Fragen an Sebastian Koerner

Biologe und Naturfilmer Sebastian Koerner drehte die Original-Tieraufnahmen der wildlebenden Wölfe für den "Polizeiruf: 110 Wolfsland".

Wolfshund
Arbeitsfoto: Dreharbeiten mit einem Wolfshund. | Bild: rbb / Oliver Feist

Wie haben Sie Ihre Leidenschaft am Thema "Wölfe" entdeckt und woher kommt Ihr Interesse?

1991 habe ich mein Bio-Studium mit dem Schwerpunkt Verhaltensforschung und Ökologie abgeschlossen. Obwohl mich schon während meines Studiums die Bücher des damals bekanntesten Wolfsforschers in Europa, Eric Zimen, begeistert haben, wagte ich in den 1980er- Jahren nicht einmal davon zu träumen, eines Tages in Deutschland mit wilden Wölfen arbeiten zu können. Tatsächlich auf den Wolf gebracht hat mich schließlich meine Lebensgefährtin Gesa Kluth. Wir haben uns 1999 im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin kennengelernt, wo sie damals auf die Ankunft der ersten wilden Wölfe aus Polen hoffte.

Über 150 Jahre gab es in Deutschland keine Wölfe, aber seit Kurzem finden sie den Weg zurück zu uns. Was ist der Grund für ihre Rückkehr?

Wölfe sind einige der wenigen bedrohten Tierarten, die nicht deshalb so selten oder ausgestorben sind, weil ihr Lebensraum verändert oder zerstört wurde, sondern weil die 13 Menschen sie durch Jagd, Fallen und Gift – also durch direkte Nachstellung – ausgerottet haben. Seit etwa den 1970er Jahren wurden Wölfe in immer mehr Ländern Europas unter Schutz gestellt. Seitdem breiten sie sich in ihrem ehemaligen Vorkommensgebiet wieder aus. Als mit der Wiedervereinigung Deutschlands auch noch die innerdeutsche Grenze als schwer zu überwindende Barriere wegfiel, kamen immer mehr junge Wölfe, die ein eigenes Territorium für die Familiengründung suchen, vor allem aus Polen nach Deutschland. Da die heutige Kulturlandschaft in Deutschland ein Schlaraffenland für Rehe, Hirsche und Wildschweine ist, finden auch die Wölfe hier hervorragende Lebensbedingungen vor.

Wie auch im "Polizeiruf 110: Wolfsland" sind nicht alle Menschen davon begeistert, dass sich einige Wölfe hier wieder ansiedeln. Ist die Angst vor diesen Tieren berechtigt?

Viele Schäfer und Halter anderer Nutztiere, sind nicht aus Angst vor Wolfsangriffen auf Menschen gegen die Wölfe, sondern weil diese großen Beutegreifer einen vermehrten Aufwand beim Herdenschutz erforderlich machen. Menschen, die sich selbst durch die Anwesenheit von Wölfen in Feld und Wald bedroht fühlen, kann ich mit all meiner Erfahrung durch zahlreiche nahe Begegnungen mit den Wölfen versichern, dass sie unter den heute in Mitteleuropa gegebenen Bedingungen nicht für Menschen gefährlich sind.

Noch ist der Wolf in Deutschland in der Minderheit. Aber bis auf den Menschen hat er doch kaum Feinde. Kann es passieren, dass die Tiere hier in rasanter Zeit Überhand nehmen?

An der Spitze des ökologischen Modells der Nahrungspyramide stehend, wird der Bestand der Wölfe allein von der Zahl der für sie erreichbaren Beutetiere geregelt. Durch ihre ausgesprochene Territorialität verteilen sich Wölfe in sehr geringer Anzahl über eine große Fläche. In der Lausitz beansprucht ein einziges Wolfselternpaar für sich und seine bis zu zwei Jahre alten Nachkommen ein 250 km² großes Gebiet. So stellen die Elterntiere sicher, dass sie hier jedes Jahr genug Beutetiere finden, um ihre jeweiligen Welpen großziehen zu können.

Für den "Polizeiruf 110: Wolfsland" haben Sie Rudel und deren Welpen gefilmt? Was war das Besondere daran? Was mussten Sie beachten?

Für den "Polizeiruf 110: Wolfsland" habe ich hauptsächlich beim Spremberger Rudel in der Lausitz auf die Lauer gelegt. Da sind mir von Mitte Juli an vor allemWelpen vor die Kamera gelaufen – allerdings in sehr unterschiedlichen Situationen. Ich habe im 3D-Tarnanzug im Wald gestanden, da ist ein kleiner Welpe bis auf 3 Meter an mich herangekommen! Sein Porträt ist im Polizeiruf zu sehen. Im Spremberger Rudel habe ich bis Mitte Oktober keinen Elternwolf filmen können. So sind im Polizeiruf außer dem Wolfshund "Harka" nur die Vaterwölfe des Daubitzer und des Seenland-Rudels zu sehen.

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