Regisseur Michael Krummenacher und Produzent Michael Polle

Von links: Fabian Hinrichs (Rolle: Hauptkommissar Felix Voss), Sina Martens (Rolle: Eva Hentschel) und Regisseur Michael Krummenacher.
Von links: Fabian Hinrichs (Rolle: Hauptkommissar Felix Voss), Sina Martens (Rolle: Eva Hentschel) und Regisseur Michael Krummenacher. | Bild: BR/X Filme Creative Pool GmbH / Hendrik Heiden

Regisseur Michael Krummenacher

»VERTRAUTE FREMDE.

Die Welt von 'Hochamt für Toni' ist eine weite. Einsame Straßen, Felder, Windräder. Die visuell reiche fränkische Landschaft lädt förmlich dazu ein, Gedanken und Bilder schweifen zu lassen.

Es ist gleichzeitig aber auch eine enge Welt. Man kennt sich, man ist abhängig voneinander und daraus auszubrechen ist nicht leicht – schon gar nicht aus der eigenen Familie.

Ich selbst bin in einer ländlichen Gegend der Schweiz aufgewachsen, die stark geprägt ist von kleinen und mittleren Unternehmen. Insofern kam mir das fiktive Konradsgrün unter dem Patronat der Familie Hentschel schon beim ersten Lesen von Bernd Langes stimmigem Drehbuch sehr vertraut vor. Aber gerade das vertraut geglaubte wird einem manchmal plötzlich am fremdesten – so wie es auch Kommissar Felix Voss passiert, als er einen Schritt in seine Vergangenheit macht…

Fabian Hinrichs Kommissars-Figur steht in diesem neunten Tatort Franken stärker im Mittelpunkt als je zuvor. Für mich war 'Hochamt für Toni' (nach '8Tage' und 'Preis der Freiheit') bereits die dritte Zusammenarbeit mit Fabian Hinrichs. Sein Talent, seine Offenheit und das Zusammenspiel mit Dagmar Manzel und dem wunderbaren Schauspiel-Ensemble machten das Entdecken dieser Facetten von Felix Voss für mich als Regisseur zu einem Genuss. Ein junges, motiviertes Team und nicht zuletzt die vertrauensvolle Redaktion von Stephanie Heckner erlaubten es zudem, jederzeit der ganz eigenen Tonalität und dem Rhythmus dieses Stoffes nachzugehen.

Und so ist 'Hochamt für Toni' eine atmosphärische Geschichte über nicht gelebte Leben geworden, mehr klassisches Melodram als klassischer Krimi. Denn in der vertrauten Fremde lauert hinter dem nächsten sanften Hügel oft die Melancholie.«

Dabei lernt er Tonis Familie kennen, die auch zu Marcus‘ Predigt eingeladen war: Tonis Vater, Johannes Hentschel, ist ein mittelständischer Industrieller, der in den letzten Jahrzehnten seinen Familienbetrieb zu einem der wichtigsten Zulieferer der Autoindustrie in der Region gemacht hat.
Dabei lernt er Tonis Familie kennen, die auch zu Marcus‘ Predigt eingeladen war: Tonis Vater, Johannes Hentschel, ist ein mittelständischer Industrieller, der in den letzten Jahrzehnten seinen Familienbetrieb zu einem der wichtigsten Zulieferer der Autoindustrie in der Region gemacht hat. | Bild: BR/X Filme Creative Pool GmbH / Hendrik Heiden

Produzent Michael Polle

»Hochamt für Toni' war für uns bei X Filme bzw. mich persönlich nach dem Jubiläumstatort 'In der Familie' die zweite Zusammenarbeit mit sehr besonderen und kreativen Partnern: Bernd Lange als Autor und Stephanie Heckner als Redakteurin.  

Stephanie Heckner war bereits zuvor über viele Jahre hinweg eine sehr wichtige Bezugsperson, wenn es um eigene und besondere Filme für den Sonntagabend ging. Kennengelernt haben wir uns bei dem München-Tatort 'Die Wahrheit', der noch während der Entwicklung in eine Fortsetzung mündete, da der Täter am Ende nicht gefunden wurde: 'Der Tod ist unser ganzes Leben'. Es war damals Stephanies Idee, denn sie sagte: Wir wollen doch unbedingt wissen, wer es war? Und unsere Kommissare haben ein solches Trauma, wie gehen sie damit um? Diese Neugier, diese inhaltliche Kompetenz und ihr genauer Blick, ein besonders großes Vertrauen und ihr Mut haben sie ausgezeichnet. Und dabei schenkte sie immer neuen Kreativen das Vertrauen, diese Wege konsequent zu gehen. Die Filme waren oft anders, aber sehr häufig fanden sie ein breites Publikum und wurden auch von der Kritik gelobt – etwas, das selten ist und nur dank ihr möglich war.

Bei 'Hochamt für Toni' kam mit dem Regisseur Michael Krummenacher erneut einer dieser 'Neulinge' im Tatort-Genre an Bord, der jedoch in der Vergangenheit bereits durch seine herausragenden Kino- und TV-Filme auf sich aufmerksam gemacht hatte. 

Im Zentrum stand die Idee, den Hintergrund der Figur Felix Voss zum ersten Mal im Tatort Franken genauer zu beleuchten. Auch hier war Stephanies Neugier sofort geweckt, als Bernd Lange und ich ihr diese Idee das erste Mal vorstellten. Was hat Felix vor seiner Zeit bei der Polizei gemacht? Welche Erlebnisse und Begegnungen haben ihn emotional geprägt? Gleichzeitig wollten wir Nürnberg als Sitz des Kommissariats verlassen und Franken durch einen Fall erzählen, der eher in einer ländlichen Region angesiedelt ist – an der Grenze von Mittelfranken und der Oberpfalz. Die Menschen dort mögen es uns bitte verzeihen, dass wir uns bei der Auswahl unseres Hauptmotivs für Ansbach und Umgebung entschieden haben. Dies hatte vor allem drehlogistische Gründe, die immer mit finanziellen Erwägungen einhergehen.

Stephanie Heckner war es auch bei diesem Film sehr wichtig, Franken und seine Regionen so gut es geht nicht aus den Augen zu verlieren – so wie immer, seit mit 'Der Himmel ist ein Platz auf Erden' der erste Tatort Franken produziert wurde. Sie wird diesem und anderen Formaten, die sie prägte, aber vor allem vielen Menschen fehlen.«

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