Drei Fragen an Edin Hasanovic

(Achim Wozniak)

Haessler, Auerbach und Wozniak
Als der Fahrgast Mark Haessler dazwischengeht, gerät er ins Kreuzfeuer der Jugendlichen.  | Bild: RBB / Frédéric Batier

Achim Wosniak ist ein junger Mann mit einer kriminellen Vergangenheit, die er abgelegt hat, aber ständig damit konfrontiert wird. Wie geht er damit um? Und wo liegt für Sie als Schauspieler der Reiz, einen solchen "bad guy" zu spielen?

Der Reiz an der Rolle Achim Wozniak bestand darin, eine Geschichte mit zu erzählen, die ein sehr wichtiges politisches Thema anspricht. Am Beispiel von Jonny K. und anderen ist zu erkennen, dass Überfälle und Gewaltattacken auf öffentlichen Plätzen leider keine Seltenheit sind. Sie häufen sich. Das zumindest suggerieren die Medien. Sie sind sinnlos und schaukeln sich von belanglosen Nichtigkeiten hoch zu gefährlicher Körperverletzung oder sogar, wie im Film, bis hin zum Tod eines Menschen. Achim ist so jemand, der aufgrund von eigener Schwäche anderen Leid zufügte. Durch die Vorbereitung auf diese Rolle und andere habe ich mich mit vielen Interviews und Geschichten solcher Jungs auseinandersetzen dürfen. Diese Überfälle haben nichts mit dem Opfer, sondern mit der Einstellung, den Maßstäben und verschwommenen Grenzen der Täter zu tun. Viele von ihnen sehen das aber anders und suchen den Grund für solche Taten fast immer im Gegenüber. Noch dazu war ich sehr froh, dass Stephan Wagner den Schlägerrollen die Namen Konstantin Auerbach und Achim Wozniak gegeben hat. Hieße meine Rolle Mohammed oder Ali, hätte ich sie nicht spielen wollen, weil das eine Ansicht fördern würde, die verzerrt und falsch ist. Es ist viel zu leicht und nicht richtig, bestimmte Taten bestimmten Nationen zuzuordnen, wie es in der Öffentlichkeit oft und gerne getan wird.
Achim ist nicht mehr einer von ihnen. Er hat seine Strafe abgesessen und daraus gelernt, dennoch sind alte Verhaltensmuster noch nicht vollständig weg. Seine Veränderung ist aber klar zu spüren. Um den Tod eines Menschen aufzuklären, verrät er einen vermeintlichen Freund. Eine Rolle, die ich mit reinem Gewissen spielen konnte.

Immer wieder hört man von Situationen, in denen Menschen wegsehen, anstatt zu helfen. Haben Sie eine Idee, was man dagegen tun kann?

Jeder kann jederzeit Opfer werden. Sogar mitten in der Öffentlichkeit. Man sollte sich in die Opferrolle nur mal gedanklich hineinversetzen und sich dann fragen, was ich von meinen Mitmenschen erwarten würde. Viele wissen zwar nicht was, wie und wann zu tun ist. Aber helfen ist kein Wunschkonzert. Man MUSS helfen – das steht fest. Durch meine Arbeit als Schauspieler hatte ich oft die Aufgabe, mich in Schläger hineinzudenken. Dadurch bin ich davon überzeugt, dass Aufmerksamkeit die größte Waffe ist, die man als couragierter Mensch hat. Verbal und laut auf das Geschehen aufmerksam machen, andere Menschen konkret ansprechen und um sich scharen – ich glaube, dann ist jeder Täter erst einmal außer Gefecht gesetzt. Trotzdem sollte man nicht den Helden spielen und in eine Situation eingreifen, die einen selber in zu große Gefahr bringt. Das verlangt niemand – weder das Gesetz noch die Moral. Sich aber Täter und Tatverlauf gut merken und später als Zeuge zur Verfügung zu stehen, schon. Mir persönlich hilft es sehr, mir solche Situationen vorzustellen, um dann, wenn es wahrhaftig zu so etwas kommt, nicht unüberlegt, emotional und falsch zu handeln. Ich bin vorbereitet, weil ich es bereits mehrmals in meinem Kopf durchgespielt habe. So kann man sich selber zu Zivilcourage erziehen. Jeder kann jederzeit Verantwortung übernehmen. Man kann sich ausmalen, was passiert, wenn alle denken "irgendjemand wird schon helfen".

Neben zahlreichen Filmrollen kann man Sie auch häufiger bei "roBSNtoWN" auf YouTube sehen – und hat viel zu lachen. Was gefällt Ihnen daran?

Robert ist einer meiner besten Freunde und betreibt diesen YouTube-Kanal, bei dem ich ab und zu mitmache. Dabei geht es ausschließlich um den Spaß, den wir dabei haben. Ich hoffe, man merkt, dass wir uns nicht verstellen und uns größtmögliche Authentizität wichtig ist. Wir lachen sehr viel zusammen und haben nach dem ersten gemeinsamen Versuch gemerkt, dass die Zuschauer oft mitlachen. Nicht selten passiert es, dass wir auch ernste Themen wie Zivilcourage, Homosexualität oder Mobbing ansprechen und unseren Senf dazugeben – der Anklang findet oder eben nicht. Die Rückmeldung bekommen wir sofort in Form von Daumen nach oben oder unten und Kommentaren. So können wir auch bestimmte Themen behandeln und Dinge tun, die sich unsere Zuschauer konkret wünschen und sie so interaktiv am Geschehen teilhaben lassen, während wir, ganz nebenbei, unsere Freundschaft pflegen.

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