ziehen lassen. Aber dadurch entstehen ja auch neue Möglichkeiten.
War dieser "Polizeiruf" auch für Sie als Schauspielerin eine große logistische Herausforderung?
Ich glaube, so war es für das gesamte Ensemble. Ich bin gespannt, wie das Publikum mithalten wird.
Was halten Sie von den Rostocker Kollegen?
Ich bin ein großer Fan vom Rostocker "Polizeiruf", entsprechend habe ich mich sehr auf die gemeinsame Arbeit gefreut. Besonders auf Eoin Moore, den ich schon sehr lange kenne.
Gab es beim Drehen Momente, in denen Sie sagten: Das machen wir hier in Magdeburg ganz anders?
Nein, die hat es nicht gegeben. Eoin ist ein starker Regisseur und damit meine ich auch, dass er neugierig ist auf das, was wir erzählen wollen, ob in Rostock oder Magdeburg. Insofern war es für mich ein normaler offener Arbeitsprozess. Ein gesundes Miteinander.
1971 startete der "Polizeiruf". Sind Sie ein langjähriger Fan?
Ich habe als Kind nur selten "Polizeiruf" geschaut, bin aber inzwischen ein treuer Fan. Ich finde, unsere kleine "Polizeiruf"-Familie ist etwas sehr Besonderes. Mit Matthias Brandt in München, Anneke und Charly in Rostock, Maria Simon in Brandenburg und uns in Magdeburg. Die Reihe erlaubt es uns, im Rahmen des üblichen Krimiformats mit Geschichten immer wieder anders umzugehen.
Wie war der "Polizeiruf" früher?
Er hat kleine Geschichten von Leuten erzählt, die man in gesellschaftskritische Bilder übersetzen konnte. Leise oder laut, wie auch immer es die Geschichte verlangte. Ich finde, da kommen wir teilweise wieder hin. Mich interessiert es sehr, Geschichten für die jeweilige Region mit ihren Menschen zu erzählen.
Der Film erzählt die Geschichte dreier Generationen. Wofür stehen die einzelnen Generationen?
Von der Erfahrung eines Krieges oder großer politischer Umbrüche bleibt auch die nachfolgende Generation nicht unberührt. Es stellen sich Fragen: Worüber wollen wir reden? Was schweigen wir tot? Wie sind unsere Eltern mit uns umgegangen? Wie gehen wir dadurch heute mit unseren Kindern um? Was war erlaubt, was nicht? Diese Erfahrungen unserer Eltern und Großeltern prägen uns bis heute in unseren Verhaltensweisen. In "Wendemanöver" geht es unter anderem um einen Sohn, der es nicht schafft, sich gegen den Vater aufzulehnen, und um die Enkelin, die es wenigstens versucht. Ein endloses Thema.
Haben Sie eine besondere Beziehung zu Magdeburg?
Meine Verbindung zu Magdeburg ist erst einmal die Elbe. Der Fluss meiner Heimat. Andererseits bin ich natürlich sehr gern da und fühle mich von den Magdeburgern willkommen geheißen.
Sie haben ein Auge auf den Rostocker Kollegen geworfen und verabschieden ihn mit einem langen Kuss. Was folgt daraus?
Nichts folgt darauf. Brasch kommt und geht. Ohne Erwartungen und ohne Verpflichtungen.
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