Gespräch mit Felix Klare
Sebastian Bootz und Thorsten Lannert sind in diesem Jahr zehn Jahre im Einsatz, Du kennst Deine Figur also schon ziemlich gut. Was an Sebastian Bootz gefällt Dir denn besonders, was gar nicht und was macht Dir besonderen Spaß?
Wenn ich mir Herrn Bootz so anschaue, ist er doch ein ganzes Stück gereift und das in einer Art und Weise, die einerseits erstaunlich ist und andererseits auch sehr beruhigend. Anfangs war er doch eher ein Bilderbuchpolizist und Papa, der korrekt und mit Bedacht, klarem Kopf und möglichst ohne Emotionen zuzulassen, den Tätern auf die Spur gekommen ist. Er war gut darin, ist es noch heute, doch er ist durch einen vordergründig negativen Einschnitt in seinem Leben letztendlich reicher geworden. Sein glückliches, unbedarftes Liebes -und Familienleben musste doch langsam, Stück für Stück, dem harten Berufsleben weichen, bis hin zur Trennung seiner Frau. Sie fühlte sich mehr und mehr vernachlässigt, fand die Aufmerksamkeit bei einem anderen, der nicht so schnell weglaufen kann (er sitzt im Rollstuhl), der immer greifbar ist. Sie nahm also weitestgehend ihre beiden Kinder und verließ den netten Herrn Bootz.
Der Schmerz stürzte Basti in einen Abgrund, in dem er einige Zeit festsaß, so lange bis Ritter Thorsten, mit seiner Fürsorge und Erfahrung, ihn wieder herauszog. Diese Erlebnisse und Erfahrungen in seinem Leben, gerade die, an denen man zu verzweifeln scheint, können einen letztendlich die emotionalere Reife bringen, für die es sich zu altern lohnt. Er ist ab da ein viel emotionaler und auch lockerer Typ Mann und Mensch geworden. Er hat dazu gewonnen. Und wer weiß, was das Leben noch alles für ihn versteckt hat, auf den Straßen Stuttgarts ...
Hast Du unter 23 Filmen der letzten zehn Jahre einen absoluten Lieblingsfilm und wenn ja, welchen und warum?
Naja, in den Filmen "Spiel auf Zeit" und "Preis des Lebens" wurde meine Figur am meisten gefordert, sie steht im Fokus der Geschichte, es passiert was mit ihr – das macht mir am größten Spaß zu spielen. Dann gibt es noch "Eine Frage des Gewissens", "Tödliche Tarnung" und "Die unsichtbare Frau", in denen ein Konflikt zwischen Bootz und Lannert steht, was ich auch immer spannend finde zu erzählen und ab und an begrüße.
Wenn Du abwägst, welche anderen Rollen Du annimmst, achtest Du dann darauf, dass sie Bootz möglichst unähnlich sind?
Die ersten drei, vier Jahre habe ich stark darauf geachtet, da mich viele Caster und Filmschaffende noch nicht so häufig auf dem Schirm hatten. Mir war und ist es sehr wichtig, dass ich als vielseitiger Schauspieler wahrgenommen werde, da mir gerade die unterschiedlichen Charaktere der Menschen gefallen zu erspüren und darzustellen – deswegen bin ich Schauspieler geworden! Das ist mir, wie ich finde, bisher ganz gut geglückt. Ansonsten habe ich auch darauf geachtet, dass Herr Bootz und Herr Klare nicht allzu viele Unterschiede aufzeigen, da mir ein erfahrener Kollege damals geraten hat, eine Figur, die extrem weit deiner eigenen Person entgegensteht, macht es zwar Spaß zu spielen, kann aber auf längere Sicht gesehen auch ermüden. Das habe ich mir zu Herzen genommen
Im "Tatort – Der Mann, der lügt" erleben wir die Kommissare durch die Brille eines Verdächtigen, also immer von außen und eher bedrohlich, verunsichernd. War die Arbeit an diesem Tatort sehr unterschiedlich zu früheren Tatorten?
Ich muss gestehen, dass ich "Der Mann der lügt" erst einmal gesehen habe und dadurch mein objektives Urteil über den gesamten Film noch nicht wirklich wiedergeben kann. Das liegt daran, dass ich beim ersten Schauen, doch sehr auf mein eigenes Spiel achte und überprüfe, ob das, was ich zum Ausdruck bringen wollte, sich auch erzählt. Allerdings muss ich sagen, wenn es heißt »durch die Brille des Verdächtigen«, ich mir auch wirklich dies mehr erhofft habe – sprich, dass wir Kommissare in unseren wirklich langen, zum Teil penetranten, unsympathischen und emotional aufdringlichen Verhören, eben mehr aus der Sicht des Verdächtigen, also letztendlich mehr im Bilde gewesen wären. Aber wie gesagt, vielleicht hat sich das Gewollte ja trotzdem übertragen.
Die Arbeit an diesem Tatort, war für uns Schauspieler/ Kommissare dann tatsächlich deutlich aufwändiger als bei anderen. Wir hatten wahnsinnig viel Text, mit vielen gedanklichen Wendungen. Gerade das hat aber auch sehr viel Spaß gemacht. Vielen Dank an dieser Stelle nochmal allen Beteiligten!
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