SR-„Tatort“-Redakteur Christian Bauer im Interview

SR-„Tatort“-Redakteur Christian Bauer
SR-„Tatort“-Redakteur Christian Bauer | Bild: SR

Wenn wir über die Grenze gehen und Frankreich erzählen, dann liegt der Grund immer in der Geschichte. In diesem Fall geht es um eine MutterTochter-Geschichte. Die junge Frau, im Film heißt sie Carla Radeck, ist deutsch-französisch aufgewachsen und spricht beide Sprachen, genauso wie unsere Hauptkommissarin Esther Baumann, die ebenfalls das Kind einer deutsch-französischen Beziehung ist. Der Plot legte uns nahe, den Ursprung unserer Handlung in Frankreich anzulegen, und dann muss natürlich auch in Frankreich ermittelt werden.

Und dann wird auch Französisch gesprochen?

Natürlich, und das finde ich sehr spannend. Das Saarland gilt ja als frankophil, aber meine Beobachtung ist, dass zwar die meisten Lothringer und Elsässer sehr passables Deutsch sprechen. Umgekehrt scheint mir das für die Mehrheit der Deutschen mit dem Französischen aber nicht zu gelten. Mein Französisch ist so gut, wie das unserer Figur Pia Heinrich (Filmzitat: ´Mein Französisch ist aber nur croissant, baguette, ca va?`). Esther Baumann dagegen spricht Französisch perfekt. Und damit lassen sich im Film durchaus skurrile Situationen herstellen. Und auch Carla und Beatrice Radek sprechen untereinander, wenn es emotional wird, Französisch, wechseln aber auch immer wieder ins Deutsche, so wie es in mehrsprachigen Familien ja oft geschieht. Wenn wir alle diesseits und jenseits der Grenze nur Deutsch sprechen ließen, wäre das doch sehr unnatürlich.

Wird der SR-„Tatort“ auch künftig öfter nach Frankreich gehen?

Nur, wenn es dafür einen dramaturgischen Grund gibt. Wenn ein Völklinger Gebrauchtwagenhändler von einem Saarbrücker Kunden ermordet wird, warum sollten wir dann nach Frankreich gehen? Wir müssten dann ja irgendwas konstruieren. Keine Sorge, das war nur ein Beispiel und ist mitnichten ein neuer Plot. Es kommt dabei viel auf die Figuren an, auch auf die Episodenfiguren. Klar, Esther kann immer die französische Seite mit einbringen. Aber dafür muss es dann auch eine solche geben. Im zweiten Fall ´Der Herr des Waldes` haben wir diese Seite von Esther ja etabliert. Da verhört sie zwei Minuten lang eine französische Mutter und Pia steht daneben und versteht nichts. Die Zuschauerinnen und Zuschauer verstehen durch die Untertitel die ganze emotionale Bandbreite des Gesagten. Und als Pia dann nachfragt, was die Mutter gesagt habe, antwortet Esther mit einem sehr kurzen Satz: ´Dass er seit sechs Jahren verschwunden ist und dass er stumm ist.` Solche Situationen, in denen die Zuschauerinnen und Zuschauer mehr wissen als einige der handelnden Figuren, mag ich persönlich sehr. Und das kann man immer gut über die gesprochenen Sprachen spielen.

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